Der Trick mit dem Ritual

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Heute isst jeder – oder sagen wir mal fast jeder – zu einer anderen Zeit und womöglich auch noch etwas ganz anderes. Einfachste Rituale, wie sich guten Appetit wünschen oder sich gegenseitig die Schüsseln reichen, gehen durch das individualisierte Essverhalten verloren. Schade, denn wir geniessen das Essen mehr und essen viel bewusster, wenn wir vorher ritualisierte Handlungen durchführen. Sei das eine Kerze anzünden, ein Tischgebet sprechen oder irgendeinen Spruch aufsagen. Das ist wissenschaftlich einwandfrei bewiesen. Wichtig ist, dass man aktiv am Ritual teilnimmt.

Langsamer und bewusster essen und trinken

Es gibt drei Gründe, weshalb Rituale das Essen besser machen. Erstens wartet man mit dem Essen, bis alle da sind, und man setzt sich an einen Tisch. Zweitens isst und trinkt man langsamer und bewusster. Die Wahrnehmung und der Genuss werden gesteigert. Drittens sind Rituale an eine Gruppe geknüpft. Essen in der Familie, mit Freunden und Kollegen fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und löst positive Empfindungen aus.

Ein Ritual ist eine nach bestimmten Regeln ablaufende Handlung mit hohem Symbolgehalt. Ein Ritual ist immer auch eine kommunikative Handlung in einer Gruppe und fördert deren Zusammenhalt. Darüber hinaus strukturieren Rituale den Tagesablauf und verhelfen zu einem geregelten Alltag. Sie haben eine Art meditative, stressreduzierende Wirkung und bereiten uns auf den bevorstehenden Genuss vor.

Auch wenn das ein Relikt aus vergangenen Zeiten zu sein scheint: Untersuchungen haben gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen gemeinsamen Mahlzeiten und einem normalen Körpergewicht gibt.

So geht’s:

  • Machen Sie aus jeder Mahlzeit ein kleines Ritual. Richten Sie den Tisch schön her, dekorieren Sie ihn, sei es auch nur mit einer Kleinigkeit. Und richten Sie die Teller hübsch und fantasievoll an.
  • Gemeinsame Mahlzeiten schützen Kinder vor Übergewicht. Je häufiger Familien sich zusammen an den Tisch setzen, desto normaler ist ihr Gewicht.
  • Setzen Sie sich auch für jede noch so kleine Mahlzeit hin. Speisen, die im Stehen gegessen werden, nehmen wir kaum als solche wahr, obwohl diese oft Unmengen von Kalorien liefern.
  • Nehmen Sie das Essen, wenn möglich, immer am gleichen Ort ein. Dann registriert der Körper die Essenaufnahme auch als richtige Mahlzeit.
  • Essen Sie, wenn immer möglich, nicht alleine, um irgendetwas Essbares in grosser Eile zu verschlingen.
  • Warten Sie mit dem Essen, bis alle am Tisch sitzen und sich entspannt haben. Auch wenn es nicht ein Tischgebet ist, irgendein sinnvoller Spruch ebnet ein bewusstes, genussvolles Essen, sei es auch nur „en Guete“ oder „Mahlzeit“.
  • Das Herumreichen von Schüsseln und Platten und das sich gegenseitig Schöpfen sowie Einschenken von Getränken hat eine stark fürsorgliche Symbolkraft. Nutzen Sie diese positive Energie!
  • Lassen Sie sich Zeit zum Essen. Zünden Sie eine Kerze an. Das beruhigt unheimlich. Viele Kulturen, vor allem fernöstliche, machen es uns vor: Die Mahlzeiten sollen zelebriert werden. So merken Sie auch viel eher, wenn Sie satt sind.
  • Während des Essens haben weder das Handy, noch die Zeitung noch der Fernseher etwas verloren.
  • Bleiben Sie am Tisch sitzen, bis alle fertig gegessen haben.
  • Auch gemeinsames, bewusstes Einkaufen ist ein sehr schönes, genuss- und gesundheitsförderndes Ritual.
  • Ein Ritual, das Sie, wenn nötig, sofort streichen könnten, ist der sofortige Griff in den Kühlschrank beim nach Hause kommen. Machen Sie sich, wenn nötig, einen Tee. Das beruhigt und weckt die Vorfreude auf das bevorstehende, genussvolle Essen.

Fazit:

Essensrituale haben eine jahrtausendalte Tradition. Schade, wenn wir in unserer individualisierten Zeit sie achtlos beiseitelassen. Familien, welche die Essenrituale pflegen, haben ein gesünderes Körpergewicht als blosse Gelegenheitsverpfleger.