Die eitle Dame mit dem Messer am Hals

Verena Kind wp e1410451828406

Hallo, das ist so erfrischend, wie Sie über unser Essverhalten schreiben. Vor mehr als zwei Jahren merkte ich, dass ich mit einer Einkaufstasche nur noch mühsam gehen konnte und meine Beine schlimmer wurden. Mit dem Messer am Hals beschloss ich, meine Esserei grundsätzlich zu ändern und mein Übergewicht zu reduzieren. Ich wog nämlich damals mehr als 83 Kilo. Ich wollte keine zeitlich beschränkte Diät machen, sondern mein Verhalten für immer verändern. Ich hatte so viele Diäten hinter mir. Trennkost und wie sie alle heissen. Dieses Mal wollte ich es mit meinem gesammelten Wissen selber schaffen. Möglichst kein Fett, wenig Kohlenhydrate, dafür viel Eiweiss und viel Gemüse, damit ich zwischen den Mahlzeiten nicht Hunger kriege.

Am Morgen esse ich Joghurt Nature mit Beeren oder Früchten, kein Brot – man gewöhnt sich dran. Ich esse jeden Mittag ein kleines Stück mageres Fleisch und schnätzle dazu einen Apfel mit Thymian. Dazu koche ich mir Gemüse, schmecke es mit wenig Butter ab, und dazu gibt es Salat mit wenig Öl. Dafür Hüttenkäse mit ein klein wenig Mayonnaise und vielen eigenen Kräutern. Damit meine Gelüste nach Süssem nicht eskalieren, mache ich mir zum Nachtisch einen Espresso, und dazu gibt’s eine Reihe Lieblingsschokolade. Abends esse ich jetzt im Sommer viel Salat. Da schnätzle ich ein hart gekochtes Ei dazu, wieder um den Magen zu sättigen. Ich muss unbedingt satt sein, damit ich zwischen durch nicht schwach werde. Im Winter koche ich mir oft eine grosse Minestrone mit einigen Ochsenschwänzen drin. Ja, und dann gebe ich mir das Recht, auch einmal auszubrechen, sei es, dass ich Lust nach Spaghetti habe, oder dass ich mit meinem Besuch einfach mit Freude mitesse. Da muss ich dann die folgenden Tage etwas mehr aufpassen, denn das Gewicht reagiert ganz blöd schnell!

Während ich mein Essverhalten änderte und Erfolg hatte, begann ich auf so vieles aufmerksam zu werden. Zum Beispiel entdeckte ich meine Gier, möglichst viel zu essen, etwas, was ich mir als Kind angewöhnte, aus der kindlichen Angst, meine kränkelnde Schwester bekomme alles. Dass das heute nicht mehr zutrifft, ist klar, und trotzdem ertappe ich mich oft, wie solche Muster mich heute hindern, die zu sein, die ich wirklich bin.

Mit dem Abnehmen habe ich so viel Freude bekommen, wenn ich mich im Spiegel anschaue. Diese Freude hilft mir immer wieder, wenn ich einen schwachen Tag habe. Ja ich bin richtig eitel geworden, trotz meinen 84 Jahren! Unterdessen habe ich mit vielen Auf und Ab 13 Kilo weniger und trage anstatt XL die Grösse 42. Ich mache weiter, will mein Gewicht zurückerobern, das ich nach meinen vier Kindern hatte. Mein Hausarzt schmunzelt und sagt GO!

Das wäre meine Geschichte ich hoffe, Sie können etwas daraus brauchen. Schreiben Sie weiter. Ich lese Ihre Artikel sehr gern.

Mit einem herzlichen Gruss

Verena Kind