Chronische Schmerzen und Partnerschaft

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Meine Schmerzlektionen, Teil 6. Agnes Richener verrät ihre besten Tipps gegen Schmerzen. Trick Nummer 6: Eine geschickte Kommunikation.

Sind Partnerschaften mit chronisch kranken Menschen zum Scheitern verurteilt? Nein – aber die Gefahr dazu besteht! Ich habe die Zeit in der Partnerschaft sehr durchzogen erlebt. Oft liegt es auch an uns selbst, weil wir meistens keine klaren Ansagen machen. Durch die ständigen Schmerzen leidet unser Selbstwertgefühl, weil wir nicht mehr in der Lage sind, alles mitzumachen.

Bei mir war das so: Ich sagte am Anfang nicht, wie es mir wirklich geht, denn ich war immer gerne dabei, wenn wir wandern gingen. Doch verging mir die Freude immer mehr, weil ich während der Wanderung an meine Grenzen stiess. Das Auf und Ab auf den steinigen Wegen machte mir sehr grosse Mühe. Oft war ich wütend auf mich selbst, und das vermieste natürlich die Stimmung. Ich fühlte mich sehr alleine und unverstanden und konnte damals auch schlecht über solche Dinge reden. Schnell hatte ich das Gefühl, ich würde jammern – und das wollte ich nicht.

Selbst wenn der Partner es noch so gut meint, kann er nicht nachvollziehen, wie es uns wirklich geht. Solange wir Schmerzpatienten die Erwartung haben, der Partner müsse es doch merken oder er müsse sogar unsere Gedanken lesen können, wird es uns nie besser gehen, weil wir dauernd enttäuscht darüber sind.

Was ist zu tun? Es geht nur mit einer besseren Kommunikation, wie bei allen anderen Themen auch. Aber wie soll man kommunizieren, ohne dass es anklagend wirkt? Es wäre beispielsweise falsch zu sagen: „Du läufst mir viel zu schnell. So muss ich dir hinterher rennen, und nachher geht es mir wieder schlecht.“ Besser wäre: „Du, ich brauche eine Pause.“ Und während des Ruhens könnte man dann mit der Zeit sagen: „Ist es für dich auch ok, wenn wir den Abstieg langsam angehen?“ Ich glaube kaum, dass der Partner danach noch eingehendere Erklärungen braucht.

Es ist wichtig, dass der gesunde Partner weiss: Menschen mit chronischen Schmerzen können in vielen Belangen nur eine reduzierte Leistung erbringen. Oft leiden sie auch unter einer unerklärlichen Müdigkeit. Für beide Partner ist das eine grosse Belastung. Viele Schmerzbetroffene empfinden auch bei körperlichen Berührungen Schmerzen. Gerade wenn es um Zärtlichkeiten geht, wird kaum darüber gesprochen.

Es ist sehr ratsam, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn chronische Schmerzen können Beziehungen sehr stark belasten. Lang anhaltende Spannungen in Beziehungen – übrigens auch in Freundschaften – führen oft zu Trennungen. Und Trennungen wiederum führen in die Isolation. Ein wahrer Teufelskreis.

Es ist wichtig zu wissen, dass Trennungen auch eine grosse Erleichterung sein können. An etwas festzuhalten, das man schon längst verloren hat, bringt nur grossen Frust. Loslassen ist in ganz verschiedenen Lebenslagen ein Thema. Wer Kinder gross gezogen hat, weiss das. Und wer sich von der Gesundheit trennen muss, weiss es auch. Entscheidend ist, dass wir unser Leben trotz allem liebevoll in die eigene Hand nehmen und dabei unser soziales Netz ganz bewusst pflegen.

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