Arthrose – Besser Physiotherapie statt Kortison

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Der dumpfe oder stechende Schmerz beim Anlaufen nach einer Ruhephase, die eingeschränkte Beweglichkeit. Das sind für Arthrose-Betroffene ständige Begleiter. Linderung erhoffen viele von einer Kortison-Spritze direkt ins Gelenk. Die bringt zwar vorübergehend Linderung, hat aber auch ihre Gefahren. Bei jeder Injektion – auch bei sorgfältiger Desinfektion – können Keime in den Körper gelangen. Bei Kortison ist die Gefahr noch etwas grösser, weil es die lokale Immunabwehr schwächt. Die Folgen können verheerend sein. Oft braucht es wochenlange Antibiotikakuren, in einzelnen Fällen wird das Gelenk unbrauchbar und muss ersetzt werden.

Eine Studie hat gezeigt, dass Kortison den Gelenkknorpel nicht schützt, sondern den Abbau offenbar beschleunigt. Langfristig hätten Kortison-Spritzen keinen Nutzen, sagen Experten. Sie lindern die Beschwerden höchstens für ein paar Wochen – und das auch nur, wenn tatsächlich eine Entzündung im Gelenk vorliegt.

Kortison schadet dem Knorpel

Den Teilnehmenden einer Studie wurde mehrfach entweder Kortison oder eine Kochsalzlösung ins Knie gespritzt. Nach zwei Jahren ging es den mit Kortison behandelten Patienten kaum besser. Sie hatten aber mehr Knorpelmasse verloren als die Kontrollgruppe, der Kochsalz gespritzt worden war.

In einer kürzlich publizierten Studie verglichen Wissenschaftler aus Texas die Behandlung von Kniegelenksarthrosen mit Kortison oder Physiotherapie. Langfristig hilft Gonarthrose-Patienten eine Physiotherapie besser als eine Injektion von Kortison ins Kniegelenk. Patienten mit Bewegungstherapie hatten nach einem Jahr signifikant weniger Schmerzen und eine bessere Funktion im Knie als Studienteilnehmer nach einer Kortison-Spritze. Die Resultate sind brisant. Laut amerikanischen Datenbankanalysen erhalten vier Mal mehr Patienten vor dem Ersatz eines Kniegelenks Kortison-Spritzen als Physiotherapie. Und das entgegen Leitlinienempfehlungen.

Für die aktuelle Studie wurden insgesamt 156 Patienten mit Arthrose in einem oder zwei Kniegelenken behandelt. Patienten der Physiotherapie-Gruppe trafen ihren Therapeuten in den ersten vier bis sechs Wochen bis zu acht Mal. Der Behandlungsplan umfasste sowohl manuelle, passive Techniken sowie kräftigende Übungen. Nach jeweils vier und neun Monaten waren zusätzlich ein bis drei Sessions möglich.

Patienten der Injektions-Gruppe erhielten zu Beginn eine Spritze ins betroffene Kniegelenk. Zusätzliche Injektionen waren ebenfalls nach vier und neun Monaten möglich – allerdings maximal drei innerhalb eines Jahres.