Erhöhte Cholesterinwerte machen keine Beschwerden. Deshalb werden sie meistens erst dann bemerkt, wenn es zu spät, eine Arteriosklerose bereits eingetreten ist. Nur mit einer Blutuntersuchung kann man herausfinden, ob der Wert zu hoch ist. Bei stark erhöhtem Cholesterin sieht man manchmal Ablagerungen an den Augenlidern oder andere Hautveränderungen sowie eine weisse Trübung der Augenhornhaut. Diese Symptome treten aber auch bei anderen Erkrankungen auf.
Je älter, desto höher der Cholesterinwert
Die Hypercholesterinämie kommt bei sehr vielen Menschen vor, sie wurde bereits bei Mumien nachgewiesen, die vor Tausenden von Jahren gestorben sind. Rund ein Drittel der Bevölkerung in Mitteleuropa hat einen erhöhten Cholesterinwert. Da der Cholesterinspiegel mit zunehmendem Alter steigt, sind ältere Menschen besonders davon betroffen. Allerdings ist die Hypercholesterinämie an sich keine Krankheit, erst die Folgen sind es. Das Überangebot von Cholesterin lagert sich in den Arterien ab, es entstehen Plaques, und die Arterien werden so immer enger. Dadurch erhöht sich das Risiko eines Schlaganfalls und Herzinfarkts oder einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.
Cholesterin ist lebenswichtig für den Menschen. Die fettähnliche Substanz ist massgeblich am Aufbau der Zellmembran sowie an vielen Stoffwechselvorgängen des Gehirns beteiligt. Es ist eine Vorstufe für die Bildung von Vitamin D sowie einer Reihe von Hormonen wie Östrogen, Testosteron und Cortisol, das als Stresshormon für viele Körperfunktionen wichtig ist. Gleichzeitig ist Cholesterin Ausgangsstoff für die Produktion von Gallensäure zur Fettverdauung.
Rechnen Sie Ihr Cholesterin-Risiko selber aus
Ab wann erhöhte Cholesterinwerte gefährlich sind, kann nicht für jeden Menschen pauschal festgelegt werden. Deshalb hat die Europäische Gesellschaft für Kardiologie Tabellen geschaffen, die das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Verhältnis zum Gesamtcholesterin setzen. In der Schweiz ist ein Risikokalkulator an die schweizerische Population angepasst und auf der Webseite von AGLA, Swiss Atherosclerosis Association, zu finden. Im Fokus steht das low densitiy lipoprotein oder LDL, der wichtigste Risikofaktor für Gefässverkalkung. Es lagert sich an den Gefässwänden ab, verengt die Arterien und kann so einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.
Indikator für Herzinfarkt
Lange Zeit war man der Ansicht, dass ein hohes high density lipoprotein oder HDL eine schützende Wirkung auf die Gefässe hat. Laut Prof. Thomas F. Lüscher, Director of Research, Education & Development am Royal Brompton & Harefield Hospital Trust and Imperial College in London sowie Leiter des Centers for Molecular Cardiology der Universität Zürich, haben neuere Studien gezeigt, dass die Schutzwirkung im Laufe des Lebens und besonders im Frühstadion der Arteriosklerose sowie bei Herz- und vor allem Nierenpatienten nachlässt. Alle Versuche, durch eine medikamentöse Erhöhung des HDL die Prognose von Herzpatienten und -patientinnen zu verbessern, sind gescheitert. Ein guter Indikator für das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ist der Wert des non-HDL-Cholesterins. Er zeigt an, ob ein Mensch gefährdet ist, eine Gefässverkalkung zu entwickeln.
Lipidsenker reduzieren das Risiko
Auch genetische Faktoren können die Blutfettwerte erhöhen. Bei der familiären Hypercholesterinämie haben Betroffene oft von Geburt an viel zu hohe Cholesterinwerte. Meist wird diese Form durch einen einzelnen Elternteil vererbt. Die Wahrscheinlichkeit, das mutierte Gen an Nachkommen weiterzugeben, liegt bei 50 Prozent. Wenn bekannt ist, dass Eltern oder Geschwister schon früh hohe Cholesterinwerte oder sogar einen Herzinfarkt oder Hirnschlag im Alter zwischen 30 und 45 hatten, sollte man das eigene Cholesterin und das der Kinder so früh wie möglich bestimmen. Die familiäre Hypercholesterinämie kann nicht geheilt werden. Aber mit einer rechtzeitigen Diagnose und Behandlung durch Lipidsenker können die schlimmen Folgen vermieden oder hinausgezögert werden. Die familiäre Hypercholesterinämie ist in der Schweiz stark unterdiagnostiziert. Man geht davon aus, dass nur rund 10 Prozent der etwa 40 000 Betroffenen ihre Krankheit kennen. Eine frühe Diagnose kann lebensrettend sein.
Medikamente auf keinen Fall absetzen
Wie lässt sich das schädliche LDL senken? Mit der Ernährung ist das nicht so einfach. Denn rund 80 Prozent des Cholesterins produziert unser Körper selber in der Leber. Wie viel genau ist weitgehend genetisch bedingt. Der Rest kann durch einen gesunden Lebensstil und die Ernährung gesteuert werden. Die mediterrane Diät mit Fisch, Gemüse, Salat – mit Olivenöl angerichtet, ist die bisher einzige Diät, die überzeugend vor Herzinfarkt und Herztod schützt. Das LDL lässt sich nur medikamentös wirkungsvoll senken. Trotzdem setzen viele Patienten ihre Medikamente ab, aus Angst vor Nebenwirkungen oder weil sie nicht an den Nutzen glauben. Man weiss, dass nur zwei Drittel der Betroffenen mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit die Cholesterinsenker zuverlässig nehmen. Der Rest nimmt sie unregelmässig oder lässt sie ganz weg. Das Sterberisiko erhöht sich so auf den Wert, den die Patienten vor der Behandlung hatten. Denn diese Medikamente schützen nur, solange man sie nimmt.
Alle profitieren
Dass eine intensive Lipidsenkung bei Patienten nach einem Infarkt nicht nur die Gesundheit der Patienten und Patientinnen verbessert, sondern auch dazu beiträgt, die Kosten für das Gesundheitssystem langfristig zu senken, hat eine neue Studie aus Jena gezeigt. Mit der intensiven LDL-Senkung konnten weitere kardiovaskuläre Ereignisse weitgehend verhindert werden, was einen positiven Effekt für die Betroffenen selber, auf die Produktivität der Betriebe und somit auf die gesamte Volkswirtschaft hatte.
Risikofaktoren
Gefährlich wird ein zu hoher LDL-Cholesterinwert erst im Zusammenspiel mit anderen Risikofaktoren:
- Rauchen erhöht das Risiko deutlich
- Zu wenig Bewegung
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
- Übergewicht
- Eingeschränkte Nierenfunktion
- Ähnliche Krankheitsfälle in der Familie
Eine wichtige Rolle spielt das Essen. Neuere Erkenntnisse zielen nicht mehr wie früher darauf, Eier und Butter aus der Ernährung zu verbannen. Wichtiger ist eine ausgewogene, mediterrane Ernährung mit Fisch, Gemüse, Salat und Olivenöl.
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