Kommunikation ist nie eine Einbahnstrasse

Einsamkeit 4

Ihren Newsletter lese ich immer sehr gerne und bedanke mich herzlich für die interessanten Beiträge und Tipps. Zu einem Bericht in der letzten Ausgabe nehme ich gerne Stellung: Einsamkeit macht krank (Bericht hier nachlesen).

Wie im Artikel erwähnt kann es sehr belastend sein, wenn jemand eine vertraute Person, den Ehepartner oder die Ehepartnerin verliert. Dafür habe ich wirklich Verständnis. Dennoch macht es mir Mühe, über Einsamkeit und sozialen Kontakt zu lesen. Und dies ganz einfach deshalb, weil ich in den letzten Jahren viele Erfahrungen – mehrheitlich negative – gemacht habe.

Gesellschaftliches Problem

Diverse Organisationen wie Pro Senectute bieten sehr viele Möglichkeiten. Es ist aber schlicht und einfach ein gesellschaftliches Problem jeder einzelnen Person – und ich meine die SeniorInnen.

Gerne schildere ich kurz, wie ich zu dieser ganz persönlichen Meinung komme.

Mein Mann, der 90 wird, und ich 70, haben einige Jahre vielen SeniorInnen freiwillig und unentgeltlich Computerunterricht erteilt. Einmal pro Monat haben wir uns getroffen. Wir hatten bis zu 80 Anwesende. Unzählige Anleitungen haben wir selber verfasst und abgegeben. Wir hatten sogar eine Mailingliste für alle eingerichtet und jede/jeder konnte schreiben. Viele haben diese Möglichkeit genutzt, andere machten gar nichts.

Es entstand auch mit einzelnen ein privater Mailkontakt. Ich habe sehr viele Mails verschickt mit interessanten Berichten, Tipps, Bildreportagen usw. usw. Einzelne Personen haben wir auch hin und wieder zu uns eingeladen. Selten aber kam eine Gegeneinladung. Man hörte von einzelnen, dass sie sich alleine fühlen. Dann habe ich telefoniert und nachgefragt. Die Betroffenen jedoch rufen nicht an und fragen nicht, wie es einem geht.

Ich stellte fest, dass dies ein Einbahnverkehr ist. Da fragte ich mich, ob ich weiterhin als Alleinunterhalterin Mails schreiben will. Ich habe meinen Entscheid anfangs Jahr gefällt und allen mitgeteilt, dass ich jetzt mehr die Tasten auf dem Yamaha-Keyboard klingen lasse als am PC zu sitzen. Die Reaktion darauf war sehr mässig.

Fazit

Mein persönliches Fazit: Viele SeniorInnen sind festgefahren, zu wenig neugierig und zu wenig interessiert, nur mit ihren eigenen Problemchen behaftet. Wie wäre es, wenn man jemandem auf der Strasse begegnet und sich einfach nur freundlich grüsst? Daran mangelt es ebenfalls sehr. Man wird angeschaut so nach dem Prinzip «kenne ich nicht, grüsse ich nicht» und man geht einfach weiter.

Herr Loher von Pro Senectute schreibt im Interview: „Ältere Menschen müssen mehr Aufwand betreiben; den ersten Schritt muss jeder selber machen“. Recht hat er!

Herzliche Grüsse von einer positiv eingestellten und neugierigen Seniorin.