Aspirin für Herzschutz heftig umstritten

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Jeden Tag nehmen Millionen von gesunden Menschen niedrig dosierte Acetylsalicylsäure, um sich vermeintlich vor Herzinfarkt und Schlaganfall zu schützen. Primärprävention nennt man das. In den USA greift jeder Dritte über 50 täglich zur Tablette. In der Schweiz ist es schätzungsweise jeder Zehnte. Das Mittel soll verhindern, dass Blutplättchen verklumpen und so Gefässverschlüsse verursachen.

Der Nutzen wir stark angezweifelt

Bei Patienten nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, also in der Sekundärprävention, ist Aspirin Standard. Doch in der Primärprävention wird sein Nutzen mittlerweile angezweifelt oder sogar verneint. So will in den USA die Preventive Services Task Force den Einsatz von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure bei Gesunden stark einschränken. Erwachsene im Alter von 40 bis 59 Jahren sollen das Mittel nur noch nach Berücksichtigung ihrer individuellen Situation erhalten. Bei Menschen über 60 Jahren wird von einer Neuverordnung ganz abgeraten.

Häufiger Hirnblutungen

Die Experten der Task Force begründen ihre Empfehlung mit neuen Erkenntnissen. 13 grosse Studien wurden dazu ausgewertet. Der Nutzen der Primärprävention von schweren Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Tod war gering. Bei Personen über 60 Jahren gab es keinen Nettonutzen mehr. Das Risiko durch Blutungen könne grösser sein als der geringe Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein erhöhtes Risiko von Blutungen war allerdings in allen Alters­gruppen nachweisbar, schreibt das Ärzteblatt. Unter der Behandlung komme es zu einer Zunahme von Hirnblutungen. Auch einen Schutz vor Dickdarmkrebs haben die US-Experten nicht mehr gesehen.