Die Wahrheit über Fasten

Fasten eyepin

Beim Fasten verzichtet man für eine bestimmte Zeit auf feste Nahrung und auf Genussmittel wie Alkohol oder Kaffee. Fasten hat eine lange Tradition und hat nahezu in allen Religionen eine grosse Bedeutung. König David fastete, als seine Söhne todkrank wurden. Christus rief in der Bergpredigt zu mehr Demut beim Fasten auf. In der katholischen Kirche hält sich bis heute das Gebot, mindestens einmal pro Woche auf Fleisch zu verzichten. In bestimmten Orden verzichtet man jede Woche an mehreren Tagen auf tierische Nahrung. Die orthodoxen Kirchen kennen mehrwöchige Fastenperioden pro Jahr. Und auch bei evangelischen Glaubensgemeinschaften hat sich der zeitweise Verzicht auf Alkohol und andere Genussmittel durchgesetzt.

Gegen eine bewusstere Lebensweise und den Verzicht auf übermässigen Konsum von tierischen Produkten und Genussmitteln ist überhaupt nichts einzuwenden, im Gegenteil. Fasten als Allheilmittel für mehr Gesundheit ist jedoch strikt abzulehnen, ja sogar gefährlich. Der radikale Verzicht auf Nahrung über mehrere Tage bedeutet für den Körper nämlich enormen Stress. Wie alle Konzepte, die ihm viel Energie vorenthalten, führt er zum Jo-Jo-Effekt. Der Körper lernt während dem Fasten, mit weniger Energie auszukommen. Am Ende der Fastenperiode legt er umgehend wieder Fettdepots an. Ein weiterer grosser Nachteil beim Fasten ist der starke Abbau von Muskelgewebe. Dabei macht der Körper bei rigorosem Fasten auch von einem Abbau des Herzmuskels nicht halt. Herzkranke dürfen daher unter keinen Umständen fasten.

Nicht verwertbare Stoffe werden ausgeschieden

Mit populären Schlagworten wie Entschlackung und Entgiftung wird versucht, die gutgläubigen Konsumenten zu verführen. Auch der selbstgewählte Begriff Heilfasten hält keinerlei wissenschaftlichen Kriterien stand, sondern ist frei erfunden. Das gilt auch für die Darmreinigung. Im menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden über Darm, Nieren, Lunge und Haut ausgeschieden.

Für übergewichtige Menschen, die sich emotional labil fühlen und deren Gedanken sich vorwiegend ums Essen beziehungsweise ums Abnehmen kreisen, sind die Heilversprechen rund um das Fasten verhängnisvoll und führen oft direkt in eine Essstörung. Die Angst vor dem Nahrungsverzicht und das Fehlen einer Strategie für den Alltag nach der Fastenperiode verstärken nur noch die Ohnmachtsgefühle. Viel wichtiger für eine nachhaltige Gewichtsreduktion wäre dagegen das Einüben kleiner Schritte im Alltag in Sinne einer Verhaltensveränderung, um die Handlungsfähigkeit und damit das Selbstbewusstsein zu stärken.

Mit fester Nahrung fasten

Wer fasten will, muss es richtig tun. Und das geht nur mit fester Nahrung. Anstatt in der Fastenzeit völlig auf Nahrung zu verzichten, sollte man wie es traditionsgemäss viele Religionen tun, auf tierische Nahrungsmittel und Genussstoffe wie Alkohol verzichten und stattdessen mehr Obst und Gemüse essen. Das bringt schon nach wenigen Tagen deutliche Effekte, wenn man auch noch zucker- und weissmehlhaltige Speisen meidet. Damit der Körper keine Muskelmasse abbaut, empfiehlt sich das eiweissmodifizierte Fasten, bei dem man jeden Tag eine Portion Eiweiss zu sich nimmt, sei es in Form eines Nahrungsmittels oder eines Eiweissshakes.

Neuster Trend: Intermittierendes Fasten

Der neuste Trend ist die 5:2-Diät oder das intermittierende Fasten. Diese Teilzeitdiät erlaubt an fünf Tagen pro Woche eine normale Ernährung. An zwei Tagen wird gefastet. Wichtig ist, dass die beiden Fastentage nicht aufeinander folgen. Denn je länger man dem Körper die gewohnte Nahrung vorenthält, desto grösser sind seine Kompensationsbemühungen und die Gefahr von Muskelabbau. Wie bei jeder Diät werden Gemüse und mageres Fleisch sowie Fisch empfohlen. Trinken sollte man viel Wasser und Tee. Alkohol ist tabu, genauso wie leere Kohlenhydrate. Erste Untersuchungen zeigen, dass man mit dem intermittierenden Fasten relativ schnell abnimmt und dass sich die Cholesterin-, Blutzucker- und Blutdruckwerte rasch verbessern. Zudem kommt es zu einem Rückgang der Entzündung, die mit jedem starken Übergewicht einhergeht. Bei Diabetikern stabilisiert sich der Zucker- und Insulinhaushalt.

So geht’s:

  • Fasten ist weder ein Allerheilmittel für die Gesundheit noch der Königsweg zum Abnehmen.
  • Im Gegenteil, mehrtägiges Fasten ist für den Körper purer Stress und der Gesundheit abträglich.
  • Wer über längere Zeit fastet, weicht in den meisten Fällen einer Analyse der alltäglichen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten aus und verhindert somit eine schrittweise Verhaltensänderung im Alltag.
  • Der Jo-Jo-Effekt wird durch nichts so stark gefördert wie durch einen radikalen Nahrungsentzug.
  • Nur wer es schafft, eine abwechslungsreiche, kalorienreduzierte Ernährung und viel Bewegung in den Alltag einzubauen, wird sein Wunschgewicht erreichen – und vor allem auch halten können.
  • Nichtsdestotrotz gibt es modifizierte Arten des Fastens, die absolut sinnvoll sind, vorausgesetzt, sie gehen mit einer dauerhaften Kalorienreduktion einher.
  • So gibt es beim intermittierenden Fasten weder Muskelabbau noch andere negative Auswirkungen auf die Gesundheit.
  • Schon Goethe propagierte solche Schalttage. Denn nichts sei schwerer zu ertragen wie eine Reihe von guten Tagen.
  • Am idealsten ist das eiweissmodifizierte Fasten, bei dem auf eine genügend hohe Eiweisszufuhr geachtet wird, im Minimum 50 Gramm pro Tag.
  • Sehr effektiv fasten kann man auch, indem man eine Zeit lang auf Fernsehen verzichtet oder generell weniger Zeit mit elektronischen Medien verbringt. Denn nichts ist tödlicher als Sitzen.
  • Und zum Schluss noch dies: Wie wär’s mit einem mindestens temporären Verzicht aufs Auto? Solche Massnahmen kehren die Kalorienbilanz auf einen Schlag zum Guten.

Fazit:

Mit kaum einem anderen Begriff wird so viel Unfug betrieben und so viel Geld verdient wie mit Fasten. Mit Fasten kann man dann etwas Gutes für seine Gesundheit tun, wenn wir uns an Jesu Bergpredigt erinnern und weniger Aufhebens darüber machen, sondern einfach das tun, wozu unser Körper bestimmt ist: Eine einfache Lebensweise mit einer ausgewogenen Kalorienbilanz.