Bewegung ist für die Entwicklung eines Kindes von fundamentaler Bedeutung.
Schon Neugeborene haben einen intensiven Bewegungsdrang. Kleinkinder sind die Hälfte der Zeit in Bewegung. Danach geht es mit der Bewegung unaufhaltsam bergab. Nur eine Minderheit der Kinder im Vorschul- und Schulalter kommt auf die täglich notwendige Bewegungsdosis. Die Folgen sind nicht nur Übergewicht, Haltungsfehler, Kreislaufschwächen und mangelnde Koordination, sondern auch schlechte Konzentration und Leistungsabfall in der Schule. Kurz: Stubenhocker sind schlechte Schüler!
Die Ursachen für diesen verheerenden Trend sind vielfältig: Während noch vor wenigen Jahren Kinder drei bis vier Stunden pro Tag im Freien spielten, verlassen heute viele kaum noch die Wohnung und verbringen mehrere Stunden am Tag vor einem Bildschirm. Bereits jedes vierte 5- bis 6-jährige Kind hat ein eigenes Fernsehgerät im Zimmer. Gruppenspiele draussen kennt kaum noch ein Kind. Immer öfters spielen die Kleinen in der Wohnung zu zweit oder ganz allein. Nicht besser ergeht es den Kindern in der Schule: Stillsitzen gilt als höchste Tugend, der Sportunterricht wird reduziert statt ausgebaut, Pausen verbringen die Schüler mehr und mehr im Klassenzimmer statt im Pausenhof, und am Ende des Unterrichts wartet erst noch das Taxi Mama, um den Nachwuchs gefahrenfrei nach Hause zu chauffieren.
Was ist zu tun? Weniger Fernsehen. Eine Stunde pro Tag ist mehr als genug. Das gilt auch für alle elektronischen Spiele. Nur ist das einfacher gesagt als getan. Zeitkontingente sind besser als Verbote. Noch wirksamer ist es, dem Kind Alternativen zum passiven Medienkonsum in den eigenen vier Wänden anzubieten. Dazu braucht es oft gar nicht so viel. Das Kind merkt sehr rasch, dass das wirkliche Leben und das Spiel mit realen Gspänli viel spannender ist als die virtuelle Welt.
Umdenken müssen auch Lehrer und Schulbehörden: Ein Kind, das den ganzen Tag still sitzt, ist oder wird krank. Es darf nicht länger sein, dass die Schule der Ort ist, welcher den Kindern den letzten natürlichen Bewegungstrieb raubt. Ein ruhiger und an die Normen der Erwachsenenwelt angepasster Schüler ist noch lange kein guter Schüler und schon gar nicht ein guter Mensch. Also: Weniger Normen und mehr Freiräume! Eine gute Schule ist eine bewegte und offene Schule!
Der Erfolg wird nicht ausbleiben, wenn sich ein Kind viel bewegt. Bewegung macht Kinder nicht nur körperlich fit, sondern auch klüger. Die Gründe sind eine bessere Vernetzung der Hirnzentren untereinander, eine höhere Ausschüttung von Nervenbotenstoffen sowie ein höheres Aktivitätsniveau des Gehirns. Studien zeigen, dass eine gute Bewegungskoordination mit einer guten Konzentrationsfähigkeit Hand in Hand geht. Kinder, die körperlich aktiv sind, entwickeln sich auch sprachlich besser. Sogar auf die Psyche von Kindern haben viel Bewegung, Sport und Spiel sehr günstige Auswirkungen: Sie sind ausgeglichener, weniger aggressiv, sozial kompetenter und erleiden deutlich weniger Unfälle. Sie gehen motivierter zur Schule und entwickeln eine stärkere Persönlichkeit.