Das Schweizer Sackmesser gegen Viren

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Manchmal wissen auch Ärztinnen und Ärzte nicht genau, woran ein Patient leidet. Verschlechtert sich sein Zustand schnell, braucht es aber etwas, das sofort wirkt. Dann setzt man häufig auf ein Breitspektrum-Antibiotikum, also ein Arzneimittel, das nach dem Prinzip der verbrannten Erde viele verschiedene Bakterien angreift. Das Mittel beseitigt also auch nützliche Mikroben. Doch man nimmt die Nachteile in Kauf, um das Schlimmste zu verhindern.

Breitbandwirkung gegen Viren

Das Vorgehen macht Sinn, wenn der Patient Anzeichen einer bakteriellen Infektion zeigt. Gegen Viren helfen Antibiotika bekanntlich nicht. In diesem Fall fehlt es an Medikamenten, die nach demselben Prinzip breit angreifen. Auch deshalb führt das Coronavirus häufig zu schweren und tödlichen Verläufen. Gesucht wird ein vielseitiges Werkzeug gegen Viren, das selten die beste Lösung sein wird, aber immerhin wirkt.

Zur Auswahl stehen rund einhundertfünfzig Mittel, von denen es jedoch nur ein Bruchteil in die Phase der klinischen Tests geschafft hat. Ausserhalb Europas wurden einzelne Medikamente während der Pandemie im Eilverfahren zugelassen, doch der grosse Wurf ist bisher noch keiner Forschergruppe gelungen.

Keine selbständige Lebensform

Eine grosse Schwierigkeit ist das Zusammenspiel zwischen Virus und Wirtszelle. Im Gegensatz zu Bakterien sind Viren keine selbständige Lebensform. Um sich zu vermehren, infizieren sie zum Beispiel eine menschliche Zelle, die dann Kopien des Virus herstellt. Es ist deshalb schwierig, Viren abzutöten, ohne die eigenen Zellen zu zerstören. Ausserdem mutieren Viren im Vermehrungsprozess, weshalb sie einem Arzneimittel mit der Zeit besser ausweichen können.

Auf das Unbekannte vorbereiten

Doch es gibt auch Angriffsflächen. Die Wirtszellen brauchen gewisse essenzielle Stoffe, um die Viren zu kopieren. Gelingt es, die Stoffe zu hemmen, stoppt die Vermehrung. Die Forschung versucht, Stoffe zu blocken, die in der Vervielfältigung verschiedener Viren eine wichtige Rolle spielen. So hätte man auch neuen, unbekannten Erregern etwas entgegenzusetzen und könnte schwere Krankheitsverläufe verhindern. Das würde die Sterberate senken und Spitäler entlasten.

Die Suche kostet viel Geld und das Risiko, ins Leere zu laufen, ist gross. Trotzdem sollte man die Herausforderung annehmen und mehr investieren, denn breit wirksame antivirale Mittel sind ein Schlüssel, um für die nächste Pandemie besser gewappnet zu sein.