Botox gegen Depression

Botox Bild AdobeStock Urheber Vera Bild: AdobeStock, Urheber: Vera

In den USA wird Botox schon länger gegen Depressionen gespritzt. Wie sieht es in der Schweiz aus?

Nach meiner Beobachtung ist das eher selten der Fall. Mir liegen aber keine verlässlichen Zahlen vor. Als Zentrum für Depressionsbehandlung und interventionelle Psychiatrie behandeln wir im Sanatorium Kilchberg sehr viele Patientinnen und Patienten mit einer Depression und kaum jemand hatte vorher als Behandlung eine Glättung der Zornesfalte aufgrund einer psychiatrischen Indikation.

Warum arbeiten Sie mit dieser Methode?

Weil die Studienlage überzeugend und die Methode so einfach und ungefährlich waren. Es ist jedoch nur ein vergleichbar kleines Angebot. Die Basistherapie der stationären Behandlung besteht aus Psychotherapie und Psychopharmakotherapie, ergänzt durch Entspannung und Achtsamkeit, Licht- und Fachtherapien.

Dann reicht Botox alleine nicht aus, um eine Depression zu heilen?

Nein. Es ersetzt keine Basistherapie, das wäre zu viel verlangt. Vor allem bei mittelschweren und schweren Depressionen handelt es sich um eine add-on-Behandlung, ist also ein zusätzliches Mittel zu bestehenden Therapien. Wichtig ist, dass Patienten mit Depressionen auch lernen, wie sie ihre Stimmung und ihr emotionales Gleichgewicht selber beeinflussen können.

Ist die Behandlung mit Botolinumtoxin gefährlich?

Die Behandlung ist sehr nebenwirkungsarm und es gibt seit über 30 Jahren Langzeiterfahrungen mit diesem Medikament in anderen Fachbereichen, zum Beispiel in der Neurologie. Daher ist sie als unbedenklich einzustufen, wenn sie von speziell darauf geschulten Ärzten durchgeführt wird.

Was passiert bei einer Behandlung?

Die Haut um die Zornesfalte herum wird desinfiziert. Anschliessend werden fünf Behandlungspunkte mit einem Kajalstift im Gebiet der Zornesfalte eingezeichnet. Mittels einer ganz dünnen Nadel wird im Bereich der eingezeichneten Behandlungspunkte das Botolinumtoxin injiziert.

Verschwinden dann gleichzeitig auch die Zornesfalten?

Ja, das ist teilweise sehr eindrücklich. Diesen Effekt sieht man oft am Nachkontrolltermin.

Welchen Einfluss hat das ästhetische Wohlbefinden auf die Psyche?

Ästhetik ist ein Thema, das in der Psychiatrie wenig diskutiert wird. Und im Sinne einer positiven Psychologie sollte man auch diesen Bereich und seinen Einfluss aufs Wohlbefinden nicht unterschätzen.

Tipp

Forschende nehmen an, dass die Mimik einen direkten Einfluss auf unsere Stimmungslage hat. Sie stellten fest, dass sich Emotionen abschwächen, wenn wir sie nicht sichtbar ausdrücken. Versuchen Sie es selbst. Dazu muss man nur ein Klebeband oder Kinesiotape im Bereich der Zornesfalte befestigen. So bekommt man immer beim Stirnrunzeln eine Rückmeldung, sozusagen ein Biofeedback. Dadurch kann man lernen, selber gegenzusteuern.

Depression Sanatorium Kilchberg katja cattapan
Prof. Dr. med. Cattapan, stv. Ärztliche Direktorin am Sanatorium Kilchberg

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Infos: www.sanatorium-kilchberg.ch

Das Sanatorium Kilchberg

Führend in der Behandlung von stressbedingten Erkran­kungen wie Angst- und Zwangsstörungen, Burn-out, psychosomatischen Schmerzen und Depressionen.

Depression Sanatorium Kilchberg 02

Sanatorium Kilchberg
Alte Landstrasse 70
8802 Kilchberg
Tel. 044 716 42 42