Die Lizenz zum Schlanksein

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Das Zauberwort, um ohne einen einzigen Schweisstropfen schlank zu werden, heisst Neat. Die Abkürzung steht für „non exercise activity thermogenesis“. Auf Deutsch: Verbrennung durch nicht an Sport gebundene Aktivitäten. Darunter fallen alle Bewegungen und Beschäftigungen im Alltag, die man bewusst oder nicht bewusst durch den ganzen Tag macht, angefangen vom Stehen oder Gehen, dem Gestikulieren, Herumzappeln, Schreiben, Wippen mit dem Fuss, Kaugummikauen und so weiter.

Man könnte meinen, diese Aktivitäten machen nicht viel aus. Das Gegenteil ist der Fall. Sie addieren sich unter dem Strich zu einem Kalorienverbrauch, der von einigen hundert bis zu 2000 Kilokalorien im Tag reichen kann. Eine Person mit einem sehr hohen Neat-Wert kann also gut und gerne eine grosse Pizza oder eine Bratwurst mehr essen als ein Mensch mit einer sehr niedrigen Neat. Es ist genau der Unterschied zwischen einem Bürojob mit einer rein sitzenden Tätigkeit und einem anschliessenden Abend vor dem Fernseher und einer Tätigkeit, bei der man immer auf den Beinen ist.

Kleine alltägliche Aktivitäten helfen

Wer schlank werden und es bleiben will, muss also keineswegs leiden. Das zeigen auch Untersuchungen amerikanischer Forscher von der Mayo Klinik, die im Fachmagazin Science veröffentlicht wurden. Die Auswertung ergab, dass die schwergewichtigen Probanden pro Tag mehr als zweieinhalb Stunden länger sitzend verbracht haben als die mageren Studienteilnehmer, die so täglich rund 350 Kilokalorien mehr verbrannten. Die Autoren kommen zum Schluss, dass schon die kleinen alltäglichen Aktivitäten beim Abnehmen helfen können. Das heisst nicht, dass jemand vom Sport abgehalten werden soll. Im Gegenteil. Die Routinebewegungen des alltäglichen Lebens sollten jedoch viel mehr dazu genutzt werden, um fast unbemerkt mehr Kalorien zu verbrennen.

Ganz offensichtlich bewegen sich übergewichtige Menschen nicht weniger, weil sie dick sind, sondern sie sind dick, weil sie sich weniger bewegen. Aufs Jahr gerechnet könnte ein übergewichtiger Mensch rund 15 Kilo allein dadurch abnehmen, dass er sich im Alltag völlig beiläufig mehr bewegt.

So geht’s:

  • Keine Minute ruhig sitzen bringt in der Schule die Lehrer zur Verzweiflung, später ist es aber die beste Strategie gegen Übergewicht.
  • Wenn Sie während eines zehnminütigen Telefonats nicht sitzen, sondern unentwegt herumlaufen, verbrennen Sie zwischen 30 und 50 Kilokalorien mehr.
  • Diesen Effekt können Sie noch verstärken, wenn Sie Zusatzbewegungen machen wie auf die Zehenspitzen stehen oder auf den Fersen laufen oder zwischendurch in die Hocke gehen.
  • Richten Sie Ihren Arbeitsplatz so ein, dass Sie verschiedene Tätigkeiten im Stehen erledigen können. Denn nichts ist so toxisch wie Sitzen.
  • Eine der einfachsten Regel zum Abnehmen lautet deshalb: Jeden Tag zwei Stunden weniger sitzen.
  • Gehen Sie auf und ab, wenn Sie auf ein Verkehrsmittel warten, anstatt sich auf eine Bank zu setzen oder wie angewurzelt stehen zu bleiben.
  • Zehn Minuten Treppensteigen macht weit über 100 Kilokalorien aus und ist viel mehr als Sie in der gleichen Zeit mit Schwimmen verbrennen würden.
  • Je nach Tätigkeit variiert der Energieverbrauch am Abend zwischen 30 Kilokalorien vor dem Fernseher und 600 Kilokalorien bei Aktivitäten wie Garten- oder Haushaltarbeit.
  • Eingerechnet sind dabei nicht einmal die vielen unnötigen Kalorien, die das Naschen aus purer Langeweile vor dem Fernseher mit sich bringen würde.

Fazit:

Der vermeintlich unspektakuläre Kalorienverbrauch in Beruf und Freizeit und nicht etwa der Sport entscheiden darüber, ob jemand dick wird oder Gewicht verliert. Zwei Stunden am Tag weniger sitzen ist deshalb mit Abstand die einfachste und wirksamste Massnahme für eine gute Linie.