Der Zwischenraum

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Meine Schmerzlektionen, Teil 1. Agnes Richener verrät ihre besten Tipps gegen Schmerzen und fotografiert sie gleich selber. Trick Nummer 1: ein meditativer Spaziergang.

Wo finde ich den Raum, wo ich mich mal verlieren kann, um die Gedanken, wie es weitergehen soll, loszulassen, damit auch die Schmerzen ein wenig in den Hintergrund rücken? Welchen Weg man dazu einschlägt, ist ganz individuell. Ich wollte einfach auch mal glücklich sein. Um den körperlichen sowie den seelischen Schmerz, wenn auch nur für kurze Zeit, vergessen zu können, habe ich mich für das Spazieren in der Natur entschieden.

Der „Zwischenraum“ ist für mich ein wunderbarer Moment; ein Moment, der keine Zeit kennt; ein Moment der zauberhaften Verschmelzung von Raum und Zeit. Wo finde ich diesen Zwischenraum? Er ist immer da. Du musst dich nur daran erinnern und ihm den Raum geben. Ich habe mir diesen Raum geschaffen, und ich gesunde daran. Jeden Tag ein bisschen mehr.

Gerne gebe ich ein Beispiel, das ich immer wieder abrufen kann. Es war im Herbst vor sieben Jahren. Ich stand in einem lichten Wäldchen. Es war angenehm warm, und der Wind blies durch die goldenen Blätter, die wie Schneeflocken von den Bäumen fielen. Ich fühlte mich wie die Goldmarie im Märchen. Ich stand einfach da, schaute zum Himmel hoch und liess mich von den goldenen Blättern berieseln. Dabei verlor ich die Zeit. Ich fühlte mich frei und glücklich. In diesem Moment waren die Schmerzen einfach wie weggeblasen.

Richener Dackeli altSeither sind meine Spaziergänge, die ich immer mit meinem Dackeli unternehme, anders geworden. Ich nehme nur die schönen Gedanken mit auf den Weg. Ganz bewusst will ich die Farben der Natur auf mich wirken lassen. Zur Zeit tragen die Apfelbäume niedliche kleine Äpfelchen, und ich halte das Bild fest in mir, weil solche Bilder meiner Seele gut tun.

Im Sommer, wenn es zu heiss wird, mache ich mich schon am Morgen in der Früh mit meinem Hündchen auf den Weg. Am Bach entlang, der mir liebliche Melodien spielt, und das Zwitschern der Vögel gibt mir die Ruhe, die einer Meditation gleich kommt. Ich mache jeden Tag meine Meditationsspaziergänge, die gehören wie das Zähneputzen zu meinem Alltag.

Immer wieder höre ich bei den Beratungsgesprächen: „Ich kann nicht mehr so gut gehen, weil die Schmerzen überhand nehmen!“ Ja, ich weiss wie das ist. Das kenne ich auch, und jetzt kommt‘s, das Gemeine: Geh trotz den Schmerzen! Überwinde Dich! Gib dir einen zarten Tritt in den Hintern, es lohnt sich!

Bei mir war das so. Ich ging am Anfang nur kurz spazieren – eine halbe Stunde. Klar spürte ich danach meine Muskulatur und bekam sogar Wadenkrämpfe – für das habe ich dann mein TENS-Gerät – aber meiner Psyche ging es dafür gut. So habe ich meine Ausflüge ausgebaut und bekam immer mehr Freude daran, und die Schmerzen wurden immer weniger.

Wenn der Mensch nicht in Bewegung bleibt, bauen Körper und Geist ab – das war mir bewusst. Also musste ich etwas tun. Ja nicht zu viel Angst vor dem Schmerz haben, sonst bestimmt er unser Leben!

 

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 16.10.2014.

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