Sonnenbaden ist ein Fehler

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Gibt es eine gesunde Bräune?

Leider wird Bräune in der Öffentlichkeit immer noch mit Attributen wie gesund oder gutaussehend in Verbindung gebracht. Fakt ist: Damit die Haut überhaupt braun wird, muss vorgängig die Erbsubstanz der Hornhautzellen geschädigt werden. Erst dann wird die Farbstoff-Produktion in der Haut gesteigert. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass insbesondere der Farbstoff von rothaarigen und hellhäutigen Menschen als solcher in der Lage ist, Schädigungen an der Erbsubstanz auszulösen.

Soll man überhaupt noch an die Sonne?

Aktivitäten im Freien mit und ohne Sonneneinstrahlung sind für unser Wohlbefinden sehr wichtig und sollten auf keinen Fall eingeschränkt werden. Das ist auch nicht notwendig, denn mit modernen Sonnenschutzmitteln und entsprechender Kleidung ist ein ausreichender Schutz vor UV-Strahlen absolut möglich.

Wie viel Sonne dürfen sich Menschen mit heller Haut– und das ist die Mehrheit der Schweizer ­Bevölkerung – zumuten?

Die Widerstandsfähigkeit unserer Haut gegenüber Hautkrebs hat sich im Laufe der Jahrhunderte so verbessert, dass wir in den allermeisten Fällen bis zum 40. Lebensjahr nur selten Hautkrebserkrankungen befürchten müssen. Da aber die Lebenswartung heute im Durchschnitt 80 Jahre und mehr beträgt, müssen wir mit unserem Sonnenkonto sehr zurückhaltend und sparsam umgehen. Besonders Menschen mit heller Haut sollten Sonnenbäder meiden und bei Tätigkeiten im Freien immer Lichtschutzmassnahmen treffen.

Gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen dem Freizeitverhalten und der Häufigkeit von Hautkrebs?

Gegenwärtig ist kein klarer Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten und Hautkrebshäufigkeit bekannt. Jedoch ist Hautkrebs inzwischen bei einer Reihe von Berufen, die man vorwiegend im Freien macht, als Berufskrankheit anerkannt. Dazu gehören zum Beispiel Dachdecker, das Personal an den Skiliften oder Förster. Zum vernünftigen Umgang mit der Sonne gehören ein aufmerksames Verhalten, gute Kleidung und für die nicht bedeckten Hautpartien ein gutes Sonnenschutzmittel. Dafür ist nicht nur ein hoher Lichtschutzfaktor, sondern auch eine breite Abdeckung des UV-Spektrums, besonders auch im UVA-Bereich wichtig. Wenn man diese drei Dinge beherzigt, kann man sich ohne weiteres im Freien aufhalten.

Welchen Schutz gewähren Sonnencremes mit hohem Schutzfaktor? Ist man damit auf der sicheren Seite?

Leider ist die Anwendung von Sonnenschutzmitteln wie Gels, Cremes und Lotionen immer problematisch, da meistens zu wenig aufgetragen wird und manchmal ganze Körperpartien vergessen werden. Ausserdem werden beim Schwimmen oder beim Sport durch das starke Schwitzen ständig UV-Filter von der Haut entfernt. Deshalb sollte man für einen optimalen Lichtschutz in erster Linie auf geeignete Kleidung achten und starken Sonnenstrahlen aus dem Weg gehen. Für die nicht geschützten Hautareale empfiehlt sich ein Sonnenschutzmittel mit einem hohen oder sogar sehr hohen Lichtschutzfaktor von 50 oder mehr. Bei starker Sonneneinstrahlung – zum Beispiel beim Skifahren im Frühling oder beim Segeln – muss selbst diese starke Sonnencreme in regelmässigen Abständen erneut aufgetragen werden.

Welches sind die häufigsten Fehler bei der Verwendung von Sonnenschutzcremen?

Der häufigste und eigentlich unverzeihliche Fehler ist die Verwendung von Sonnenschutzcreme zum Sonnenbaden. Ein Sonnenbad, also der bewusste Aufenthalt in der Sonne zur Erzielung einer Hautbräunung, ist heute nicht mehr zeitgemäss. Weitere häufige Fehler sind die Verwendung einer Sonnenschutzcreme, die für den entsprechenden Hauttyp nicht passend ist, zum Beispiel Creme bei schon sehr fettiger Haut – vor allem bei jungen Männern – und sehr dünnes Auftragen.

Gibt es einfache Tricks, damit man sich genügend eincremt?

Ja, inzwischen sind Sonnenschutzprodukte erhältlich, die mit einem Pumpsystem ausgestattet sind. Hier gibt es Angaben, wie viele Hübe pro Körperareal aufgetragen werden sollen.

Sind vor allem die Sommermonate für die Haut riskant, oder brauchen empfindliche Menschen einen ganzjährigen Sonnenschutz?

Aus Sicht eines Hautkrebsforschers sind vor allem die Sommermonate für die Haut riskant – und auch die anderen Jahreszeiten, wenn die Haut in den Bergen der Sonne exponiert wird. Aus Sicht der Schönheitsmedizin wird ein ganzjähriger Sonnenschutz empfohlen, da UV-Strahlung der wichtigste Faktor für Hautalterung ist.

Stichwort photodynamische Therapie. Kann man damit Sonnenschäden reparieren?

Bei der photodynamischen Therapie wird ein Wirkstoff auf die Haut aufgetragen, der sich vor allem in Zonen mit weissem Hautkrebs und in dessen Frühformen anreichert. Wird dieses Areal mit sichtbarem Licht bestrahlt, kommt eine photochemische Reaktion in Gang, die zum Absterben der Hautkrebszellen führt. Das Verfahren ist inzwischen weit verbreitet und zur Therapie von hellem Hautkrebs und anderen sonnenbedingten Hautschäden anerkannt.

Hautschutz_Prof Dummer
Prof. Reinhard Dummer