Der Weg in die Freiheit

Selbstmitleid Abnehmstrategien

Es war einmal ein kleiner Elefant, welcher im Zirkus geboren wurde. Wenn seine Mutter von den Auftritten zurück kam, wurde sie am vorderen rechten und am hinteren linken Bein angekettet, damit sie nicht weglaufen konnte. Für sie war das ganz normal. Sie kannte nichts Anderes. Sie freute sich auf ihre Auftritte, und wenn alles vorbei war, stand sie wieder angekettet an ihrem Platz. Der kleine Elefant stand bei ihr, und für ihn war das auch normal. Als er grösser wurde, wurde auch er angekettet, damit er nicht weglaufen konnte.

Eines Tages kam jemand, der Mitleid mit den Elefanten hatte und sie von ihren Ketten befreite. Doch die Elefanten wussten nicht, dass sie ohne Ketten laufen konnten. Sie kamen gar nicht auf die Idee, sich einfach so in Bewegung zu setzen.

Diese Geschichte hatte mich sehr berührt. Damals, als ich mich auf den Weg machte, meine Ketten, die mich am laufen hinderten, loszuwerden. In meinem Leben sind viele schwierige Dinge geschehen, wie emotionaler und sexueller Missbrauch. Ich wusste gar nicht, wer ich war.

Als ich mich auf den Weg machte zu verstehen, was in meinem Leben geschehen war, merkte ich, dass ich auch wie der Elefant vom Zirkus war, mit Ketten aus Selbstmitleid, Selbstverachtung und Wertlosigkeit, die mich gefangen hielten. In der Therapie wurden mir meine Ketten nach und nach abgenommen. Nun stand ich da und musste lernen, dass ich laufen konnte. Dass ich hingehen konnte, wo ich wollte. Ich musste auch lernen, Verantwortung für meine Entscheidungen selber zu tragen. Verantwortung für mein Leben zu übernehmen.

Strategien entwickeln

Manchmal in Krisenzeiten dachte ich, dass das Leben in Ketten einfacher gewesen wäre, so hätte ich mich für nichts entscheiden müssen. Doch bald war ich mir wieder sicher, dass ich mich nie mehr anketten lassen wollte. Nie wieder! Ich lernte, Strategien zu entwickeln, die ich anwenden konnte, wenn es schwierig wurde. Wenn sich die Ketten von Selbstmitleid, Selbstverachtung und vom Gefühl der Wertlosigkeit mir um die Beine schlingen wollten. Es kam vor, dass ich strauchelte, doch ich wollte immer wieder aufstehen und weitergehen. Mir mein Leben zurück erobern.

Sollten Sie merken, dass auch Sie so ein Zirkuselefant sind und angekettet an Ihrem Platz stehen, dann möchte ich Ihnen sagen: Das muss nicht sein! Sie können ohne Ketten leben! Es braucht Mut, erste Schritte in die Freiheit zu gehen, doch es lohnt sich tausendmal. Es lohnt sich hinzuschauen, was das für Ketten sind, die Sie gefangen halten.

Aufschreiben kann helfen

Es kann hilfreich sein, einmal alles aufzuschreiben. Mir persönlich hat das sehr geholfen. Einfach alles, was sich an Frust, Wut, Selbstmitleid und Selbstverachtung in der Seele angestaut hat, zu formulieren, in Worte zu fassen. Die Ketten beim Namen zu nennen, um sie dann abzulegen.

Wenn ich schrieb, konnte sich mein Elend aus meinem Herzen über den Arm, die Hand und über den Bleistift einen Weg auf das Papier suchen. Je mehr ich schrieb, um so mehr begann es zu fliessen. Alles, was auf das Papier geflossen war, staute sich nicht mehr in meinem Herzen. Schreiben brachte mir grosse Erleichterung und Befreiung. So konnte ich alles mit einer gewissen Distanz betrachten. So konnte ich in einen Dialog mit mir selber treten.

Auf die Stimme des Herzens hören

Jeder Mensch ist einzigartig. Wenn Sie auf die Stimme Ihres Herzen hören, wissen Sie, was Ihnen Freude macht. Wo Sie einen Weg zu sich selber finden können. Sei es mit Schreiben, Singen, Musizieren, Malen oder Laufen, am besten im Wald. Irgendetwas, das Ihnen gut tut. Es hilft, die Krisen zu überstehen. Krisen kommen immer wieder. Mit der Zeit werden sie aber schwächer und seltener.

Aufstehen und weitergehen

Jede Krise, die überstanden ist, ist ein Sieg. Wichtig ist, nach einer Krise aufzustehen und weiterzugehen. Machen Sie sich bewusst, was Sie schon geschafft haben. Dann lenken Sie den Blick auf das Ziel und gehen getrost weiter. Sie wollen sich nie wieder von einer Kette aus Selbstmitleid, Selbstverachtung und Wertlosigkeit gefangen nehmen lassen. Ich wünsche Ihnen viel Mut und Freude auf dem Weg in die Freiheit.