Der Trugschluss mit dem Convenience-Food

Supermarkt

Das englische Wort „convenient“ bedeutet bequem. Convenience-Food heisst wörtlich übersetzt „Bequemkost“. Man bezeichnet damit vorverarbeite Nahrungsmittel und Mahlzeitenkomponenten sowie Fertigmahlzeiten, zum Beispiel gerüstetes Gemüse, Salat, geschnittene Früchte, Fertigsaucen und Fertigsuppen, belegte Sandwiches, Tiefkühlkost, Pizza, Frischpasta, Mikrowellengerichte und so weiter.

Convenience-Produkte boomen. Sie machen heute schon weit über die Hälfte des Angebots in einem Supermarkt aus. Hauptgrund für die Beliebtheit in Single-Haushalten, unter Berufstätigen, bei älteren Menschen, aber auch in immer mehr Familien ist die Zeitersparnis, weil aufwändiges Kochen entfällt. Heute wird in einem durchschnittlichen Schweizer Haushalt noch maximal eine Stunde für die gesamte Zubereitung der täglichen Mahlzeiten aufgewendet. Vor einem Jahrhundert waren es noch bis zu sieben Stunden am Tag.

Massiv teurer

Der Erfolg von Convenience-Food beruht aber auch auf der massiven Werbung der Anbieter, die damit sehr viel Geld verdienen. Denn Convenience-Food ist massiv teurer als herkömmliche Lebensmittel. Wie gross die Preisunterschiede sind, ist den wenigsten Konsumenten bewusst.

Statt frische Speisen bekommen auch Gäste in Restaurants immer öfter industriell vorgefertigte Lebensmittel serviert. Auf den Speisekarten ist das nirgends vermerkt. Sogar den „Gruss aus der Küche“ gibt es heute ab Fabrik. Bequeme Restaurant-Besitzer finden heute jedes pfannenfertige Gericht im Angebot, vom Züri-Geschnetzelten bis zum Bohnenbündel mit Speck umhüllt. Die Produkte sind in luftdicht verschweissten Beuteln oder Schalen verpackt.

Bestimmt gibt es Argumente für Convenience-Food. Menschen, die keine Zeit zum Kochen oder kaum Kochkenntisse haben, sowie Alleinstehenden oder älteren Leuten können vorgefertigte Nahrungsmittel eine echte Hilfe sein. Sie sind oft schon portioniert oder können ohne Verlust portionenweise konsumiert werden. Die Herstellung unterliegt strengen Vorschriften. Aus bakteriologischer und hygienischer Sicht sind sie unbedenklich. Durch Tiefkühlung oder Zusatzstoffe kann die Haltbarkeit der Lebensmittel verlängert werden. Tiefgekühlte Früchte und Gemüse haben den gleichen Nährwert wie frische saisonale Produkte. Auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente bleiben weitgehend erhalten.

Hoher Zucker-, Fett- und Salzgehalt

Was spricht gegen Convenience-Food? In erster Linie der teilweise hohe Gehalt an Zucker, Fett und Salz, sowie die manchmal minderwertige Fettqualität, weil statt hochwertiger Pflanzenöle oft gehärtete Fette verwendet werden. Die meisten Fertiggerichte sind alles andere als eine ausgewogene Mahlzeit. Der meist geringe Anteil an Gemüse und Früchten steht im Widerspruch zu den Empfehlungen für eine gesunde Ernährung. Weitere Argumente gegen Convenience-Food ist der systematische Einsatz von Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern, welche unser natürliches Geschmacksempfinden nach und nach verdrängen und uns sogar nach bestimmten Geschmacksrichtungen süchtig machen können, allen voran nach Süssem. Nicht zu vergessen sind die energieaufwändigen Herstellungsverfahren und der hohe Preis.

So geht’s:

  • Convenience-Food ist nicht generell gesund oder ungesund. Es gibt ohnehin keine gesunden oder ungesunden Nahrungsmittel, sondern nur eine gesunde oder ungesunde Ernährungsweise.
  • Wichtig sind das richtige Mass und eine insgesamt abwechslungsreiche Ernährung.
  • Wer auf Convenience-Food angewiesen ist, sollte sein Essen immer mit frischen Lebensmitteln ergänzen, mit saisonalem Gemüse, Salat und frischem Obst.
  • Achten Sie auf die Deklarationen, speziell auf den Zucker-, Fett- und Salzgehalt. So entlarven Sie die schlimmsten Sünder unter den Fertiggerichten.
  • Die Hersteller schlagen oft Rezepte zur Geschmacksverbesserung vor. Mass halten, wenn es dabei um Rahm, Mascarpone, Käse oder Salz handelt.
  • Besser ist eine Ergänzung mit frischen Kräutern, Peperoni oder Zwiebeln.
  • Fragen Sie sich aber, ob es sich wirklich lohnt, drei Mal am Tag ein vorgefertigtes Gericht zu sich zu nehmen, nur um ein paar Minuten zu sparen.
  • Überlegen Sie sich, ob Sie die gesparte Zeit wirklich gewinnbringend einsetzen, oder aber nur, um andere Dinge passiv zu konsumieren, allen voran die elektronischen Medien.
  • Unser Vorschlag lautet deshalb: Nur noch zwei Mal am Tag essen, dafür die Mahlzeiten so einfach gestalten, dass man sie selber zubereiten kann und sie durch eine kluge Produktewahl viel besser sättigen als der Fertigfood.
  • Lernen Sie wieder Ihrem ursprünglichen Geschmackssinn zu vertrauen statt Einheitsfood und Geschmacksverstärkern. Wer den Nahrungsmitteln wieder mehr Respekt entgegenbringt, wird eher satt und viel weniger übergewichtig.
  • Setzen Sie dabei auf eine einfache, schmackhafte Alltagsküche mit naturbelassenen, saisonalen Produkten aus Ihrer Region.
  • Vergleichen Sie die Preisunterschiede zwischen einem Kilo Rüebli und einem Kilo geraffelte Rüebli oder zwischen Kartoffeln und einer Fertigmahlzeit mit Kartoffelstock.
  • Fragen Sie in einem Restaurant, ob die Speisen frisch zubereitet sind oder nicht. Die Gastrobetriebe sind verpflichtet, Auskunft zu geben.

Fazit:

Convenience-Food lässt sich aus unserem Alltag nicht mehr verbannen. Wir sollten aber aufpassen, dass er uns nicht die Lust und Freude am Essen killt, ohne dass wir es merken. Die Zeitersparnis, die er uns serviert, ist meistens nur ein Trugschluss. Wenn wir die gewonnene Zeit nur dazu verwenden, um den Raubbau an unserer Gesundheit in einem gestressten, nimmersatten Alltag noch weiter voran zu treiben, büssen wir über kurz oder lang um ein Mehrfaches.