Ein lebenslanger Begleiter

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Der amtierenden Miss Schweiz Dominique Rinderknecht sieht man nicht an, dass sie Rheumatoide Arthritis hat. Woran das liegt? An der inneren Einstellung und einer wirksamen Therapie.

Dominique Rinderknecht ist 24 Jahre jung. Sie hat Rheumatoide Arthritis. Und sie lebt gut damit. Das war nicht immer so. Mit 17 zeigten sich die ersten Anzeichen, doch erst Jahre später wurde die richtige Diagnose gestellt. «Zuerst tat mir nur ein Knie weh, es war entzündet und füllte sich mit Wasser. Ich konnte das Bein nicht mehr richtig bewegen. Später traten die Schmerzen auch in den Handgelenken auf», sagt die amtierende Miss Schweiz. «Man wusste lange nicht, woher das kam. Wir dachten, die Beschwerden seien wohl am ehesten auf den vielen Sport zurückzuführen.» Dann die Diagnose. Für sie brach eine Welt zusammen. Wie ein Berg türmten sich die vielen Fragen auf. Ihre Träume schienen zu platzen.

Dominique Rinderknecht begann sich intensiv mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Versuchte man es vor der Diagnose noch mit Akupunktur, wurde jetzt umgehend eine wirksame Basisbehandlung eingeleitet, um die Entzündung zu stoppen. Die Wirkung liess nicht lange auf sich warten. «Heute bin ich vollkommen beschwerdefrei und kann alles machen, beruflich und im Sport.» Der Umgang mit den Medikamenten ist für sie heute eine Selbstverständlichkeit, obwohl sie diese sogar spritzen muss. Sie weiss, was auf dem Spiel steht: «Bei der Rheumatoiden Arthritis geht es darum, die Entzündung zu unterbinden und Langzeitschäden wie Zerrstörungen und Deformationen der Gelenke zu vermeiden. Ich will auch in 40 Jahren mein Leben ohne Behinderungen leben können. Und weil ich eine wirksame Therapie habe, muss ich auch keine Angst haben, dass der Krankheitsprozess irgendwann weiter voranschreitet, obwohl die Rheumatoide Arthritis nicht heilbar ist.»

Die Erfahrungen, welche die Zürcherin im Umgang mit ihrer Krankheit gemacht hat, könnte man in jedes Lehrbuch schreiben. «Kurz nach der Diagnose dachte ich, ich sei krank. Heute weiss ich, dass ich mit der Rheumatoiden Arthritis einen lebenslangen Begleiter habe und fühle mich dennoch gesund.» Sie habe gelernt, mehr Prioritäten zu setzen, von ihrem Perfektionismus abzukommen, gut zu sich zu schauen und der Krankheit keinen so grossen Stellenwert mehr einzuräumen. «Es ist nicht gut, wenn sich alles immer um dasselbe Problem dreht.» Ein grosses Vorbild sei ihre Grossmutter, die über 80 und trotzdem noch sehr fit sei. «Das kann man nicht, wenn einem in der Jugend alles egal ist.» Auch ihre Eltern hätten der Gesundheit, vor allem dem Sport und der Ernährung, grosses Gewicht beigemessen. Das habe sie geprägt.

Dominique Rinderknecht hat keine Angst davor, mit der Krankheit Rheuma in Verbindung gebracht zu werden. Sie schäme sich auch nicht dafür. Im Gegenteil. Sie wolle zeigen, dass es auch viele junge Menschen trifft. Deshalb engagiert sie sich für die Rheumaliga und die Polyarthritiker-Vereinigung. Speziell wolle sie sich für das Thema Bewegung starkmachen und für einen selbstbewussten Umgang mit der Krankheit. «Bewegung ist für Menschen mit rheumatischen Krankheiten enorm wichtig. Vor allem, was die Tiefenmuskulatur anbelangt. Das spüre ich am eigenen Leib, wenn ich trainiere.» Sie wolle den Betroffenen Mut machen, sich durch die Krankheit nicht einschränken zu lassen, sondern ihre Träume trotzdem zu verfolgen.»

Und welchen Traum möchte sie als nächstes verwirklichen, fragen wir die Noch-Miss-Schweiz? «Es müssen keine grossen Dinge sein. Ich habe immer kleine Träume, Dinge, welche mir beruflich und privat Freude bereiten. Ich freue mich über jeden neuen Schritt in meinem Leben. Vielleicht ist das eine Moderationsausbildung. Glücklich sein, das sei ihr grösster Traum. Zufrieden sein mit sich selber, eine funktionierende Beziehung, gute Freunde und so weiter.

Keine Frage des Alters

Die Rheumatoide Arthritis ist keine Frage des Alters. Auch Kinder und Jugendliche und selbst Säuglinge können erkranken. Man geht von einer Häufigkeit von 20 bis 150 Betroffenen pro 100 000 Kinder und Jugendlichen aus. Meistens dauert es immer noch viel zu lange, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Dabei sollten die Patienten innerhalb von maximal zwei Monaten nach Auftreten der ersten Symptome in den Händen eines erfahrenen Rheumatologen sein. Denn nur, wenn die Therapie in einem sehr frühen Stadium einsetzt, lassen sich bleibende Schäden verhindern und die Krankheit zum Stillstand bringen. Am wichtigsten ist eine wirksame, mehrstufige Behandlung. Zur Standardtherapie gehören entzündungshemmende Medikamente, nämlich Antirheumatika, Kortisonpräparate und Basistherapeutika. In einer zweiten Stufe kommen hochwirksame biologisch aktive Substanzen zum Zug, zum Beispiel die sogenannten TNF-alpha-Blocker.

Rheumaliga Schweiz – aktiv gegen Rheuma

Die Rheumaliga Schweiz engagiert sich für Betroffene und wendet sich an Interessierte und Fachleute mit Information, Beratung, Kursen, Weiterbildung und Alltagshilfen. Sie wurde 1958 gegründet und trägt das ZEWO-Gütesiegel für gemeinnützige Organisationen. Zum Thema Rheumatoide Arthritis bietet die Rheumaliga auf ihrer Webseite und in einer übersichtlichen kostenlosen Broschüre Informationen und Tipps an. Was spricht für eine medikamentöse Therapie? Wie sind Gelenkzerstörungen abwendbar? Wie lassen sich Beruf und Alltag bewältigen? Auch das neue youtube-Video der Rheumaliga gibt darauf praxisnahe Antworten. Im Film kommen eine Betroffene und ein erfahrener Rheumatologe zu Wort, ergänzt mit den Empfehlungen einer Ergotherapeutin.

www.rheumaliga.ch