Corona – Bitte mehr Schnelltests statt Geschrei nach Lockdown!

Dutzende Schweizer Ökonomen rufen nach einem zweiten Lockdown. Dabei müsste jetzt nur viel grossflächiger getestet werden und man bekäme die Pandemie endlich in den Griff.

Schnelltest Bild AdobeStock Urheber Marek
Bild: AdobeStock, Urheber: Marek

Der Bundesrat versucht alles, um eine neuerliche landesweite Schliessung des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens zu vermeiden. Dann fallen ihm rund 50 Ökonomen mit einem offenen Brief in den Rücken und fordern einen erneuten Lockdown. «Neuinfektionen und Hospitalisierungen steigen rasant und die Sterbefälle steigen ebenfalls exponentiell», schreiben sie. «Leider zeigt diese Entwicklung, dass die Massnahmen bislang unzureichend waren, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren. Entweder gingen sie nicht weit genug, oder sie wurden zu spät umgesetzt oder beides.» Der Bundesrat solle möglichst rasch einen zweiten Lockdown beschliessen, um Panikreaktionen der Bevölkerung zu vermeiden. Ein geregeltes Wirtschaftsleben sei so unmöglich.

Ein Lockdown ist die primitivste Massnahme

Ist der offene Brief der Ökonomen nicht selber eine Panikreaktion? Was soll ein zweiter nationaler Lockdown, wo es doch klare Anzeigen gibt, dass die Massnahmen greifen? Die Ansteckungskurven flachen ab, die Mobilität der Bevölkerung und somit die Kontakte gehen merklich zurück. Bundesrat und Experten haben einen Lockdown wiederholt als die undifferenzierteste und primitivste Massnahme im Kampf gegen Covid-19 bezeichnet, die es gibt. Und sie ist obendrein noch gefährlich, weil sie so massive gesundheitliche und wirtschaftliche Kollateralschäden verursacht, dass selbst die WHO davor warnt.

Es braucht in der jetzigen Situation nicht mehr viel, um die Reproduktionszahl des Virus deutlich unter 1 zu drücken. Man muss dort ansetzen, wo es dem Coronavirus am meisten wehtut, bei der Dunkelziffer, dort, wo sich das Virus im Verborgenen ausbreiten kann, bei den Zehntausenden von Infizierten, die gar nicht wissen, dass sie infiziert sind, aber den Erreger munter weiterverbreiten.

Massentests in der Slowakei

Die Slowakei hat vorgemacht, wie es geht. Sie testete innert kürzester Zeit zwei Drittel der Bevölkerung. Mehr als 38’000 Menschen wurden bei einem ersten Durchgang positiv getestet und in Heimquarantäne geschickt, die sonst unentdeckt die Infektion weiterverbreitet hätten. Die Massentests sollen wiederholt werden, um Infektionscluster frühzeitig zu identifizieren und zu isolieren. Der Regierungschef ist überzeugt, dass die Reihentestungen der Slowakei eine landesweite Quarantäne ersparen.

Überall stossen die Testkapazitäten an ihre Grenzen, dabei hiess es von Seiten der Wissenschaft immer: Testen, testen, testen! Im Moment sind wir weit davon entfernt. Weil die Materialien für die herkömmlichen Tests knapp werden, wird nur noch bei eindeutigen Symptomen und bei Risikopersonen getestet. Damit gehen jeden Tag Tausende, wenn nicht Zehntausende von Infizierten durch die Maschen. Genau das darf jetzt nicht passieren, wo es den Lockdown zu verhindern gilt.

So machen Sie dem Coronavirus den Garaus

Effektives Pandemie- und Quarantänemanagement

Es gibt nur ein Mittel dagegen: rascher, grossflächiger Einsatz von Schnelltests. Wir sind in der Schweiz in einer privilegierten Lage und haben genügend davon. Die neusten Schnelltests sind nicht nur viel schneller und billiger, sondern mittlerweile auch hochpräzise und verlässlich. Sie stammen nicht nur von Pharmagiganten wie Roche, sondern neuerdings auch von kleinen Unternehmen. So hat das Berner Start-up Ender Diagnostics in Rekordtempo einen Covid-Schnelltest entwickelt. Laut ihrem Chef erlauben sie ein «effektives Pandemie- und Quarantänemanagement». Er ist überzeugt, dass viel breiter getestet werden muss als bisher, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Das Berner Unternehmen hat den Markteintritt in den USA, Skandinavien und vielen anderen Ländern organisiert. In der Schweiz hat man bisher die Swiss als Kundin gewonnen, sonst sei das Interesse aber noch bescheiden, auch bei den grossen Labors. Während der Schweizer Markt für solche Tests eher träge sei, steigt die Nachfrage aus dem Ausland rasant. Dort habe man rasch erkannt, wie wichtig es ist, breitflächig niederschwellig zu testen. Hoffentlich checkt man das auch in der bedächtig agierenden Schweiz.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 12.11.2020.

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