Die Wahrheit über Furzen

Furzen AdobeStock 131049150 Bild: AdobeStock, Urheber: unbekannt

Luft hörbar entweichen zu lassen ist mit gesellschaftlichen Konventionen wenig kompatibel. Das gilt ganz besonders für übelriechende Fürze. Doch wer kennt schon im Voraus Lautstärke und Duftnote von dem, was ihm da unten entweicht? Schlau ist man auch hier erst im Nachhinein. Also müssen wir darüber reden.

Der Rest muss raus

Etwa einen Liter Luft stossen wir pro Tag aus, meist unbemerkt, laut- und geruchlos. Im Schnitt sind es acht bis zehn, an einem freudigen Tag bis zu 20 Ereignisse. Ein Furz verbreitet sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 11 Kilometern pro Stunde. Schon nur durch die Verdauung einer einzigen Mahlzeit entsteht bis zu 1.5 Liter Darmgas. Der grösste Teil ist Kohlenstoffdioxid und wird von den Zellen in der Darmwand absorbiert. Über das Blut gelangt das Gas in die Leber und dann zu den Lungen, wo es ausgeatmet wird. Aber der Rest muss irgendwo hin.

Auch von oben gelangt ständig Luft in den Darm. Wir schlucken etwa ein Mal in der Minute. Und jedes Mal nehmen wir 2 bis 3 ml Luft auf. Längst nicht alles entweicht durch Rülpsen. Ein Teil der verschluckten Gase wandert durch den ganzen Verdauungstrakt, vom Mund bis zum Anus.

Je stinkender desto gesünder

Über 400 Bakterienarten zersetzen im Dickdarm die Nahrung. Durch diese Stoffwechselvorgänge entstehen Gase, Methan, Wasserstoff und Kohlendioxid. Und die werden anal ausgeschieden. Einen anderen Weg gibt es nicht. Kann die Luft nicht entweichen, kommt es notgedrungen zu Blähungen. Und die können sehr schmerzhaft sein. Die Pobacken zusammenkneifen und das Furzen unterdrücken, mag eine Weile gut gehen. Über kurz oder lang führt das jedoch zu Bauchkrämpfen.

Ob die Darmwinde geruchlos bleiben oder schrecklich riechen, hängt von vielen Dingen ab. Von der Nahrung, der Art der Bakterien und von der Passagezeit im Darm. Nur ein Prozent der Gase macht den stinkenden Teil aus. Für den Faule-Eier-Gestank sind vor allem Schwefelverbindungen verantwortlich.

Es klingt schon fast ironisch. Je gesünder wir uns ernähren, desto schlimmer stinken unsere Fürze. Darmbakterien lieben ballaststoffreiche Nahrungsmittel. Pflanzliche Eiweisse, aber auch Fleisch, Milch und Eier verursachen besonders übelriechende, schwefelhaltige Gase. Sprüche wie „Jede Bohne, eine Kanone“ kommen nicht von ungefähr. Bohnen, egal ob weiss oder dunkel, sind Garanten für deftigen Luftabgang. Umso mehr, desto besser. Das gilt auch für Zwiebeln und Kohl. Eine sichere Kombination für einen produktiven Tag sind Vollkornbrot mit Frühstücksei.

Von Martin Luther bis Shakespeare. Vieles deutet darauf hin, dass furzen früher für mehr Erheiterung gesorgt hat und dass unsere Vorfahren einen wesentlich entspannteren Umgang mit dieser Körperfunktion hatten. Jungs im Teenageralter scheinen eine Ausnahme zu sein. Für sie ist furzen Gegenstand von Wettbewerben. Wer den Lautesten und Stinkigsten macht, hat gewonnen.

Ein guter Furz verstärkt die Bindung zum Partner

Darmwinde sind normal und lebensnotwendig. Also lässt man ihnen lieber freien Lauf, oder unterdrückt sie höchstens so lange, bis man an einen geeigneten Ort gewechselt hat, wo man stolz furzen kann und darf, so wie es Benjamin Franklin mit seinem Essay „Fart proudly“ so treffend geschrieben hat.

Furzen in Anwesenheit des Partners gilt vielen als ein Zeichen von Liebe und Vertrauen. Es gibt doch nichts Schöneres als das Teilen von roher und ungehemmter Persönlichkeit. Mit einem guten Furz kann man sich einander also noch ein bisschen sicherer sein.

Nur wenn Luftabgang mit vermehrten Bauchschmerzen und starken Blähungen einhergeht, oder wenn er extrem stark ist und sehr, sehr übel riecht, sollte man zum Arzt. Ansonsten sollte man sich des Lebens freuen, über sein Leben und das seiner Liebsten.

Merken wir uns: Ein Furz in Ehren kann niemand verwehren. So lange wir furzen, leben wir. Wenn wir aufhören zu furzen, sind wir tot.