Auch Kohlenhydrate machen dick

Kohlenhydrate

Colombani, auch Dozent bei Swiss Olympic, der Schweizer Sportarztausbildung und Gutachter mehrerer internationaler Zeitschriften, räumt sehr pointiert mit weitverbreiteten Irrtümern der herrschenden Ernährungslehre auf, die uns das Leben und den Genuss nur vermiesen und uns sicher nicht beim Abnehmen helfen, sondern höchstens nur noch dicker machen.

Für den bekannten Ernährungswissenschaftler zählen nur Fakten, die auf einwandfreien wissenschaftlichen Studien basieren. Die Hauptaussagen des Buches: Das meiste, was Sie bisher über Ernährung gehört haben, können Sie getrost vergessen. Mit Abstand am wichtigsten sind viel körperliche Bewegung und sorgenfreies Essen. Und nicht ein verkrampftes Essen nach Nahrungsmitteldeklarationen. Die neusten Umfragen zeigen ohnehin, dass kaum jemand die kleingedruckten Angaben liest, geschweige denn versteht.

Was nützt mir die Information, dass ich mit einem bestimmten Schokoriegel schon 30 Prozent meines täglichen Zucker-, 28 Prozent meines täglichen Fett-, 12 Prozent meines täglichen gesättigten Fettsäuren- und 25 Prozent meines täglichen Kalorienbedarfs gefuttert habe? Wie plane ich bloss die nächste Mahlzeit? Mit dem Taschenrechner, mit dem Handy oder gleich am besten per Anruf an die Ernährungsberaterin von Coop oder Migros?

Machen wir den Alltag nicht noch komplizierter, als er ohnehin schon ist. Sind wir schon so weit, dass wir uns nur noch mit einem Coach an unserer Seite oder anhand von Nährwerttabellen gesund ernähren können? Wir sollten wieder vermehrt Nahrungsmittel zu uns nehmen, die schon unsere Grossmütter kannten, das will heissen, alles, was direkt vom Garten oder vom Bauern kommt.

Einem Irrtum hat Colombani speziell den Kampf angesagt, dem Freipass für die Kohlenhydrate, nach dem Motto «Finger weg vom Fett und ran an die Stärkeprodukte wie Brot, Teigwaren, Kartoffeln und Reis». Die offizielle Empfehlung, 60 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs sei mit Kohlenhydraten zu decken, bezeichnet er als grundfalsch. Das gelte auch für die Einteilung in einfache und komplexe Kohlenhydrate, die Stärke. Zitat: «Bei den einfachen soll es eine rasche Verdauung und Energielieferung sein, bei den komplexen hingegen eine langsame. Diese theoretische Voraussage ist zwar ganz nett, aber dummerweise falsch. Denn die Geschwindigkeit der Verdauung und der Umwandlung in Energie ist bereits bei einfachen Kohlendydraten alles andere als einheitlich. Auch die Geschwindigkeit der Verdauung ist nicht bei allen stärkehaltigen Nahrungsmitteln gleich. Sie liegt irgendwo zwischen moderat und rasch, je nachdem, welches stärkehaltige Nahrungsmittel man gerade betrachtet. Die Einteilung in einfache und komplexe Kohlenhydrate bringt uns also herzlich wenig. Ja, eigentlich überhaupt nichts. Diese Geschichte können wir getrost vergessen.»

Colombani führt im Detail aus, was die moderne Diabetesforschung immer mehr herauskristallisiert: Der Stoffwechsel der Kohlenhydrate ist eng mit dem Gesundheitszustand eines Menschen verknüpft. «Die Geschwindigkeit der Kohlenhydratverdauung und der damit direkt verknüpfte Blutzuckerspiegel spielen eine zentrale Rolle. Ob etwas gesund ist oder nicht, hängt immer von der verzehrten Menge ab.»

Haben wir genau hingehört? Gute und schlechte Nahrungsmittel gibt es nicht, was allein zählt, ist die Menge. Colombani weiter: «Je häufiger und je anhaltender der Anstieg des Blutzuckers ist, umso grösser die gesundheitlichen Probleme. Der immer wiederkehrende Anstieg des Blutzuckers passt dem Stoffwechsel gar nicht. Die Senkung des Blutzuckers nach einer Mahlzeit auf seinen ursprünglichen Wert dauert zwischen einer und fünf Stunden. Je grösser die Menge Kohlenhydrate und je später im Tagesverlauf sie eingenommen wird, umso länger dauert die Senkung des Blutzuckerspiegels. Und selbst wenn der Blutzucker jedes Mal normalisiert werden kann, so bergen ständig wiederkehrende Blutzuckeranstiege trotzdem eine Gefahr in sich. Mit jedem Anstieg wird nämlich ein kleiner Schaden in der Wand der Blutgefässe verursacht. Dass dies nicht gerade ideal ist, versteht sich von selbst. Deshalb sind die Empfehlungen für eine hohe Zufuhr an Kohlenhydraten unerklärlich.»

Der Mensch kann mit einer Vielzahl von Ernährungsweisen problemlos zurechtkommen, sofern er sich ausreichend bewegt. Für Menschen, die sich kaum bewegen, sind die 60 Prozent jenseits von Gut und Böse. Damit wird ein Risiko, von diversen Erkrankungen heimgesucht zu werden, förmlich heraufbeschworen. Wenn wir auf 40 Prozent herunterkommen, würden unser Stoffwechsel und unsere Gesundheit erheblich profitieren. Die stärkehaltigen Nahrungsmittel wie Teigwaren, Reis, Getreideriegel oder Müesli sollte man als Beilagen betrachten und nicht in jede Hauptmahlzeit einplanen. Süssgetränke wie Eistee, Cola, Fanta usw. sollte man am besten den Rücken kehren – ein Liter davon enthält rund 30 Würfelzucker, die man beim besten Willen nicht braucht.