Die letzte Chance

Corona Virus Sturm AdobeStock 374836093

«Vor dem Sturm» titelt die Süddeutsche Zeitung angesichts des starken exponentiellen Wachstums in unserem nördlichen Nachbarland. Auch in der Schweiz explodieren die Fallzahlen, bei einer noch schlechteren Durchimpfung der Bevölkerung. Kein Kanton hat eine zufriedenstellende Impfquote. Zu viele Menschen sind noch ungeschützt. Die Impfdurchbrüche häufen sich. Und eine breite Booster-Strategie hat der Bundesrat bisher versäumt. Die Gefahr, dass die Intensivstationen im Winter den Ansturm nicht mehr bewältigen können, ist gross.

Das Impfdorf ist gut gemeint

Alain Berset weiss das. Die bevorstehende Impfwoche bezeichnet er als «last call». Er glaubt selber nicht mehr daran, dass sich an der Impfbereitschaft der Bevölkerung viel ändert. Längst ist klar, dass nur noch eine Minderheit der Ungeimpften den Pieks nachholen wird, auch wenn ein Impfdorf im Hauptbahnhof Zürich gut gemeint ist. Auf die Frage nach dem Ziel der Impfwoche drückt sich Berset um eine klare Antwort. Er sagt nur: «Jede zusätzliche Impfung ist ein Erfolg in der jetzigen Situation.»

Das passt alles nicht zusammen

Was tun, wenn der «last call» ungehört verhallt und die letzte Chance vertan ist? Die Pandemie der Ungeimpften einfach laufen lassen? Einfach zusehen, wie sich die Spitäler wieder füllen und Operationen zu Tausenden abgesagt werden müssen, was alle trifft? Nicht impfen, keine Massnahmen, keine vollen Intensivstationen. Das passt alles nicht zusammen. Noch getraut sich das kaum jemand zu sagen. Zu explosiv ist die gesellschaftliche Stimmung.

Der Bundesrat muss Farbe bekennen

Was weiche Massnahmen betrifft, ist der Handlungsspielraum ausgeschöpft. Alles, was jetzt kommt oder kommen müsste, tut weh. Mindestens einem Teil der Bevölkerung. Wir brauchen nur nach Österreich zu schauen, wo das Leben der Ungeimpften mehr und mehr eingeschränkt wird. Kommt auch bei uns schon bald 2G? Früher oder später muss der Bundesrat Farbe bekennen.