Wenn Ärzte bescheissen

Verrechnung nicht erbrachter Leistungen, Mengenausweitung, Dramatisierung des Banalen. In einem mutigen Beitrag in der Schweizerischen Ärztezeitung fährt der Allgemeinmediziner Dr. Christian Marti seinen Kollegen mächtig an den Karren.

Ärztebeschiss

Einen solch angriffigen Beitrag gegen die betrügerische Abrechnungspraxis vieler Ärzte liest man im eigenen Verbandsheft nicht alle Tage. Und schon gar nicht aus der Feder oder besser Tastatur eines lieben Kollegen. Was Dr. Christian Marti, Mitglied der Gruppenpraxis mediX in Zürich, auf zwei Seiten ausbreitet, ist starker Tabak. Feinsäuberlich nimmt er die Abrechnung eines Hämatologie-Professors einer Privatklinik von Aderlässen bei einem Patienten mit einer Eisenspeicherkrankheit auseinander uns weist ihm detailliert systematischen, umfassenden Betrug nach und fordert seine Kollegen auf, solche Ärzte zu mahnen und wenn nötig zu boykottieren, das heisst keine Patienten mehr zu überweisen.

Verrechnung nicht erbrachter Leistungen

Konkret geht es um folgende Verfehlungen: Verrechnung nicht erbrachter Leistungen. Die pflegerische Handlung „Aderlass“ wird als teurere ärztliche Leistung abgerechnet. Die verrechneten Konsultations- und Überwachungszeiten überschreiten den effektiven Zeiteinsatz bei weitem. Mengenausweitung. Engmaschige, umfangreiche, aber bedeutungslose Laborkontrollen. Dramatisierung des Banalen. Im medizinischen Alltag ist sie allgegenwärtig. Viele Leistungserbringer fördern sie nach Kräften durch Übertreiben von Risiken und Chancen.

Den Mechanismen weitgehend ausgeliefert

Die Verrechnung nicht erbrachter Leistungen werde selten entdeckt, konstatiert Dr. Marti. Die Krankenversicherungen seien diesen Mechanismen weitgehend ohnmächtig ausgeliefert. Am ehesten könnte dies noch der Patient, falls er überhaupt noch eine Rechnungskopie zu Gesicht bekomme. Weil das Risiko, erwischt zu werden, minim sei, sollten die Sanktionen umso schmerzhafter sein.

Schauen wir also den Göttern in Weiss besser auf die Finger und ihre Rechnungen genauer an. Auch sie haben, wie alle Normalsterblichen, hin und wieder ganz irdische Triebe. Wir bezahlen dafür mit unseren Steuern und den stetig steigenden Krankenkassenprämien.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 01.02.2018.

Kommentare sind geschlossen.