Die Engel laufen immer mit

Irmgard Bösch aus Seengen geht in der Natur das Herz auf. Wenn sie mit unserem Schrittzähler um den Hallwilersee läuft, kommen sogar die Engel mit.

Schrittzaehler 10 27 1278 Irmgard Bösch

Sie macht jeden Tag Tausende von Schritten. Doch ihre Welt geht weit über das Alltägliche hinaus. Irmgard Bösch, 63, aus Seengen AG hat einen besonderen Draht zum Himmel. Es ist der Draht in die geistige Welt, die Verbindung zu dem, was uns in einer anderen Dimension jederzeit umgibt, was uns lenkt, was uns leitet. Sie hört die Engel sprechen und sie spricht mit ihnen. Bittet sie, sie zu begleiten auf ihren Wegen.

Auch auf dem Spazierweg rund um den Hallwilersee, dann, wenn man Irmgard Bösch alleine laufen sieht. Doch alleine ist sie nie. Nicht nur ihr Schrittzähler, der in ihr den irdischen Ehrgeiz weckt, ist immer dabei. Auch die Engel folgen ihr in jedem Moment. «Wenn ich es wünsche. Sie drängen sich uns nicht auf. Sie greifen auch nicht unaufgefordert in unser Leben ein. Ich spüre sie, ich rede mit ihnen und ich danke für das, was ist. Ob Tiere oder Bäume, ob Steine oder Häuser. Ich fühle mich den Dingen verbunden, denn alle Materie ist Energie, und jeder von uns ist Teil des Ganzen.» Irmgard Bösch ist sich bewusst, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz von Engeln gibt. Aber den braucht sie auch nicht. Es gilt das, was ist. Und das, was man selber zulässt.

Energiefelder und Orte der Kraft

Bis zu ihrem Autounfall machte sie die Runde um den See einmal pro Woche. «Heute nehme ich die 20 Kilometer wenigstens einmal im Monat unter die Füsse. Dann kommen viele Schritte zusammen. Doch ich möchte jeden Tag etwas tun und versuche, mit Teilstrecken das Tagesziel von 10 000 Schritten zu erreichen. Das gelingt mir mal besser, mal weniger gut. Dann kompensiere ich halt am nächsten oder übernächsten Tag.» Es geht auch nicht um die Schritte allein. Auf ihrem Weg um den See offenbaren sich ihr Energiefelder und Orte der Kraft. «Wenn ich an diesen Orten vorbeilaufe, gehen mein Herz und meine Seele auf. Als ob ein Reissverschluss sich öffnet, strömt es in mich hinein und beginnt intensiv zu schwingen. In diesen Momenten empfinde ich tiefes Glück.»

Manchmal öffnet sich der Kanal in die geistige Welt von ganz alleine. Unerwartet, aber trotzdem vertraut. «Ich wusste zum Beispiel, dass mein Sohn einen Autounfall erleiden wird. ‹Geh nicht ins Bett, um 23.30 Uhr wird dich die Polizei anrufen und dir sagen, dass dein Sohn einen Unfall erlitten hat›, hatte mir eine Stimme am Vormittag gesagt, nachdem mein Sohn das Haus verlassen hat, um mit Kollegen ein Dorffest zu besuchen. Und genau so geschah es.» Auch ihren eigenen Unfall kündigte die Stimme an. «Ich wusste nicht wo und wann. Aber an jenem Vormittag blickte ich immer wieder in den Rückspiegel. Der Wagen hinter mir war irgendwie bedrohlich. Wenige Minuten später sagte die Stimme: ‹Irmgard, halt dich jetzt fest›, und im nächsten Augenblick krachte der Wagen in mein Heck.»

Gegensteuer zum Übergewicht

Nach diesem Ereignis mit Schädel-Hirn-Trauma musste Irmgard Bösch mit Laufen pausieren, nahm auch ein paar Kilo zu. «Die wollte ich natürlich so schnell wie möglich loswerden. Das mache ich immer so. Wenn sich ein bisschen Übergewicht angesammelt hat, gebe ich gleich wieder Gegensteuer.» Unterstützt wird sie heute von ihrem neuen Schrittzähler, dem kleinen Motivator im Hosentaschenformat. «Schrittli» nennt sie ihn liebevoll. Und liebevoll geht sie auch mit ihm um. «Ich merke schon, dass ich nicht mehr so viele Kalorien brauche wie früher. Darum stelle ich mich jeden Tag auf die Waage. Und lasse mich von ‹Schrittli› anstacheln, wenn er mir auf dem Display zeigt, dass ich erst 3000 Schritte beisammen habe. Er ist fast ein kleiner Engel für mich, einer, den ich anfassen kann. Letzten Sommer bin ich bei Doktor Stutz auf ihn gestossen. Ich las, wie eine junge Frau dank diesem Schrittzähler 44 Kilo abgenommen hatte.»

Doch die Liebe zum Laufen hat noch einen anderen Grund. Irmgard Bösch: «Wir tun jeden Tag so vieles, was für uns selbstverständlich ist. Zu Fuss unterwegs sein zum Beispiel. Ich machte mir darüber viele Gedanken und wollte wissen, wie weit mich meine Füsse denn jeden Tag, jede Woche und jedes Jahr tragen. Wissen Sie, ich betreue ab und zu einen 47-jährigen Mann namens Guido. Die Schritte von Guido werden nie gezählt, denn er ist cerebral gelähmt und kann nur im Rollstuhl sitzen. Immer, wenn ich ihn durch den Ort schiebe, wird mir klar, wie schön es ist, auf den eigenen Beinen zu stehen und laufen zu können. Dafür bin ich sehr dankbar, und darum mache ich meine Schritte in Gedanken jetzt auch für ihn.»

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 18.02.2016.

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