Corona – Tote in Kauf genommen?

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Während bei unseren Nachbarn schon seit Monaten fast alles geschlossen ist, gingen wir den einigermassen freien Schweizer Weg durch die zweite Welle. Zwei entscheidende Zahlen gehen in den Medien oft unter, obwohl sie zeigen, wohin uns dieser Weg geführt hat.

7500 Tote mehr

In der Schweiz sind im Jahr 2020 knapp 76’000 Menschen gestorben. Das sind rund 7500 oder elf Prozent mehr als erwartet. Seit Vergleichswerte gemessen werden, gab es noch nie eine höhere Übersterblichkeit. In kleinen, mit der Schweiz vergleichbaren europäischen Ländern sind die Zahlen ähnlich: Österreich verzeichnet ein Plus von acht Prozent, die Niederlande neun, Slowenien zwölf und Belgien sogar sechzehn Prozent. Es ist nicht übertrieben, von einem historisch traurigen Jahr zu sprechen.

Während die Übersterblichkeit in der Schweiz also im Mittel liegt, steht unsere Wirtschaft deutlich besser da als der Schnitt. Sie ging um dreieinhalb Prozent zurück, während das Minus im Ausland von gut fünf Prozent in den Niederlanden bis über acht Prozent in Belgien reicht. Schlimmer war es letztmals in den siebziger Jahren.

Lebensjahre retten

Hat man Tote in Kauf genommen, damit die Wirtschaft gut dasteht? Diese Frage wurde in den letzten Wochen und Monaten oft gestellt, als der Bundesrat trotz hoher Fallzahlen auf harte Massnahmen verzichtete. Sie scheint auch angesichts der genannten Zahlen angebracht.

Doch die Frage ist irreführend, denn auch hinter der Wirtschaft stecken Menschenleben. Sie hängt direkt mit der Lebenserwartung zusammen. Scheinbar kleine Einbrüche wirken über Jahre nach und bedeuten, dass zukünftige Generationen kürzer leben. Deshalb könnten harte Massnahmen dazu führen, dass langfristig mehr Lebensjahre verloren gehen, als kurzfristig gerettet werden.

Hätte die Pandemie nach ein paar Monaten geendet, wären diese Überlegungen nicht so wichtig. Doch je länger die Krise dauert, desto mehr muss eine umsichtige Regierung zwischen kurz- und langfristigen Schäden abwägen. Denn in der Wirtschaft stecken Lebenswerke der jetzigen und Lebenserwartungen der nächsten Generation. Es scheint, als sei unsere Regierung eine der wenigen, die das berücksichtigen. Der Bundesrat hat bisher einen besseren Job gemacht, als manche behaupten.

*Alle Zahlen sind provisorisch und gerundet. Das heisst, die Zahlen können aufgrund von Nachmeldungen oder Korrekturen noch aktualisiert werden.