Schluss mit Stress – die richtige Zeit

BHF stress AdobeStock 312784252 Pendler sind oft gestresst und frustriert.

Spirituelle Führer predigen es seit Jahrtausenden: in einzelnen Augenblick gibt es keine Probleme. Stress entsteht erst durch den Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft. Moderne Forschung bestätigt diese Beobachtung. Wir sind zu 40-50 Prozent gedanklich abwesend. Je gestresster ein Mensch sich fühlt, desto abwesender ist er. Besonders abwesend sind Menschen im Pendelverkehr. Diese sind auch besonders frustriert. Im Gespräch mit Freunden, beim Spielen, beim Sport und beim Sex erreichen wir die höchste Gegenwärtigkeit. Es erstaunt deshalb nicht, dass diese Tätigkeiten das meiste Glück und die höchste Zufriedenheit vermitteln.

Folgende Fragen helfen, die Fähigkeit, in der Gegenwart zu leben, zu prüfen:

  • Macht es mir Mühe, mich auf Routinearbeiten zu konzentrieren?
  • Stelle ich beim Lesen oft fest, dass ich nicht mehr weiss, was ich gelesen habe?
  • Denke ich in Vorführungen, Vorträgen und Filmen oft über etwas Anderes nach?

Multitasking, E-Mail-Alerts und Mobiltelefone stören nicht nur die aktuelle Gegenwärtigkeit, sie senken auch langfristig die Fähigkeit, sich auf etwas konzentrieren zu können. Auch die Dauerberieselung mit Werbung, die uns auf Genussoptionen aufmerksam machen soll, stört die Geborgenheit in der Gegenwart.

In den Flow kommen

Den Zustand, in dem wir ganz im Augenblick aufgelöst sind, nennt man Flow. Selbst in Konzentrationslagern gelang es einzelnen Gefangenen, mit Flow psychisch widerstandsfähig zu bleiben. Das gelang Mathematikern und Poeten besonders gut, die dank der Beschäftigung mit mathematischen Aufgaben und Gedichten die Todesgefahr vergassen. Es gibt keine allgemeinen Regeln, wie man in den Flow kommt. Situationen, in welchen es gewisse Regeln gibt, zum Beispiel beim Tanz und beim Spiel, fördern den Flow. Ferner sollten die Anforderungen fein auf die Leistungsfähigkeit abgestimmt sein. Über- und Unterforderung stören den Flow.

Für die Bewältigung des stressigen Alltags ist der Mikroflow wichtig. Dieser ist überall, in der Schule, bei der Arbeit und im hektischen Haushalt möglich. Das heisst, auch ein Gespräch mit einem Kunden oder das tägliche Kochen können im Flow geschehen, das heisst ganz gegenwärtig erlebt werden. Achtsamkeitsbasierte Psychotherapie hilft, die Gegenwärtigkeit und den Flow im Alltag zu verbessern und damit die Resilienz zu stärken.

Depression Gregor Hasler 62