Der Kick für schwache Lungen

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Auch wenn Erkrankte die Infektion überstanden haben, kämpfen viele Betroffene mit Beschwerden als Folge von Covid-19. Die Zeichen der akuten Pneumonie sind längst abgeklungen, und im Röntgen ist kein Befund mehr sichtbar, trotzdem haben die Genesenen eine eingeschränkte Lungenfunktion. Zu den Beschwerden gehören unter anderem Müdigkeit, Störungen der mentalen und kognitiven Funktionen. Betroffen sind nicht nur die Patienten, die in der Klinik wegen eines schweren Verlaufs von Covid-19 behandelt wurden. Das Post-Covid-Syndrom ist auch bei ambulanten Patienten nachweisbar, teilweise sogar stärker ausgeprägt. Das zeigen Zahlen einer holländischen Studie aus Nijmegen.

Das Coronavirus hinterlässt Spuren

Computertomografie-Bilder der Lungen von genesenen Covid-19-Patienten zeigen, dass viele von ihnen nicht wirklich gesund sind. Im Gegenteil, als Folge der Infektion weisen sie mehr oder weniger starke Lungenschäden auf. Am ehesten verantwortlich für diese Schäden ist eine Überreaktion des Immunsystems. Das anfangs entzündete Lungengerüst vernarbt, was den Gasaustausch beeinträchtigt. Dies kann auch Menschen betreffen, die im Spital nicht künstlich beatmet wurden.

Lungenärzte empfehlen Atemtraining

Atemtraining ist der zentrale Pfeiler einer Rehabilitation. Wird die schwache Atemmuskulatur trainiert, verschwinden Atemnot und Leistungseinbussen rasch. «Ein gezieltes Atemtraining kommt in der Rehabilitation nach schweren Lungenentzündungen zum Einsatz, so auch nach Covid-19-Pneumonien. Eine Kräftigung der Atemmuskulatur kann dazu beitragen, dass sich die körperliche Leistungsfähigkeit schneller erholt. Auch führt das Atemtraining zu einer verbesserten Sekretausscheidung, das heisst, die Betroffenen können das in den Bronchien übermässig produzierte Sekret besser abhusten», erklärt Dr. Thomas Scherer, Pneumologe an der Privatklinik Bethanien in Zürich.

scherrer dr. lunge
Dr. Thomas Scherer

Weniger Komplikationen und kürzerer Spitalaufenthalt

Eine trainierte Atemmuskulatur kann aber auch schwere Komplikationen nach einer künstlichen Beatmung reduzieren. «Während der künstlichen Beatmung wird die Muskulatur geschwächt, und je länger die Beatmung dauert, desto schwächer wird die Muskulatur», sagt Dr. Scherer. Werden Patienten bereits mit einer schwachen Atemmuskulatur eingeliefert oder über eine sehr lange Zeit künstlich beatmet, kann ihre Muskulatur zu schwach sein, um die Ruheatmung aufrechtzuerhalten. «Durch ein gezieltes Training während der Rekonvaleszenz kann man dem entgegenwirken.» Das bedeute, dass Atemtraining das Risiko möglicher Komplikationen nach einer künstlichen Beatmung reduziert und die Dauer eines Spitalaufenthalts verkürzt werden kann.

Stabilisierter Rumpf und bessere Kondition

Unabhängig vom Coronavirus hat eine erstarkte Atemmuskulatur viele Vorteile. Der Rumpf wird gestützt und stabilisiert, Verspannungen und Rückenschmerzen werden gelindert, und bei Asthmatikern wird die gesamte Atemmuskulatur aktiviert. Zudem fördert sie den Auswurf von Bronchialschleim. Breiten- und Spitzensportler profitieren von mehr Leistung und einer besseren Kondition. Und last but not least: Mit einem gezielten Atemtraining kann man sogar leichter abnehmen. Das Training regt nämlich die Ausschüttung des Wachstumshormons an. Muskeln werden auf-, Fettpolster abgebaut.