Behandeln statt sich schämen

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Prof. Stephan Lautenschlager über eine Erkrankung, die das Gesicht ­eines Menschen entstellen kann, die Rosazea oder Gesichtsrose. Eine Behandlung beim Dermatologen lohnt sich.

In leichten Fällen könnte man an eine harmlose Unreinheit der Haut denken, wenn es im Gesicht Rötungen, sichtbare Äderchen und Pickel hat. In schweren Fällen kann es bis zu knolligen Verdickungen an Nase, Stirn oder Kinn kommen. Nicht selten sind die Augen als erstes betroffen und weisen deutliche Irritationen der Bindehaut auf. Die Folgen sind häufiges Tränen und Trockenheit der Augen. In solchen Fällen handelt sich um Rosazea oder Gesichtsrose, eine chronisch entzündliche Hauterkrankung im Gesicht. In der Regel machen sich im Alter von 30 Jahren die ersten Symptome bemerkbar, jedoch wird die Krankheit bei den meisten Patienten erst im Alter von 60 bis 70 Jahren diagnostiziert. In der Schweiz ist jede zwanzigste Person betroffen. Es handelt sich dabei meist um Menschen mit hellem Hauttyp. Prominente Rosazea-Patienten sind Bill Clinton sowie die Schauspielerinnen Renée Zellweger und Cynthia Nixon.

Haut_wp Professor truebAnfänglich kommt es zu anfallsartigen Gesichtsrötungen, die wieder verschwinden. Sie können durch verschiedene Reize ausgelöst werden, wie etwa durch Sonnenlicht, Kosmetika, Alkohol, heisse Getränke, scharf gewürzte Speisen, Hitze oder Kälte, körperliche Anstrengung oder emotionaler Stress. Mit der Zeit bleibt die Gesichtsrötung immer länger bestehen, bis sie schliesslich nicht mehr verschwindet. Zur dauerhaften Gesichtsrötung können auch auffällige Äderchen dazukommen. Gelegentlich verspüren Betroffene im Gesicht ein Brennen, Stechen oder Juckreiz. Die Entzündung kann noch stärker werden. Rote Knötchen und Pusteln können das Erscheinungsbild des Gesichts monatelang beeinträchtigen.

Für die Betroffenen sind solche Sym­ptome extrem belastend, im Berufs- wie im Privatleben. Viele schämen sich, werden gehemmt und unsicher und trauen sich kaum noch aus dem Haus. Das Rosazea-Symptom der Knollennase, wie das Endstadium aus knotig vergrösserten Talgdrüsen und einer orangenartig verdickten Haut genannt wird, wird von der Gesellschaft fälschlicherweise oft mit Alkoholmissbrauch in Verbindung gebracht.

Die genauen Ursachen der Rosazea sind unklar. Intensive Sonneneinstrahlung, starke Temperaturschwankungen und der Genuss von Kaffee, Tee, Alkohol oder scharf gewürzten Speisen können den Ausbruch begünstigen. Das Gleiche gilt für psychischen Stress. Es scheint auch eine gewisse genetische Veranlagung für die Krankheit zu geben.

Wer unter häufigen und ungewöhnlichen Hautrötungen leidet, sollte zu einem Hautarzt gehen. Je eher Rosazea erkannt wird, desto besser kann man sie behandeln. Unbehandelt schreitet die Erkrankung fort und verschlimmert sich zunehmend. Zwar kann man sie nicht vollständig heilen, inzwischen gibt es aber sehr wirksame Medikamente zur äusserlichen wie auch inneren Anwendung, welche die Symptome rasch und zuverlässig bessern und den Betroffenen ein normales Sozialleben ermöglichen. Gegen dauerhaft sichtbare Gefässerweiterungen und die verdickte Haut der Nase kommt oft auch der Laser zum Einsatz. Besonders wichtig ist es, die sogenannten Trigger, das heisst die auslösenden Reize, welche Rötungen provozieren und die Entzündung verschlimmern, zu meiden. Unabdingbar ist ein guter Schutz vor Ultraviolettstrahlen der Sonne durch regelmässige Verwendung von Sonnenschutzmitteln. Gewöhnliche Seifen sind zur Gesichtsreinigung ungeeignet. Nur schonende, der leicht sauren Hautoberfläche angepasste Reinigungsprodukte kommen in Betracht. Mit abdeckenden Kosmetikprodukten können rote, entzündete Stellen kaschiert werden.

 

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Rosazea mit typischer Gesichts­rötung und auffälligen Äderchen.

 

 

 

 

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Fortgeschrittenes Stadium mit knotig ver­grösserten Talgdrüsen und einer orangen­artig verdickten Haut.

 

 

 

 

Tipps zur Vorbeugung

Sie können dazu beitragen, die Rosazea zu lindern beziehungsweise zu vermeiden, dass sie wieder aufflackert:

  • Gehen Sie nicht zu lange in die Sonne und benutzen Sie vorher eine Creme mit hohem Lichtschutzfaktor.
  • Meiden Sie fetthaltige Cremes oder Salben.
  • Halten Sie das Gesicht möglichst kühl, das heisst vermeiden Sie zu heisse Duschen in diesem Bereich und verzichten Sie auf Saunabesuche.
  • Essen Sie nicht zu scharf gewürzt oder zu heiss und meiden Sie heisse Getränke.
  • Die Haut täglich konsequent, aber schonend reinigen. Verwenden Sie keine alkoholhaltigen oder aggressiven Waschzusätze und achten Sie auf den pH-Wert Ihrer Reinigungsprodukte.

 

Führendes Kompetenzzentrum

Prof. Stephan Lautenschlager ist seit 2002 Chefarzt des Dermatologischen Ambulatoriums im Zürcher Stadtspital Triemli. Gegründet wurde es vor über 100 Jahren als niederschwellige Anlaufstelle für Menschen aus unterprivilegierten Schichten. Heute ist es ein führendes Kompetenzzentrum für Haut-, Geschlechts- und allergische Krankheiten und spielt auch in der Lehre und Ausbildung eine wichtige Rolle. Hohe Fachkompetenz und soziales Engagement haben im Dermatologischen Ambulatorium Tradition. Allein im vergangenen Jahr wurden über 15 000 Patienten behandelt und 3 000 ambulante operative Eingriffe vorgenommen. «Die offene Sprechstunde, die hohe Fachkompetenz, aber auch die Nähe zur Bevölkerung machen das ‹Dermi› auch heute zu einer wichtigen Anlaufstelle für Menschen aus allen sozialen Schichten», sagt Stephan Lautenschlager. Besonders wichtig ist ihm, dass das Dermatologische Ambulatorium auch in Zukunft eine niederschwellige Anlaufstelle für die ganze Bevölkerung bleibt.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 20.11.2014.

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