„Sie können lernen, Ihr Leben für immer zum Besseren zu verändern“, sagt Brigitte Arnold, Lehrerin für Autogenes Training.
Das Autogene Training wurde in den Anfangsjahren des zwanzigsten Jahrhunderts vom deutschen Nervenarzt Prof. J.H. Schultz entwickelt. Er fand heraus, dass es möglich ist, mittels konzentriert gelenkter Vorstellung, verbunden mit gezielten suggestiven Sätzen, den Körper über eine stufenweise Entspannung in einen tiefen Ruhezustand zu führen. Dabei bleibt jedoch der Geist völlig wach und konzentriert.
Die angenehmen gesundheitlichen und persönlichen Auswirkungen stellen sich umso früher ein, je regelmässiger wir üben. Dies setzt natürlich eine gewisse Selbstdisziplin und sicher auch Eigenliebe voraus, denn schlussendlich ist das Autogene Training ein Geschenk von mir an mich.
Anfangs sollten wir darauf achten, dass wir von Aussen nicht abgelenkt werden. Das heisst, wir ziehen uns in einen ruhigen Raum zurück, wo weder Telefon noch Hausglocke oder andere Geräusche uns ablenken können. Wir üben im liegen oder sitzen, wobei das Sitzen am Anfang vorzuziehen ist, da sich beim Liegen die Gefahr des Einschlafens erhöht. Und wir achten auf bequeme Kleidung.
Ebenfalls zu empfehlen ist das regelmässige Üben. Wir unterstützen unseren Körper auf dem Weg zum Erfolg zusätzlich, wenn wir immer zur möglichst selben Tageszeit trainieren. Tätigkeiten oder Begebenheiten welche sich regelmässig wiederholen, erkennt unser Körper schneller und es gelingt ihm immer besser und effizienter darauf zu reagieren. Nach einer Weile des konsequenten und regelmässigen Übens, werden wir mehr und mehr imstande sein, das Autogene Training auch an weniger ruhigen Orten zu absolvieren wie zum Beispiel im Zug oder am Arbeitsplatz.
Mit den suggestiven Formeln „Arme und Beine sind ganz schwer“ und „Arme und Beine sind ganz warm“ sprechen wir die Muskelentspannung und die Blutgefässerweiterung an, was folglich die suggerierten Schwere- und Wärmegefühle auslöst. Nach diesen beiden Grundübungen wenden wir uns, wiederum mit gezielten Formeln, unseren Organen zu. Wir beruhigen Puls und Atmung mit den Formeln: „Puls ist ganz ruhig und gleichmässig“ und „Es atmet mich“. Dieser etwas gewöhnungsbedürftige Satz „Es atmet mich“ hat den Sinn, uns im Los- und Zulassen zu unterstützen, das Vertrauen in das Geschehen lassen zu fördern. Im Gegensatz zu anderen Entspannungsübungen, wo die Atmung gezielt geschult wird, beobachten wir im Autogenen Training den Atem lediglich und lassen ihn im Rhythmus unsers Körpers fliessen.
Mit der dritten und letzten Organübung sprechen wir den Solarplexus an. Dieser etwa Daumenkuppen grosse Nervenknoten liegt ungefähr zwei Finger breit über dem Bauchnabel tief im Innern des Bauchraumes und ist der Sitz unserer Emotionen, dort, wo wir bei Angst oder Stress jenes flaue Gefühl wahrnehmen. Der Solarplexus bildet zusammen mit dem sympathischen und dem parasympathischen Teil das autonome Nervensystem. Der Sympathikus aktiviert den Stoffwechsel, setzt Energie frei. Der Parasympathikus macht das Gegenteil: Er stellt den Organismus auf Ruhe und Erholung ein, verlangsamt den Stoffwechsel und aktiviert dafür in der Ruhe die Verdauung. Mit der Formel „Sonnengeflecht ist strömend warm“ sprechen wir direkt das autonome Nervensystem an, welches über die beiden Nervengeflechte mit allen Organen des unteren Bauchraumes verbunden ist und somit sich Harmonie und Ruhe ausbreiten kann.
