Covid-19 kostet im Schnitt zehn Lebensjahre

Sarg Tod AdobeStock 101206098 Robert Hoetink

Die Menschen, die am Coronavirus sterben, seien alle alt und schwer krank und hätten ohnehin nur noch eine kurze Lebenswartung, hört man immer wieder, wenn es um den Sinn oder Unsinn von Einschränkungen geht. Doch das stimmt in den meisten Fällen nicht.

Schon letztes Jahr zeigten Berechnungen zu den Todesfällen in Norditalien, dass dort jeder Covid-19-Tote im Durchschnitt rund zwölf Jahre Lebenszeit verlor. Es gab jedoch berechtigte Zweifel, ob sich diese Zahlen eins zu eins auf die Schweiz übertragen lassen. Nun kommen Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Sie haben errechnet, dass Covid-19 in Deutschland im Jahr 2020 insgesamt 300 000 Lebensjahre gekostet hat. 60 Prozent davon entfielen auf Männer.

Männer trifft es schwerer

Diese statistischen Werte gewinnen zusätzliche Wucht mit Angabe der Jahre, die den an einer Infektion mit Sars-CoV-2 Gestorbenen vermutlich geblieben wären, hätten sie die Erkrankung nicht bekommen. Der Verlust an Lebenszeit durch Covid-19 beläuft sich im Durchschnitt auf 9,6 Jahre. Bei Frauen sind es im Mittel 8,1 Jahre, bei Männern sogar 11 Jahre. Man kann sich kaum vorstellen, welche dramatische Folgen eine ungehinderte Verbreitung des Coronavirus hätte.

Die Unterschiede im Verlust an Lebenszeit zwischen den Geschlechtern haben damit zu tun, dass Männer häufiger und öfter vor dem 60. Lebensjahr an Covid-19 sterben. Wenn sie in jüngerem Alter erkranken, kommt es häufiger zu schweren Verläufen als bei Frauen.

Zusätzlich erfassten die Forscher auch die durch gesundheitliche Einschränkungen verlorenen Lebensjahre. Diese machten zwar mit weniger als einem Prozent nur einen sehr geringen Teil aus. Vermutlich werden sie aber unterschätzt, da bleibende Schäden und Einschränkungen durch die Erkrankung (auch bekannt als „Long Covid“) in der Analyse nicht berücksichtigt werden konnten. Allerdings „verdichten sich Hinweise, dass Covid-19-Spätfolgen die Gesundheit längerfristig beeinträchtigen können“, so die Autoren.