Die Harnsäure rigoros senken

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Die Häufigkeit der Gicht nimmt in den wohlhabenden Ländern konstant zu. In den USA sind inzwischen vier Prozent der Bevölkerung betroffen, in Europa ist es ein Prozent. Das hat einerseits mit der Wohlstandsgesellschaft und der Ernährung zu tun, andererseits mit dem Älterwerden der Bevölkerung. Die Harnsäure muss über die Nieren ausgeschieden werden, und im Alter kommt es zu einer verminderten Härnsäure-Ausscheidung in den Nieren.

Männer sind häufiger betroffen als Frauen, und zwar im Verhältnis 4:1. Der grösste Risikofaktor bei der Gicht ist die genetisch festgelegte Harnsäureausscheidung in den Nieren. Weitere Risiken sind Nierenfunktionsstörungen sowie Übergewicht, Bewegungsmangel, Bluthochdruck und Diabetes. So sieht man einen klaren Zusammenhang zwischen dem Bodymassindex und der Häufigkeit von Gicht.

Wie zeigt sich die Gicht? In 80 bis 90 Prozent der Fälle kommt es zu einer akuten Arthritis mit Schwellung, Rötung und Schmerzen eines oder mehrerer Gelenke. Bei rund der Hälfte ist das Grosszehengrundgelenk betroffen. Alle anderen Gelenke an den Extremitäten können ebenfalls befallen sein, beispielsweise das Kniegelenk, das Sprunggelenk oder das Handgelenk. Wichtig zu wissen: Bereits die Hyperurikämie, also ein zu hoher Harnsäure-Spiegel im Blut, welcher der Gicht vorausgeht, führt zu einer erhöhten Gefährdung, einen Herzinfarkt oder einen Hirninfarkt zu erleiden.

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Dr. med. Thomas Langenegger, Leitender Arzt Medizinische Klinik, Rheumatologie und Osteoporose, Zuger Kantonsspital

Bei der Gicht handelt es sich in aller Regel um eine chronische Erkrankung, die sich durch zunehmende Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Gelenken und durch wiederkehrende Gelenkentzündungen manifestiert. Ablagerungen der Harnsäure können aber prinzipiell in jedem Organ vorkommen, unter anderem in den Nieren, sehr selten im Herz oder im Bereich des Ohrs unter der Haut oder noch seltener sogar im Bereich der Wirbelsäule.

Auf was muss man bei der Therapie achten? Zielwert für die Harnsäure ist ein Serumspiegel unter 360 µmol/l, bei tophöser Gicht unter 300 µmol/l. Mit einer Ernährungsumstellung allein lässt sich die Harnsäure höchstens um 60 bis 100 µmol/l senken. Deshalb sind meistens Medikamente notwendig. Es gibt inzwischen sehr potente Wirkstoffe. Wichtig zu wissen ist, dass nach medikamentösem Therapiebeginn die ersten sechs bis zwölf Monate immer noch Gichtschübe auftreten können. Darum wird empfohlen, während sechs Monaten zu Beginn der harnsäuresenkenden Behandlung eine Schubprophylaxe zu machen.

Neulich wurde über eine Studie berichtet, wonach die Gicht-Medikamente der neusten Generation bei schwer herzkranken Patien­ten mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen gehen würden. Menschen, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, sollen diese Wirkstoffe deshalb meiden. Die Studie ist aber derart konzipiert und hat eine so hohe Ausfallrate, dass ihre Aussagekraft mehr als fraglich ist. Eine weitere Studie mit einer hohen Zahl an amerikanischen Veteranen kommt zu einem anderen Ergebnis und zeigt kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Deshalb ist davon ausgehen, dass eine konsequente Behandlung der Gicht das Herz-Kreislauf-Risiko nicht erhöht, sondern im Gegenteil senkt.

Medikamente sind das eine, das andere ist der Lebensstil. Welche Änderungen sind nötig? Umstellung der Ernährung, vor allem weniger Fleisch und Alkohol. Bei übergewichtigen Personen Gewichtsreduktion, Behandlung von einem allfällig erhöhten Blutdruck und von Diabetes.

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