Der Mythos vom Baden mit vollem Bauch

Muss man nach dem Essen eine Stunde warten, bevor man ins Wasser geht? Nein, sagt das US-amerikanische Rote Kreuz. Zumindest wenn man gesund ist. Aufpassen sollten Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Baden mit vollem Bauch Schwimmbad

Die 6 Baderegeln der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft SLRG sagen nichts zu einer allfälligen Gefahr beim Baden nach dem Essen. Dennoch hallen jedem von uns noch die mahnenden Worte der Eltern nach, nicht sofort nach dem Essen ins Wasser zu gehen. Ist also nichts dran an dieser vermeintlichen Regel?

Magenfüllung hat keinen Einfluss auf Schwimmleistung

Dass nach dem Essen mehr Blut im Magen ist, weil dieser die Speisen verdauen muss, leuchtet ein. Dass man nach einer üppigen Mahlzeit träger ist als nach einer leichten, ebenfalls. Doch der Körper hat genügend Blut, um selbst bei Verdauung noch körperliche Leistung zu erbringen. Eine Studie des US-amerikanischen Roten Kreuzes belegt das. Schwimmer waren genau gleich leistungsfähig, egal ob sie eine halbe Stunde, eine Stunde oder eineinhalb Stunden nach dem Essen eine knapp 200 Meter lange Strecke so schnell wie möglich bewältigten. Auch Bauchkrämpfe gab es keine. Andere Studien betrachteten längere Schwimmstrecken. Auch hier zeigten sich keine Einflüsse der Magenfüllung auf die Schwimmleistung. Das US-amerikanische Rote Kreuz spricht deshalb von einem Mythos, dass ein voller Magen das Ertrinkungsrisiko erhöht.

Bei leerem Magen und Anstrengung droht Unterzuckerung

Experten empfehlen aber, nie mit leerem Magen ins Wasser zu gehen, denn beim Schwimmen verbraucht der Körper viel Energie: In zehn Minuten ungefähr diejenige eines Apfels. Selbst Kindern und gesunden Erwachsenen droht unter Anstrengung eine Unterzuckerung, die im Wasser sehr schnell zum gefährlichen Schwächeanfall werden kann.

Gegen Glaçé vor dem Baden ist übrigens nichts einzuwenden. Das Eis liefert viel schneller Energie als ein Schnitzel mit Pommes Frites, und belastet den Magen deutlich weniger, weil die Verdauung schneller geht. Allerdings hält die Sättigung auch weniger lange an.

Vorsicht bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Vorsichtig sein sollten in jedem Fall Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nicht nur der Verdauungsprozess, auch die Temperatur des Wassers beeinflussen den Kreislauf. Wer nur schon sein Gesicht in kaltes Wasser eintaucht, merkt, wie der Puls langsamer wird und der Blutdruck fällt. Zusammen mit einem niedrigen Blutdruck und dem geschwächten Herz-Kreislauf-System könnte Schwimmen unmittelbar nach dem Essen zu kritischen Situationen führen. Solche Menschen sollten 45 bis 60 Minuten warten, bevor sie ins Wasser gehen. Auf jeden Fall behutsam und keinesfalls kopfvoran.

Lesen Sie hier die 6 Baderegeln der SLRG: www.slrg.ch

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 18.08.2022.

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