Damit sind die Organübungen abgeschlossen und wir wenden uns der letzten, der Kopfübung zu. Hier suggerieren wir:“ Stirn ist angenehm kühl“, mit der Absicht, die Blutgefässe im Kopf eng zu halten. Wir erreichen somit weitere Sammlung, Beruhigung und Entspannung. Durch die verbesserte Durchblutung der Organe und die Aktivierung des Parasympathikus während des Übens, können stressbedingten Symptome wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Nervosität oder die Verdauung beruhigt werden.
Mit dem Suggerieren der Übungsformeln führen wir unseren Körper Stufe für Stufe in eine Tiefenentspannung, ähnlich der Hypnose. Dabei bleibt der Geist jedoch hellwach. Dieser hypnotische Zustand ist auf die spezifische Hirntätigkeit zurückzuführen. Wenn wir unsere Hirnströme mittels EEG beobachten, erkennen wir, dass sie sich während des wachen Tagesbewusstseins in einer Frequenz zwischen 13 und 20 Hertz bewegen. Das bezeichnet man als Beta-Zustand. Im Autogenen Training, in der Hypnose, der Meditation oder kurz vor dem Einschlafen sinken diese Wellen auf 4-10 Hertz, was dem Alpha-Zustand entspricht. In diesem Zustand ist die sogenannte Zensurstelle in unserem Gehirn geöffnet, was bedeutet, dass jetzt gezielt formulierte Sätze auf direktem Weg unser Unbewusstes erreichen. Das ist eine wunderbare Möglichkeit an unseren Wünschen und Zielen zu arbeiten.
Unabhängig, ob ich mir ein neues Auto, mehr Gelassenheit, oder bessere Gesundheit wünsche. Ich kann mir alles suggerieren, vorausgesetzt, ich kann mir die Erfüllung vorstellen. Ohne Vorstellung läuft nämlich gar nichts, da unser Unbewusstes das, was wir fühlen, immer für die Realität hält.
Deshalb sollten wir uns öfter vor Augen führen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit den ganzen Tag lenken: Womit beschäftige ich mich, was macht mir Angst und Sorgen? Wie oft am Tag lache, freue ich mich? Denn genau das, womit ich mich beschäftige, ziehe ich an. Weil mein Unbewusstes meint, dies sei meine Realität, die entsprechende Energie freisetzt und genau dies dann anzieht und verwirklicht.
Wie Buddha schon sagte: „Was du heute denkst, wirst du morgen sein.“
Um das Autogene Training wirklich seriös zu erlernen, empfiehlt sich ein Kursbesuch bei einem autorisierten Trainer. Aufbauend auf der Grundstufe haben wir die Möglichkeit, uns in der Oberstufe in tiefere Schichten unserer Persönlichkeit zu versenken. Im Erleben verschiedener Übungen, in denen wir mit Farb- und Bilderlebnissen sowie Symbolen arbeiten, erhalten wir durch eine vertiefte Innenschau Antworten aus dem Unterbewusstsein und finden neue Wege zu uns selbst und unserer Umwelt.
Diese Eigenschaften übertragen sich schon bald auch auf unseren Alltag. Kursteilnehmer staunen immer wieder, wie sie, nach ein paar Wochen regelmässigen Übens, klarer ihre Arbeit planen und ausführen, geduldiger und toleranter werden. Aber auch auf unsere Gesundheit wirkt sich das Autogene Training nachhaltig positiv aus: Stressbedingte Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten, Ungeduld oder auch Hautausschläge sind die offensichtlichsten Auswirkungen eines stressreichen Lebens, die durch das Autogene Training ganz nebenbei zurückgehen oder sogar ganz verschwinden.
Brigitte Arnold, Lehrerin für Autogenes Training, mit eigener Praxis in Bern und Safenwil.
www.brigitte-arnold.ch, [email protected]
Vorstand SAT-Verband, Schweizerischer Verband für Autogenes Training
www.sat-verband.ch, [email protected]