Vorhofohrverschluss erspart Blutverdünnung

Der Vorhofohrverschluss ist eine gute Alternative zur Blutverdünnung bei Patienten mit Vorhofflimmern. PD Dr. med. Florim Cuculi vom Herzzentrum Luzern erklärt die Vorteile.

VHF Herz

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und nimmt in der älter werdenden Bevölkerung ständig zu. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Leben davon betroffen ist, beträgt ganze 25 Prozent. Ein Hirnschlag durch Verschleppung eines Blutgerinnsels aus dem Herzen ist für jeden einzelnen Betroffenen eine Katastrophe. Die Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten bringt zwar eine deutliche Reduktion des Hirnschlagrisikos, geht aber auch mit Einschränkungen und Gefahren einher, besonders für Blutungen. Am meisten gefürchtet und oft nur schwer zu beherrschen sind Hirnblutungen. Häufig sind aber auch Blutungen im Magen-Darm-Trakt.

Weil über 90 Prozent der Thromben bei Vorhofflimmern aus dem linken Vorhof stammen, gibt es eine gute Behandlungsalternative, nämlich den Verschluss des Vorhofohrs. Dabei handelt es sich um eine Aussackung des linken Vorhofs, die für die Herzfunktion keine Rolle spielt. Man weiss, dass die meisten Gerinnsel, die zu einem Schlaganfall führen, in dieser Aussackung entstehen.

Nach 24 Stunden wieder nach Hause

Mehrere Studien haben gezeigt, dass durch einen kathertechnischen Verschluss des Vorhofohrs eine mindestens so gute Reduktion der Schlaganfälle erzielt werden kann wie mit der klassischen Blutverdünnung. Für den Verschluss wird ein Katheter von der Beinvene über den rechten Vorhof in den linken Vorhof eingeführt und dann ein Metallimplantat – eine Art Schirm – im linken Vorhof platziert. Während des Kathetereingriffs ist eine Herzultraschall-Untersuchung über die Speiseröhre notwendig. 24 Stunden nach dem Eingriff kann der Patient wieder nach Hause. Eine weitere Einnahme von starken blutverdünnenden Medikamenten ist nicht mehr erforderlich. Langfristig werden die Patienten nur mit einer niedrigen Dosis Aspirin behandelt.

Der Verschluss des Vorhofohrs ist vor allem bei Patienten angezeigt, die unter einer blutverdünnenden Therapie eine ernste Blutungskomplikation hatten oder bei Patienten, die stark gefährdet sind, eine solche zu erleiden. Der Entscheid, ob ein Vorhofohrverschluss Sinn macht, wird vom Patienten zusammen mit dem behandelnden Kardiologen gefällt. Es ist wichtig, dass eine individuelle Abwägung des Blutungs- gegenüber dem Hirnschlagrisiko stattfindet.

Vorhofohrverschluss neu

PD Dr. med. Florim Cuculi: „Mit einem kleinen Metallschirm wird das linke Vorhofohr während eines Katheter­eingriffs verschlossen. Die meisten Gerinsel, die bei Vorhofflimmern zu einem Schlaganfall führen, entstehen in dieser Aussackung.“

«Der Vorhofohrverschluss ist ein Routineverfahren in unserer Klinik und wird vor allem bei Blutverdünnungsversagern durchgeführt, sei es bei Patienten, die eine ernsthafte Blutung hatten oder bei Patienten, die trotz Blutverdünnung bei Vorhofflimmern einen Hirnschlag erlitten haben», erklärt PD Dr. med. Florim Cuculi, Leitender Arzt Kardiologie am Herzzentrum Luzern, Luzerner Kantonsspital. «Vor dem Eingriff sehe ich alle Patienten in meiner Sprechstunde, wo der Eingriff und mögliche Komplikationen besprochen werden. Ist der Patient einverstanden, wird der Eingriff stationär geplant und von mir und meinem Team durchgeführt. Die Patien­ten verlassen das Spital in der Regel am nächsten Tag. Längerfristig ist der Verzicht auf eine starke Blutverdünnung ein Segen. Die Patienten sind sehr dankbar, dass sie vor einer erneuten Blutung keine Angst mehr haben müssen.»

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 17.10.2017.

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