Für immer verschwunden

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Sind bei der Behandlung von verengten Herzkranzgefässen die Tage der herkömmlichen Metallstents gezählt, und sind auflösbare Gefässstützen bald der neue Standard? Es sieht ganz danach aus, betrachtet man die überzeugenden Studienergebnisse sowohl weltweit als auch im Herzzentrum Luzern, einem auf diesem Gebiet führenden Zentrum der Schweiz.

«Resorbierbare Stents aus einem Milchsäure-Gerüst werden immer häufiger eingesetzt, weil sie gegenüber den herkömmlichen Gefässstützen aus Metall entscheidende Vorteile haben», erklärt Dr. Florim Cuculi, Leitender Arzt Kardiologie am Herzzen­trum Luzern im Luzerner Kantonsspital. Die Metallröhrchen wurden entwickelt, um die mit dem Ballonkatheter aufgeweiteten Koronararterien offen zu halten und die Gefässablagerungen an die Wand zu drücken, damit das Blut wieder ungehindert fliessen kann. Solche Stents wurden in den letzten Jahren zur Routine bei der Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit.

Erfolgreiche Behandlung mit bioresorbierbaren Stents

Dr. med. Florim Cuculi Funktion Leitender Arzt Abteilung Kardiologie
Dr. med. Florim Cuculi
Funktion Leitender Arzt
Abteilung Kardiologie

«Allerdings braucht der Körper die Abstützung des Gefässes nicht dauerhaft», sagt Dr. Cuculi. «Im Grunde genommen ist es wie mit einem gebrochenen Bein. Einen Gips braucht man auch nur, bis der Knochen wieder zusammengewachsen ist. Deshalb haben Ingenieure versucht, Stents zu entwickeln, die sich von selbst auflösen, wenn sie nicht mehr benötigt werden.» Vor fast drei Jahren kam der erste bioresorbierbare Stent. Das Gerüst besteht aus einer Milchsäure-Verbindung, die schon für selbstauflösende Fäden genutzt wird. Dr. Cuculi: «Mittlerweile wurden weltweit über 100 000 Menschen erfolgreich behandelt. Bei Studien mit über 10 000 Patienten, auch in der Schweiz, hat sich gezeigt, dass die neue Therapie mindestens genauso wirksam und sicher ist wie die Behandlung mit Metall­stents.»

Der grösste Vorteil ist, dass kein dauerhaftes Implantat im Körper zurückbleibt. Nach drei Jahren sind die auflösbaren Stents verschwunden und die Koronararterien sehen wieder ganz normal aus. Das Blutgefäss kann sich wieder natürlich verhalten und wird nicht durch ein starres Metallröhrchen behindert. Und sollte die koronare Herzkrankheit weiter fortschreiten, ergeben sich im Gegensatz zu Metallstents auch keine Probleme bei einer allfälligen Bypassoperation.

Stents und Ballone öffnen die Gefässe

Schmerzen im Brustraum und Atemnot sowie Erschöpfung bei körperlichen Tätigkeiten sind Anzeichen einer koronaren Herzerkrankung. Häufigste Ursache ist Arteriosklerose. Sogenannte Plaques aus Cholesterin, Blutgerinnseln und Kalk verengen die Herzkranzgefässe. Verschliessen sich die Blutgefässe ganz, kann es zu einem Herzinfarkt kommen. Um die Gefässe wieder zu öffnen, wurden Ballone und Metallstents entwickelt. Sie erweitern das Gefäss. Die kleinen Metallröhrchen werden in das Gefäss implantiert und drücken die Plaques an die Wand. So kann das Blut wieder ungehindert fliessen.

Der Körper kann mit einer überschies­senden Wundheilung auf die Implantate reagieren, was oft eine neue Gefässverengung verursacht. Mit der Einführung von Medikamente-freisetzenden Stents im Jahr 2002 wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Stents sind nun mit einem Wirkstoff beschichtet, was die Komplikationen durch überschiessendes Zellwachstum stark reduziert. Allerdings benötigt das Herzkranzgefäss die Unterstützung durch einen Stent nicht ein Leben lang. Daher haben Ingenieure in den letzten Jahren Stents entwickelt, die sich auflösen, wenn die Abstützung des Gefässes nicht mehr gebraucht wird.

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Die verengte Herzarterie wird durch einen Ballon­katheter aufgeweitet, der über den Arm oder über die Leiste vorgeschoben wird. Der bioresorbierbare Stent ist eine vorübergehende Stütze, die implantiert wird, um ein Kollabieren der Arterie zu verhindern. Die Beschichtung auf dem Stent verhindert eine Wiederverengung in den ersten Monaten. Bioresor­­bierbare Stents lösen sich innerhalb von drei Jahren auf.