Blutdruckmedikamente und Cholesterinsenker machen faul

Bluthochdruck und erhöhtes Cholesterin gehören zu den wichtigsten Ursachen für viele tödliche Herzkreislauferkrankungen. Sobald der Arzt Medikamente verschreibt, leben die meisten Patienten noch ungesünder als je zuvor.

Blutdrucksenker Bild AdobeStock Urheber Grispb
Bild: AdobeStock, Urheber: Grispb

Fast jeder zweite 50-Jährige leidet unter einem zu hohen Blutdruck. Damit ist die arterielle Hypertonie eine der häufigsten und auch gefährlichsten Erkrankungen. Schon eine Senkung eines zu hohen Blutdrucks um 4mmHg reduziert das Risiko für einen Hirnschlag um rund 15 Prozent. Eine Senkung in diesem Ausmass schafft man spielend, wenn man sich mehr bewegt. Nimmt man noch sechs Kilo ab, kommt es zu einer weiteren Senkung des Blutdrucks um 8 bis 12 mmHg. Auch eine Reduktion des Alkoholkonsums sowie eine salzarme Ernährung senken den Blutdruck zusätzlich.

Risikofaktoren eliminieren

90 Prozent aller Herzinfarkte könnten verhindert werden, wenn man alle 8 beeinflussbaren Risikofaktoren eliminiert. Das sind Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin, Diabetes, Rauchen, Übergewicht, ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung sowie negativer Stress.

Ein gesünderer Lebensstil senkt den Blutdruck genau so stark wie ein Medikament. Rechnet man die nachgewiesenen Effekte aller Lebensstil-Änderungen zusammen, ergibt sich eine mögliche Senkung des oberen Blutdrucks um 30mmHg. Das entspricht der Wirkung einer medikamentösen Kombinationstherapie.

Wie stark jeder einzelne seinen Blutdruck selber senken kann, kommt im Praxisalltag jedoch meistens zu kurz. Viel lieber vertraut der Arzt auf blutdrucksenkende Medikamente, anstatt seine Patienten auf einen gesünderen Lebensstil einzuschwören.

Die Praxis sieht ganz anders aus

Dass Lebensstiländerungen leichtfertig vergessen werden, zeigt eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema Cholesterin aus den USA auf eindrücklichste Art und Weise. Sobald Patienten ein cholesterinsenkendes Medikament bekommen, fangen sie paradoxerweise an, noch ungesünder zu essen und dicker zu werden als je zuvor.

Die Umstellung der Ernährung steht bei schlechten Cholesterinwerten an erster Stelle. Darüber ist man sich weltweit einig. Und das steht auch in allen medizinischen Leitlinien. Doch die Praxis sieht offenbar ganz anders aus, zumindest in den USA. Und es gibt kaum ein Grund, dass es bei uns anders ist. Eine für die US-amerikanische Bevölkerung repräsentative Studie mit fast 30’000 Teilnehmern – publiziert wurde sie in einer hochangesehenen wissenschaftlichen Zeitschrift – enthüllt, dass die Patienten die Ernährungsempfehlungen in den Wind schlagen, sobald sie mit einem Cholesterinsenker behandelt werden.

Mangelende Motivation durch den Arzt

Vor Beginn der Therapie hatten die Teilnehmer mit Tabletten signifikant weniger Fett und Kalorien zu sich genommen als solche, die keine Cholesterinpillen hatten. Dieser Unterschied wurde mit den Jahren immer kleiner. Am Ende der Studie war die Ernährung von Patienten mit Tabletten sogar fett- und kalorienreicher, als die von Personen ohne Lipidsenker. Entsprechend nahmen sie an Gewicht zu.

Die Studienautoren vermuten, dass die behandelten Patienten keine Notwendigkeit mehr sahen, selber etwas für eine gesündere Ernährung zu tun. Möglicherweise seien sie von ihren Ärzten auch nicht genügend darauf hingewiesen worden. In jedem Fall müsse man sich fragen, ob es intelligent sei, immer mehr Menschen cholesterinsenkende Medikamente zu verordnen, wenn Massnahmen für ein gesünderes Leben unterbleiben und die Patienten stattdessen nur noch mehr Fett und Kalorien zu sich nehmen würden.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 23.04.2020.

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