Wie sehen Sie das Gitter?

Augen März 18

Bei der Makuladegeneration gehen jene Zellen auf der Netzhaut, die für das scharfe Sehen verantwortlich sind, kaputt. Anders als bei der Alterssichtigkeit, wo sich nur die Brechkraft der Linse verschlechtert, die Netzhaut und ihre Sehzellen aber intakt bleiben. Gefährlich ist vor allem die feuchte Makuladegeneration, die man aber im Gegensatz zur trockenen Variante behandeln kann. Dr. med. Gabor Somfai, Facharzt für Augenheilkunde bei den Pallas Kliniken: «Je früher man mit der Therapie beginnt, desto besser lassen sich die Sehzellen vor dem Absterben bewahren.» Was passiert mit dem Auge bei der Erkrankung? Dr. Somfai: «Geschädigte Pigmentzellen setzen Wachstumsfaktoren frei. Es passieren zwei Dinge: In der Aderhaut bilden sich neue Blutgefässe, die dort nichts zu suchen haben. Gleichzeitig verändern sich die bestehenden normalen Blutgefässe, werden undicht und lassen Flüssigkeit austreten. Wegen der Flüssigkeit schwillt die Netzhautmitte an. Die Schwellung stört die Funktion der Netzhautzellen und die Sehschärfe nimmt ab. Irgendwann sterben die Zellen komplett ab, die Gefässneubildungen vernarben, und im Bereich des scharfen Sehens entsteht ein dunkler Fleck. Der Patient kann sich nur noch räumlich orientieren, da die periphere Netzhaut bei dieser Krankheit nicht betroffen ist.»

Medikamente direkt ins Auge

Wie sieht die Behandlung aus? «Mit einer ultrafeinen Nadel geben wir eine geringe Menge eines seit mehreren Jahren erprobten Medikamentes direkt ins Auge, wo es sich verteilt und langfristig wirkt. Das Medikament hemmt jene Wachstumsfaktoren, die für die Bildung der neuen Gefässe verantwortlich sind und macht die erhöhte Durchlässigkeit der Gefässe rückgängig. Die Netzhaut schwillt ab, die Zellen der Makula erholen sich, und die Sehschärfe nimmt in den meisten Fällen wieder zu. Bei einem kleineren Teil der Patienten kann immerhin der Status quo und die Sehleistung erhalten werden. Nur bei einem Bruchteil der Patienten wirkt die Behandlung leider nicht. Gesamthaft gesehen ist das ein grosser Erfolg, denn ohne Behandlung sterben die Sehzellen auf jeden Fall ab. Unser Behandlungsziel ist darum, die Sehschärfe auf maximalem Niveau zu stabilisieren.»

Behandlung in jedem Alter möglich und sinnvoll

Im ersten Jahr der Behandlung braucht man durchschnittlich etwa sechs bis acht Injektionen, im zweiten Jahr schon deutlich weniger. Bei den meisten Patienten kann man die Behandlung nach zwei Jahren beenden. Es gibt aber auch Fälle, wo eine Langzeitbehandlung nötig ist. Wie bei der 99-jährigen Anna Kohler aus Lostorf SO. Sie hatte nie eine Brille und auch sonst keinerlei Beschwerden, bis sie eines Tages die Zeitung nicht mehr richtig lesen konnte. Anna Kohler: «Ich ging direkt in die Pallas Klinik und wurde sehr schnell abgeklärt. Vor der Behandlung hatte ich nur noch 20 Prozent Sehkraft im scharfen Bereich. Vier Monate und fünf Spritzen später war ich wieder bei 60 Prozent. Jetzt muss ich alle fünf Wochen zur Kontrolle und bekomme bei Bedarf eine weitere Spritze. Ich bin dankbar, dass es hilft.» Dr. Somfai: «Die Behandlung ist in jedem Alter möglich und sie ist auch in jedem Alter sinnvoll. Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat bei Frau Kohler.»

Und so geht der Test

Mit dem Amsler-Gitter kann man die Gefahr einer Makuladegeneration frühzeitig erkennen. Wir haben das Gitter hier für Sie abgedruckt. Halten Sie die Abbildung im normalen Leseabstand – also etwa 30 bis 40 Zentimeter – vor Ihre Augen. Falls Sie eine Lesebrille oder Kontaktlinsen benutzen, tragen Sie diese auch beim Test. Decken Sie erst das eine Auge ab und schauen Sie mit dem anderen Auge auf den Punkt in der Mitte. Nachher machen Sie das gleiche mit dem anderen Auge. Die Gitterlinien sollten gerade, scharf und klar zu sehen sein. Sind sie hingegen wellenförmig, verschwommen oder verzerrt, könnte dies ein Hinweis auf eine krankhafte Veränderung, unter anderem auf die Makuladegeneration sein. Lassen Sie Ihre Augen in diesem Fall unbedingt in den nächsten Tagen von einem Augenarzt untersuchen. Beachten Sie: Dieser Test kann ein Hinweis auf eine krankhafte Veränderung Ihrer Augen sein. Er ist aber kein Ersatz für den Besuch beim Augenarzt. Ab 55 sollten Sie Ihre Augen alle zwei Jahre vom Augenarzt checken lassen. Ab 65 jedes Jahr.

Machen Sie hier den Test

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Dr. med. Gabor Somfai, Facharzt für Augenheilkunde bei den Pallas Kliniken

www.pallas-kliniken.ch