Cholesterin – gut oder böse?

Blutbahn Bild: AdobeStock, Urheber: Rasi

Alle kennen ihre Schuhgrösse, jeder weiss, welche Jeans gut sitzen, und fast alle sind sich bewusst, wie hoch der Blutdruck sein darf. Aber die Werte für Cholesterin interessieren die wenigsten. Nicht einmal Patienten oder Patientinnen nach einem Herzinfarkt ist es bewusst, dass ein tiefer Wert sie vor einem zweiten Infarkt schützen kann.

Zu hohes Cholesterin, also eine Hypercholesterinämie kommt bei vielen Menschen vor. Rund ein Drittel der Bevölkerung in Mitteleuropa hat einen erhöhten Cholesterinwert. Er macht anfangs keine Beschwerden. Meistens werden diese erst bemerkt, wenn es zu spät ist und eine Arteriosklerose bereits eingetreten ist. Nur früh erkannt und behandelt, lassen sich schwere oder sogar tödliche Folgen für Herz und Gehirn abwenden. Da der Cholesterinspiegel mit zunehmendem Alter steigt, sind vor allem ältere Menschen betroffen. Das Überangebot von Cholesterin lagert sich in den Arterien ab, es entstehen Plaques, und die Arterien werden immer enger. Dadurch erhöht sich das Risiko eines Schlaganfalls und Herz­infarkts oder einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.

Auch genetische Faktoren können die Blutfettwerte erhöhen. Bei der familiären Hypercholesterinämie haben Betroffene oft von Geburt an viel zu hohe Cholesterinwerte. Meist wird diese Form durch einen Elternteil vererbt. Die Wahrscheinlichkeit, das mutierte Gen an Nachkommen weiterzugeben, liegt bei 50 Prozent. Wenn bekannt ist, dass Eltern oder Geschwister hohe Cholesterinwerte oder sogar einen Herzinfarkt oder Hirnschlag im Alter von 30 bis 45 hatten, sollte man das eigene Cholesterin und das der Kinder so früh wie möglich bestimmen. Die familiäre Hyper­cholesterinämie ist in der Schweiz stark unterdiagnostiziert. Man geht davon aus, dass nur rund zehn Prozent der etwa 40 000 Betroffenen ihre Krankheit kennen. Eine frühe Diagnose kann lebensrettend sein.

Wie lässt sich nun insbesondere das schädliche LDL-Cholesterin senken? Mit der Ernährung ist das nicht so einfach. Denn rund 80 Prozent des Cholesterins produziert unser Körper selber in der Leber. Wie viel genau ist weitgehend genetisch bedingt. Das LDL-Cholesterin lässt sich nur medikamentös wirkungsvoll reduzieren. Trotzdem setzen viele Patienten ihre Medikamente ab, aus Angst vor Nebenwirkungen oder weil sie nicht an den Nutzen glauben. Man weiss, dass nur zwei Drittel der Betroffenen mit einer peripheren arteriel­len Verschlusskrankheit die Cholesterinsenker zuverlässig nehmen. Der Rest nimmt sie unregelmässig oder lässt sie ganz weg. Das Risiko zu sterben, erhöht sich so auf den Wert, den die Patienten vor der Behandlung hatten. Denn diese Medikamente schützen nur, solange man sie nimmt.

Warum rund um Cholesterin so viel Unwissen und so viele Missstände herrschen, möchten wir aufklären. Warum ist die Compliance so schlecht?

Nur eine Minderheit der Risiko- und Hochrisikopatienten werden ausreichend behandelt. Woran liegt das? Wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen. Unsere Cholesterin-Umfrage soll all diese Fragen klären und aufzeigen, wie es um das Cholesterin-Bewusstsein der Bevölkerung heute steht.

Helfen Sie uns! Prof. Dr. med. Thomas F. Lüscher, Chairman des Centers for Molecular Cardiology der Universität Zürich, und Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Rosemann, Direktor des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Zürich, werden zusammen mit führenden Experten Vorschläge erarbeiten, wie das Cholesterin-Bewusstsein sowohl in der Bevölkerung als auch in der Ärzteschaft verbessert werden kann.

Machen Sie bei der Umfrage mit!

Die Behandlung von hohem Cholesterin wird in der Schweiz sträflich vernachlässigt. Helfen Sie uns, das Bewusstsein für dieses Herz-Kreislauf-Risiko zu verbessern. Vielen Dank.

Prof. Dr. med. Thomas F. Lüscher, Chairman des Centers for Molecular ­Cardiology der Universität Zürich
Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Rosemann
Direktor des Instituts für Hausarzt-
medizin der Universität Zürich