Bitte nicht schämen

Inkontinenz, Senkungsprobleme und Blaseninfektionen? Prof. Gabriel Schär vom Kantonsspital Aarau ermuntert die Frauen: «Lassen Sie Ihre Beckenbodenbeschwerden abklären.»

Inkontinenz Frau Blase

Sie können den Alltag zur Hölle werden lassen und trotzdem reden die Frauen nicht gerne darüber. Warum?

Prof. Gabriel Schär, Chefarzt Frauenklinik und Leiter Beckenbodenzentrum am Kantonsspital Aarau: «Beckenbodenbeschwerden sind eben nicht lebensbedrohlich. Sie werden erduldet und akzeptiert weil frau sich schämt, darüber zu sprechen oder nicht weiss, dass in vielen Fällen sehr wirksam und effizient geholfen werden kann.»

Jede dritte Frau ab 55 beklagt Senkungsbeschwerden im Genitalbereich. Wie kann man sie behandeln?

Prof. Gabriel Schär: «Das hängt von den Beschwerden und dem Schweregrad der Senkung ab. Manchmal genügt ein Beckenbodentraining, eine lokale Hormonbehandlung, ein Pessar. Pessare sind Ringe, Schalen oder Würfel aus weichem Silikon, mit denen man die Senkung zurückschieben kann. Hilft das nicht ausreichend, kommen operative Behandlungen zum Zug.»

Viele Frauen sind verunsichert. Sie sagen, jeder Arzt erzähle wieder etwas anderes.

Prof. Gabriel Schär: «Das höre ich auch. Und es bestärkt uns auf unserem Weg, denn auch darum haben wir ein Beckenbodenzentrum eingerichtet. Bei uns sind bei komplexen Problemen von Anfang an Fachärzte der verschiedenen Disziplinen involviert. Wir besprechen uns und wägen alles gegeneinander ab, bevor die Patientin kompetent informiert wird. Natürlich sind wir im Team auch nicht immer gleicher Meinung, aber wir reden vorher und räumen die Diskrepanzen aus.»

Zum Beispiel?

Prof. Gabriel Schär: «Unfreiwilliger Abgang von Urin ist ein Dauerthema bei den Frauen. Häufig ist eine Blaseninkontinenz mit einer Stuhlinkontinenz verknüpft. Wenn der Proktologe schon von Anfang an dabei ist, werden solche Dinge sofort erkannt und kombiniert behandelt. Wir haben gute Erfolge damit.»

Gibt es Dinge, die man mit fortschreitendem Alter einfach hinnehmen muss?

Prof. Schär: «Wenn ein Arzt seiner Patientin sagt, ‹Das ist halt in dem Alter so›, dann ist das keine gute Aussage. Man kann immer etwas tun. Unsere Aufgabe ist es, jeder Patientin individuell aufzuzeigen, was bei ihr machbar, was bei ihr sinnvoll, und was bei ihr wirksam ist.»

Können im Beckenbodenzentrum auch Störungen des Sexuallebens ein Thema sein?

Prof. Schär: «Ja, sexuelle Beschwerden bei Frauen kommen gerade bei Patientinnen mit Inkontinenz und Senkung häufig vor. Sie können organische oder psychische Ursachen haben. Auch solche Dinge lassen sich behandeln. Einerseits durch die Behebung der organischen Probleme, andererseits durch psychologische oder medikamentöse Massnahmen.»

Haben Sie Fragen?

Im interdisziplinären Beckenbodenzentrum der Frauenklinik am Kantonsspital Aarau werden folgende Dinge behandelt:

  • Senkungsbeschwerden
  • Urininkontinenz, Stuhlinkontinenz
  • Blaseninfektionen
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Störungen der Sexualfunktion
  • Erkrankungen des Enddarms

 

KSA_G Schaer Inkontinenz

 

Prof. Gabriel Schär

 

Ihr direkter Kontakt: Sekretariat: 062 838 50 72, Sprechstunde: 062 838 50 74, [email protected]

 

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 03.03.2016.

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