Eisenmangel schlägt aufs Herz

Die Gesichter des Eisenmangels, Teil 4. Fast jede chronische Krankheit, sei es das Herz, Krebs oder Rheuma, geht mit Eisenmangel einher.

Eisenmangel neu 3

Eisenmangel ist bei Blutspendern häufiger anzutreffen als in der übrigen Bevölkerung. In erster Linie sind Frauen betroffen, die ihre Mens haben. Studien zufolge liegt die Häufigkeit bei Frauen, die regelmässig Blut spenden,  um die 40 Prozent. Je kürzer das Intervall zwischen den einzelnen Blutspenden, desto häufiger der Eisenmangel.

Krebspatienten leiden neben ihrer Grunderkrankung oft auch an einem Eisenmangel mit oder ohne Anämie. Sie kann durch die Chemotherapie bzw. Strahlentherapie oder den Tumor selbst verursacht sein. Meist führt das Eisendefizit zu einer ausgesprochenen Fatigue und zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität. Die Häufigkeit liegt bei der Diagnose solider Tumoren bei rund 50 Prozent, bei Patientinnen mit Brustkrebs bei rund 30 Prozent. Die intravenöse Eisenbehandlung hilft bei Krebspatienten den Eisenmangel schnell und anhaltend zu beheben. Diese Ergebnisse wurden kürzlich an der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie in Basel vorgestellt.

Im Frühstadium einer chronischen Nierenerkrankung leidet etwa jeder vierte Patient an einer Anämie. Im Endstadium des Nierenversagens sind fast alle Patienten davon betroffen. Eine auf eine chronische Nierenerkrankung zurückzuführende Anämie wiederum ist mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems verbunden, da dem Herz die Pumpleistung zunehmend schwer fällt. Die Anämie bei einer chronischen Nierenfunktionsstörung resultiert in erster Linie aus dem Mangel an Erythropoietin. Sie kann aber auch mit Eisenmangel einhergehen.

Eisenmangel bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz geht mit einer schlechten Prognose einher. Das gilt auch dann, wenn das Hämoglobin noch im Normbereich liegt. Kommt eine Nierenfunktionsstörung dazu, steigt das Sterberisiko noch stärker an. Eine intravenöse Korrektur verbessert den Gesundheitszustand, die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität der Patienten mit oder ohne Anämie signifikant. Die Ergebnisse führten dazu, dass die European Society of Cardiology die i.v.-Gabe von Eisen in ihre Leitlinien zur Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz aufgenommen hat.

Einer der häufigsten Ursachen für Eisenmangel sind Blutungen des Magen-Darm-Traktes,  zum Beispiel infolge chronischer Einnahme von schmerz- und entzündungshemmenden Mitteln, Dickdarmpolypen, Dickdarmkrebs, Magengeschwüren, Speiseröhrenentzündung usw. Auch bei Absorptionsstörungen des Darmes wird Eisen schlechter aufgenommen, zum Beispiel bei Zöliakie, Laktoseintoleranz oder nach operativen Eingriffen.

In den letzten Jahren ist ein Anstieg der Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu verzeichnen. Die meisten der Betroffenen leiden unter Eisenmangel. Auch eine chronische Infektion des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori kann einen Eisenmangel zur Folge haben, der nicht auf Eisentabletten anspricht.

Wie alle chronischen Entzündungen gehen die rheumatoide Arthritis und Bechterew mit einem Eisenmangel einher. Gründe dafür sind die schlechte Mobilisierbarkeit des Speichereisens sowie chronische Blutverluste im Magen-Darm-Trakt, bedingt durch die Langzeittherapie mit entzündungshemmenden Wirkstoffen.

Bei der COPD hat nahezu jeder zweite Patient einen Eisenmangel und jeder dritte eine Anämie. Wie bei allen generalisierten Entzündungen – und dazu gehört die COPD – ist nicht nur die Eisenresorption im Darm gestört, es kommt auch zur Freisetzung von Zytokinen, welche die Eisenmobilisierung hemmen.

Hier finden Sie alle 5 Folgen der Serie „Gesichter des Eisenmangels“

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 31.10.2013.

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