Die Wahrheit über Analsex

Besserer Sex Lektion 6. Ist Analsex pervers oder beschert er ultimative Lust? Die Analyse eines erotischen Grenzbereichs.

10 Dinge die Frauen beim Sex hassen

Analverkehr gilt als erotische Grauzone. Manche beschreiben den Analverkehr als Akt des höchstmöglichen Vertrauens. Andere wiederum verabscheuen ihn als pervers, unhygienisch und schmerzhaft. Ist Analsex pervers oder beschert er ultimative Lust? Wer hat Recht? Oder liegt die Wahrheit in der Mitte? Im Porno ist Analsex gängige Praxis. Die Nachfrage nach entsprechenden Filmen ist besonders gross. Pornofilme sind allerdings schlechte Ratgeber. Von Rücksichtnahme oder gegenseitigem Einverständnis ist keine Spur zu sehen. Auch nicht von einer zärtlichen Vorbereitung. Zudem ist der Wechsel vom Analverkehr zum vaginalem Verkehr – das gehört in den einschlägigen Filmen zum herz- und hirnlos abgespulten Standardprogramm – vor allem für die Frau eine hygienische Katastrophe. Viele Frauen erleben Analsex zudem als sehr schmerzhaft. „Wie Rückwärtsscheissen“ fühle es sich an, lauten die Berichte in den entsprechenden Foren. Wie wenn man auf die Toilette müsse, jedoch ohne Erleichterung, die man sonst bei einem solchen Geschäft verspüre.

Beziehung auffrischen

Es lohnt sich also, wenn sich beide Partner zuerst fragen, ob der Wunsch nach analer Penetration wirklich auf Gegenseitigkeit oder nur auf einer suggestiven Wirkung der Pornoindustrie beruht. Auf jeden Fall ist Analsex kaum ein taugliches Mittel, um ein ödes Sexualleben und schon gar nicht eine festgefahrene Beziehung dauerhaft aufzufrischen. Deshalb sollte die Frau auch nicht nur aus dem Grund einwilligen, ihm einen Gefallen zu tun oder gar einen Liebesbeweis zu erbringen. Das schlechte Gefühl nach ungewollten Sexualpraktiken braucht kein Mensch.

Männer mögen Analsex aus unterschiedlichen Gründen. Er ist „verboten“, es ist enger als in der Vagina, und nicht zuletzt ist die Penetration in den Anus eine sehr dominante Geste, die viele Männer unglaublich erregend finden. Für Frauen ist Analsex in einigen Gegenden der Welt eine einfache Methode der Schwangerschaftsverhütung. Eine Studie unter mehr als Zehntausend Teenagern in den USA ergab sogar, dass viele Jugendliche Analsex praktizieren, um Jungfrau zu bleiben.

Äusserst sensibel

Der Anus ist ob seiner vielen Nervenenden äusserst sensibel und gehört zu den erogenen Zonen. Eine Berührung mit den Fingern und der Zunge ist für manche eine zusätzliche, reizvolle Stimulation. Der Analverkehr zählt aber auch zu den risikoreichen Sexualpraktiken, zumal die Afterregion selbst bei grosser Erregung im Gegensatz zur Vagina über keine natürliche Feuchtigkeitsproduktion verfügt. Beim Eindringen kommt es leicht zu kleinen Verletzungen und Rissen der Schleimhaut, die sehr dünn ist. Deshalb können bei ungeschütztem Verkehr auch ohne Samenerguss leicht Hepatitis, Aids und andere Krankheiten übertragen werden.

Am wichtigsten ist, es langsam angehen zu lassen. Analsex ist nichts für ein Quickie. Wenn Sie zu forsch an die Sache herangehen, wird sich die ursprüngliche Lust schnell in pure Panik und Ablehnung verwandeln. Schaffen Sie eine entspannte Atmosphäre. Leisten Sie Vorarbeit. Je mehr Sie den Schliessmuskel durch Küssen, Streicheln und Massieren stimulieren, desto schneller entspannt er sich.

Am Anfang sollten Sie nicht alles geben. Beginnen Sie mit dem Finger – vorher Nägel reinigen und kurz schneiden – und nicht direkt mit Ihrer Männlichkeit. Nehmen Sie viel Analgleitgel und lassen Sie Ihren Partner bestimmen, wie schnell und wie weit Sie eindringen dürfen. Vermeiden Sie unmotivierte, heftige Stösse. Ein gleichzeitiges Stimulieren der Klitoris oder anderer Zonen ist sehr empfehlenswert. Eine geeignete Position für sehr entspannten, behutsamen Analsex ist die so genannte Löffelchenstellung, bei der beide Partner auf der Seite liegen, er hinter ihr. In dieser Position lässt sich in tiefer Innigkeit wunderbar verweilen, ohne dauernd zustossen zu müssen.

Grenzen unbedingt festlegen

Legen Sie jedoch bei allem, was Sie tun, Grenzen fest, speziell beim Analsex. Wenn Sie zuerst neugierig waren, während dem Verkehr aber feststellen, dass es nichts für Sie oder Ihre Partnerin ist, heisst es Stopp. Die Frau bestimmt allein, wie weit der Mann gehen kann. Wichtig ist, sich nicht unter Druck setzen lassen. Freude und Lust kann Analsex nur machen, wenn er absolut freiwillig geschieht. Sonst kann sich der Schliessmuskel so verkrampfen, dass das Einführen des Penis höllische Schmerzen verursacht. Auf der anderen Seite braucht es aber auch zuerst ein bisschen Übung, bis man sich beim Analverkehr ganz fallen lassen kann.

Noch ein paar Mythen, die man getrost vergessen kann. Die Angst, auf Unmengen Kot zu stossen, ist unbegründet. Der Kot wird im Dickdarm gesammelt, nicht im Enddarm, der zwischen 15 und 30 cm lang ist. Trotzdem kann es vorkommen, dass der eine oder andere Krümel am besten Stück hängen bleibt. Entweder Sie tolerieren das oder Ihre Partnerin verpasst sich vor dem Analsex eine Analdusche oder gar einen Einlauf – in Pornodrehs übrigens Standard. Entsprechendes Material für einen Einlauf kann man in der Apotheke oder im Sanitätsgeschäft kaufen. Für Anfänger ist der Analsex unter der Dusche wohl die sauberste Lösung. Auch der ausgeleierte Schliessmuskel ist ein Märchen. Der Anus ist ein äusserst kräftiger und dehnbarer Muskel. Die Angst, dass er irgendwann schlaffer wird und nicht mehr richtig schliesst, ist unbegründet, ausser sie verletzten ihn durch das Einführen von ultragrossen Gegenständen.

An Geschlechtskrankheiten und Aids denken

Und nochmals: Denken Sie an den Schutz vor Geschlechtskrankheiten und Aids. Auch wenn Sie Ihrem Partner vertrauen, sollten Sie auf Kondome nicht verzichten. Verwenden Sie Präservative immer mit zusätzlichem, fettfreiem Gleitmittel. Spezielle Präservative braucht es für den Analsex nicht. Verwenden Sie aber keine extradünnen, genoppten oder gerippten Kondome. Und: Speichel ist niemals Ersatz für Gleitgel. Das gilt auch für Melkfett oder gar Handcreme.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 29.05.2014.

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