Der verkannte Rückenschmerz

Leiden Sie im unteren Lendenwirbelbereich an Rückenschmerzen und niemand findet den wahren Grund heraus? Dann sagen Sie Ihrem Arzt, es könnte sich um eine Arthropathie des Iliosakralgelenks handeln.

Rückenschmerz 02.18

Rund drei Viertel der Bevölkerung haben irgendwann im Leben Rückenschmerzen im unteren Lendenbereich. Besonders betroffen sind ältere Menschen. In vielen Fällen sind die Beschwerden harmlos und gehen von selber wieder vorbei oder sprechen auf einfache Schmerzmittel oder Wärme gut an. Schwierig wird es, wenn die Schmerzen chronischer Natur sind. Dann kann sich die Suche nach einer Ursache über Wochen, Monate oder gar Jahre hinziehen, oft ohne fassbares Ergebnis. Die Betroffenen werden von Pontius zu Pilatus gereicht, bis sie zuletzt beim Psychiater landen.

«Eine der am häufigsten übersehenen Ursachen von tieflumbalen Rückenschmerzen ist die Arthropathie des Iliosakralgelenks, das heisst des Kreuzdarmbeingelenks», sagt Prof. Clément Werner von der Ortho Clinic Zürich. Weil das Beschwerdebild sehr unterschiedlich sein kann und die Anatomie dieses Gelenks sehr komplex ist, bleibe das zugrunde liegende Problem sehr oft unerkannt. Kommt dazu, dass sich für dieses vernachlässigte Gelenk kaum ein Facharzt zuständig fühlt. «Wir sprechen von einem klassischen ‹No Man’s Land›.»

Typischerweise berichten die Patienten über seitliche Schmerzen am Übergang der Lendenwirbelsäule zum Steissbein, in der Hüftgegend und am Bein. Das Knie bleibt dabei schmerzfrei. Ebenso typisch sind unruhiges Sitzen und häufige Positionswechsel.

Zuverlässige und schnelle Diagnose

Bei Verdacht auf eine Arthropathie des Iliosakralgelenks braucht es erfahrene Hände. «Es gibt einen guten manuellen Test. Er erlaubt eine zuverlässige und schnelle Diagnose», erklärt Prof. Werner. Etwas, das gar nichts bringt, ist das klassische Röntgenbild. Nur spezialisierte bildgebende Verfahren führen weiter.

Um die Diagnose zu sichern, macht man eine Infiltration mit einem Lokalanästhetikum direkt in das betroffene Gelenk. Bessern sich die Beschwerden deutlich, ist der Befund klar. Allerdings ist die fehlerfreie Infiltration aus anatomischen und technischen Gründen eine grosse Herausforderung und setzt viel Erfahrung voraus. Prof. Werner: «Um die Treffsicherheit zu erhöhen, sollte man den Eingriff immer mithilfe von bildgebenden Verfahren machen.»

Stabilisierung des Gelenks

Die Behandlung erfolgt beim akuten Schmerz fast ausschliesslich konservativ, nämlich mit Schmerzmitteln und Kühlung. In einer späteren Phase sprechen die Patienten besser auf Wärme an. Sind die Beinlängen unterschiedlich, braucht es orthopädische Schuheinlagen. Um das Gelenk zu stabilisieren, muss die Muskulatur durch aktive Physiotherapie aufgebaut werden. Hilft das alles nicht weiter, kommen chirurgische Interventionen in Frage. Möglichkeiten sind die sogenannte Denervation und eine minimalinvasive Fusion des Gelenks. Prof. Werner: «Bei der Denervation wird mithilfe der Radiofrequenz-Ablation versucht, die um das Iliosakralgelenk liegenden Nervenbahnen zu durchtrennen. Zur Fusion und Stabilisierung des Gelenks gibt es neuerdings ein spezielles Implantatsystem. Die bisherigen Ergebnisse sind sehr ermutigend.»

Ruecken_Prof Clement Werner

Mehr Informationen

Prof. Dr. med. Clément Werner

Ortho Clinic Zürich
Seestrasse 325, 8038 Zürich
www.orthoclinic-zuerich.ch
Telefon 044 201 40 04
[email protected]

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 30.01.2020.

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