Der Blödsinn mit der Selbstoptimierung

Streichen Sie den unsäglichen Begriff Performance aus Ihrem Wortschatz. Hören Sie auf mit dem Selbstoptimierungswahn. Er macht sie nicht glücklich, sondern krank.

Selbstoptimierung
Bild: fotolia.de, Urheber: S. Nivens

Selbstoptimierung ist die neue Religion, ein kollektiver Wahn. Niemand ist mehr gut genug. Wir tun alles, um unseren Tag möglichst effizient zu nutzen. Selbsthilfebücher und Coaches wollen uns zu einer besseren Version unsrer selbst verhelfen.

Permanenter Stress ist gesundheitsschädlich

Doch macht die immerwährende Arbeit an sich selbst wirklich glücklich? Nie den eigenen und Ansprüchen anderer zu genügen, erzeugt permanenten Stress und ist schlicht und einfach gesundheitsschädlich.

Ehrlicher wäre doch, einfach anzuerkennen, dass jeder Mensch Fehler macht und Grenzen hat. Statt krampfhaft zu versuchen, unbedingt sein ganzes Potential auszuschöpfen, wäre es doch viel beruhigender zu sagen: Es ist gut wie es ist. Statt sich verbissen immer neue, immer höhere Ziele zu setzen, sollte man lieber fragen: Ist das, was ich erreichen möchte, wirklich lohnend? Und ist es auch gut? Für mich, für die Menschen um mich herum, für die Umwelt?

Zufrieden sein, was und wer man ist

Wir stehen viel zu stark im Banne des Bildes, das wir von uns nach aussen projizieren wollen. Die Besessenheit zur Selbstdarstellung in den sozialen Medien ist zerstörerisch. Befreien wir uns von diesem Zwang. Es ist in Ordnung, mit dem zufrieden zu sein, was und wer man ist. Man darf auch mit sich im Reinen sein, wenn man nicht die gängigen Ideale erreicht. Und es tut gut, nicht jede Minute zu verplanen, sondern auch mal Langeweile zu pflegen.

Wir dürfen auch Dinge verpassen

Es braucht dringend wieder mehr Mut zu Bescheidenheit, zur Selbstbeschränkung. Wir müssen nicht alles erleben, wir müssen nicht überall hinreisen, wir müssen nicht alles haben. Wir müssen nicht möglichst viele Dinge gleichzeitig tun. Wir dürfen auch Dinge verpassen.

Zum menschlichen Dasein gehört die Auseinandersetzung mit der eigenen Unvollkommenheit und mit Negativem. Der Zwang, immer und überall positiv zu denken, vernebelt den Blick auf die Realität und hindert uns daran, Probleme zu sehen, wie sie sind und sie zu lösen, wenn sie lösbar sind, und sie anzunehmen, wenn man nichts ändern kann.

Freundschaften in der realen Welt

Richten Sie Ihren Blick mehr nach aussen statt nach innen. Pflegen Sie Freundschaften, und zwar in der realen Welt. Tun Sie Dinge, die auch anderen guttun. Beschränken Sie die Zeit, die Sie in sozialen Medien verbringen. Denn Social Media wirkt als Turbo fürs Ego und ist ein grosser Antreiber des Selbstoptimierungswahns.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 02.06.2022.

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