Auf die sanfte Tour

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Unsere Leserinnen und Leser sind offenbar haufenweise verstopft! Noch selten hat ein Artikel (hier nachlesen) so viele Reaktionen ausgelöst, wie jener über chronische Obstipation. Eine der häufigsten Fragen: Wie gut sind pflanzliche Abführmittel?

Dass chronische Verstopfung ein Volksleiden ist, wissen wir. Dass dieses Thema aber so viele Leserinnen und Leser plagt, konnten wir nicht ahnen. Anders ist nicht zu erklären, dass wir mit Fragen richtiggehend überschwemmt wurden. Am meisten fiel dabei auf, wie stark verbreitet Fehlmeinungen und Vorurteile über die chronische Verstopfung sind, speziell, was Abführmittel anbelangt.

Es gibt rezeptfreie, synthetische und pflanzliche Mittel gegen Verstopfung. Am bekanntesten sind die Senna-haltigen Präparate. Es handelt sich um wissenschaftlich gut untersuchte und effizient wirksame Phytotherapeutika. „Vorbehalte, sie könnten abhängig machen oder sogar den Darm reizen, sind nicht angebracht, wenn man sie bestimmungsgemäss einnimmt“, sagt Dr. Andreas Müller vom GastroZentrum Hirslanden in Zürich. „Auf Grund der wissenschaftlichen Studien können keine gesundheitlichen Risiken für Senna-Präparate abgeleitet werden.“

Senna-Präparate sind schon seit Jahrtausenden bekannt. Der Prophet Mohammed soll gelehrt haben: „Haltet Euch an Sennesblätter und Kümmel, denn beide heilen jede Krankheit, ausgenommen den Tod.“ In Europa wurde die Pflanze im 16. Jahrhundert als natürliches Abführmittel entdeckt. Paracelsus empfahl Sennesblätter in Kombination mit Lauch und Wermut erstmals als Mittel gegen Verstopfung.

Die Pflanzeninhaltstoffe werden vom Darm praktisch nicht ins Blut aufgenommen. Das erklärt die gute Verträglichkeit und das weitgehende Fehlen von Nebenwirkungen. An der Darmwand bewirken die Sennoside eine vermehrte Sekretion von Flüssigkeit und verstärkte Darmbewegungen. Dadurch werden Darminhalt und Füllungsdruck vergrössert und der Stuhlreflex ausgelöst.

Seit neustem gibt es auch neue rezeptpflichtige Medikamente, die einen guten Effekt haben. Sie wirken wie Beschleuniger und machen den Stuhl weicher. Weil es verschiedene Formen und Ursachen von Verstopfung gibt, rät Dr. Müller, den Hausarzt und eventuell auch einen Magendarm-Spezialisten zu konsultieren: „Eine rechtzeitige Abklärung ist wichtig, um behandelbare Ursachen zu erkennen und langfristige Schäden vermeiden zu können.“