Schluss mit Stress – das richtige Selbst

Alle reden vom Stress, wir von der Resilienz. Prof. Dr. med. Gregor Hasler von der Universität Freiburg zeichnet den neunfachen Pfad für mehr psychische Widerstandskraft. Teil 8.

Resilienz Stress
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Alle populären Resilienz-Ratgeber sind sich darin einig: das Selbst ist der Angelpunkt der Resilienz. Diese Einstimmigkeit ist recht erstaunlich. Vor ein paar Generationen war ein grosser Selbstbezug moralisch negativ und niemand hätte gedacht, dass die intensive Beschäftigung mit dem Selbst zu Resilienz führt. Die Zeiten haben sich geändert. Mit dem Untergang der Religionen und dem Aufkommen der Leistungsgesellschaft ist das Selbst zunehmend ins Zentrum unseres Erlebens gerückt. Aus dem Selbst schöpft der moderne Mensch Sinn und Wert. Deshalb ist es so wichtig geworden, das Selbst zu trainieren.

Aktiv sein

Die wirksamste Methode der Selbst-Fitness sind Selbst-Wirksamkeitserfahrungen. Damit sind Erfahrungen gemeint, bei welchen man aufgrund eigener Aktivität und Kompetenz eine positive Veränderung der Umwelt bewirkt, selbst in schwierigen Situationen. Um solche Erfahrungen zu machen, ist es wichtig, aktiv zu sein, sich schwierigen Situationen zu stellen, aber auch Misserfolge in Serie zu vermeiden. Jugendliche, die schon früh Gelegenheitsjobs haben, sind deshalb resilienter als solche, die nur die Schulbank drücken. Selbst-Wirksamkeitserfahrungen führen zu hohen Selbst-Wirksamkeitserwartungen. Diese helfen uns, in schwierigen Situationen an unsere Fähigkeiten zu glauben und nicht aufzugeben.

Selbstwirksame Vorbilder auswählen

Neben eigenen Erfolgserlebnissen können auch stellvertretende Selbst-Wirksamkeitserfahrungen zur Resilienz beitragen. Wenn es einem anderen gelingt, sich gegen einen bissigen Hund zu wehren, steigt die eigene Erwartung, dies selber auch zu können. Je ähnlicher die beobachtete Person mit uns ist, desto wirksamer ist die Beobachtung. Es ist deshalb wichtig, selbstwirksame Vorbilder auszuwählen.

Eigenverantwortung

Ein anderes wichtiges Konzept ist die Selbst-Verantwortung. In einer Krise ist es wichtig, sich um sich selbst zu sorgen, seine Leistungsgrenzen zu kennen und aktiv die Opferrolle zu verlassen.

Das Konzept des Selbst ist eng an die Arbeitsethik geknüpft. Ein allzu grosser Selbstbezug kann zu Leistungsstress führen, was die Resilienz unterhöhlt. Im richtigen Moment Kontrolle und Verantwortung abzugeben, kann gelegentlich das Beste sein, was wir für unsere Resilienz tun können. Buddhisten wissen das seit Jahrtausenden und üben mittels Meditation, durch Selbst-Überwindung Stress abzubauen.

 

Depression Gregor Hasler 62

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 16.09.2021.

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