Der nächste Schmerzschub

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Meine Schmerzlektionen, Teil 8. Agnes Richener verrät ihre besten Tipps gegen Schmerzen. Trick Nummer 8: offene, ehrliche und von Wertschätzung geprägte Kommunikation mit dem Arzt.

Wir haben gelernt, im Alltag mit dem Schmerz umzugehen. Wir rennen nicht mehr bei jedem unangenehmen Zwicken im Körper zum Arzt. Doch wann ist es ratsam, den Arzt aufzusuchen? Genau das ist für uns Schmerzpatienten äusserst schwierig, denn da habe ich persönlich schon einiges erlebt.

Wir waren im Wallis in den Ferien zum Wandern. Es war wunderbares Wetter, und die Temperaturen sehr angenehm. Unsere beiden Hunde rannten voraus. Ihre Freude an der Freiheit steckte mich immer wieder von neuem an. Es war eine Seelenweide, wie sie uns ihren Übermut mit Luftsprüngen vorführten. Noch am selben Abend spürte ich beim Nachtessen einen unangenehmen Druck in der Brustgegend. Ich konnte kaum etwas essen, weil es mir schlecht wurde. Doch ich sagte nichts, weil ich die gute Stimmung nicht trüben wollte.

So ging ich zeitig ins Bett und versuchte, mich zu entspannen, worauf ich dann tatsächlich auch einschlafen konnte. Um Mitternacht weckten mich heftige Brustschmerzen, die bis in die linke Schulter ausstrahlten. Ich bekam es mit der Angst zu tun, weil ich glaubte, das sei ein Herzinfarkt. So fuhr man mich mitten in der Nacht nach Sion in die Notfallstation. Nachdem man mich gründlich untersucht hatte, standen zwei Ärzte an meinem Bett, schauten mich an und fanden meine Aktion überhaupt nicht lustig: „Sie haben nichts! Bei Ihnen ist alles ganz normal, und nach Ihrem Herzen zu urteilen werden Sie hundert Jahre alt.“

Also was soll das! Muss ich mich nun auch noch rechtfertigen? Ich kam mir elend vor und fühlte mich als Simulantin. Für mich war klar: Nächstes Mal weiss ich, dass mein Herz gesund ist. Diese Haltung kann aber auch gründlich in die Hosen gehen, denn einige Zeit später hatte ich Schmerzen im Unterbauch. Da ich keine Probleme beim Wasserlassen hatte, glaubte ich an eine Muskelverkrampfung, bedingt durch meine Fibromyalgie. Also machte ich Wärmewickel und versuchte, mich mit einer Meditationsübung zu entspannen. Die Schmerzen wurden nicht besser. So trank ich Blasentee, da ich an eine Blasenentzündung dachte. Zum Arzt traute ich mich noch nicht, denn ich wollte mich ja nicht wieder blamieren. Am Schluss wurden die Schmerzen so stark, dass ich nicht mehr aufrecht gehen konnte. Es war eben doch eine bakterielle Infektion der Blase, die mit Antibiotika behandelt werden musste.

Also – wie soll man sich nun verhalten, sofort zum Arzt rennen oder abwarten? Mit der Zeit bekommt man ein gutes Gespür für den Körper. Schmerzen, die man eher als diffus erlebt und die man nicht richtig erklären kann, sollte man aufschreiben. Der Arzt wird einem dankbar dafür sein. Wenn ich heute Schmerzen habe, die ich nicht deuten kann, warte ich nicht mehr länger als drei Tage.

Es gibt ein paar Dinge die bei einem Arztbesuch sehr wichtig sind:

  • Wenn ich beim Arzt etwas mehr Zeit brauche, sage ich das bereits bei der Terminvereinbarung.
  • Ich schreibe mir die die Dinge, die ich auf keinen Fall vergessen will, auf und nehme den Zettel mit zum Arzt.
  • Ich kommuniziere mit meinem Arzt offen und ehrlich, weil ich ernst genommen werden will.
  • Ich möchte mitbestimmen und auch Eigenverantwortung übernehmen, denn es geht um meinen Körper.
  • Als Patient habe ich das Recht, richtig informiert zu werden, das in der passenden Quantität und Tonart.
  • Wertschätzung auf beiden Seiten hilft, um sich wohlzufühlen.
  • Der Arzt sollte seine Grenzen kennen und den Patienten rechtzeitig zum Spezialisten überweisen.
  • Es ist förderlich, wenn der Arzt seinen Blick auch auf das Gesunde und das Starke im Patienten richtet. Es hilft, um wieder zu Normalität im Alltag zu finden.

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