Die Schweiz verschläft das Testen und riskiert die 3. Welle

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Alle haben genug, alle wollen öffnen und ein normales Leben zurück. Doch das geht nur gut, wenn zur gleichen Zeit andere, gezieltere und effizientere Massnahmen ergriffen werden, damit sich das Virus nicht wieder ausbreiten kann. Und das geht nur mit Testen. Das BAG bremst und hat Angst, mit den neuen Heimtests die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zu verlieren. In Tat und Wahrheit hatte das BAG gar nie die Kontrolle über die Pandemie. Sonst hätte es die fürchterliche 2. Welle gar nie gegeben. Bis heute hat das BAG keine Ahnung, wie hoch die Dunkelziffer ist und wo all die Übertragungen stattfinden. Dazu braucht es endlich eine offensive, landesweite Teststrategie. Sonst schlagen die Mutationen im März zurück.

Wir können das genauso gut wie die Deutschen

Weil die Kantone von wenigen Ausnahmen abgesehen die vom Bundesrat geforderten Massentests nicht umsetzen, bleiben nur noch die Heimtests. Sobald das BAG diese Tests endlich frei gibt, kann die Bevölkerung das unkomplizierte Testen selber in die Hand nehmen. Wenn das Länder wie Österreich, Deutschland und Frankreich auf die Reihe kriegen, schaffen wir es auch. In unserem nördlichen Nachbarland werden die Selbsttests sogar in Discountern erhältlich sein. Unsere Selbstverantwortung ist gross genug. Wenn es um die Umsetzungen von harten Massnahmen geht, erwarten die Behörden von uns auch Eigenverantwortung.

Der Bundespräsident ist ungehalten

In der Schweiz ist die Situation – wie in Deutschland und Österreich auch – wieder sehr angespannt. Die Zahlen gehen trotz strengen Massnahmen nicht mehr zurück, sondern steigen, wenn auch vorerst nur leicht. Die Mutationen vermehren sich unaufhaltsam. Das sollte Warnung genug sein, bei aller Euphorie über die zuletzt sinkenden Zahlen und die lang ersehnte Öffnung das Testen nicht zu verschlafen. Sogar unser Bundespräsident äusserte sich ungehalten: «Die Kantone müssen jetzt wirklich vorwärtsmachen. Ich appelliere an sie, mehr zu testen. Einige Kantone fordern die sofortige Öffnung von Restaurants, testen aber gleichzeitig zu wenig. Das geht nicht!»

Die Bündner sind masslos enttäuscht

Eine ETH-Studie hat zeigt, dass der R-Wert halbiert würde, wenn rund die Hälfte der Bevölkerung jede Woche einen Spucktest machen würde. So könnten wir viel schneller zurück zur Normalität, ohne dass die Fallzahlen steigen. Wie wirksam regelmässige Flächentests sind, haben die Erfahrungen im Kanton Graubünden gezeigt. Trotz Hochsaison sanken die Fallzahlen stärker als in den meisten anderen Kantonen. Dass dieser Erfolg vom Bundesrat nicht honoriert wird und er weiterhin einseitig auf Einschränkungen setzt, enttäuscht die Bündner Regierung masslos. Sie stelle mit Befremden fest, dass der Einbezug von weiteren Massnahmen wie präventives Testen in der Strategie des Bundes nicht vorgesehen ist, teilte sie öffentlich mit. Der Bundesrat müsse viel mutiger vorgehen.