Dieser Arzt macht dem Schweiss den Garaus

Übermässiges Schwitzen ist eine völlig unterschätzte Krankheit. Dr. med. Mischa C. Feigel vom Zentrum für Viszeralchirurgie und Bariatrie in Zürich erklärt die neusten und wirksamsten Behandlungsmethoden.

Schwitzen Hand Aufmacherbild

Gegen drei Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden mehr oder minder stark unter einer Hyperhidrose, dem übermässigen Schwitzen. „Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die in der Regel konstitutionell bedingt ist, sofern organische Krankheiten usw. ausgeschlossen werden konnten“, sagt Dr. med. Mischa C. Feigel vom Zentrum für Viszeralchirurgie und Bariatrie in Zürich.

Massive Beeinträchtigung

Schwitzen als solches ist keine Krankheit. Es dient der Regulation der Körpertemperatur, kühlt die Haut und auch das Innere des Körpers. Dr. Feigel: „Krankheitswert erhält das Schwitzen dann, wenn unkontrolliert zu viel Schweiss produziert wird. Eine vermehrte lokalisierte Schweissbildung kommt am häufigsten im Bereiche der Hände, der Achselhöhlen, des Gesichtes sowie der Füsse vor.“

Eine Hyperhidrose ist nicht nur körperlich sehr unangenehm, sondern kann auch die psychische Verfassung und die sozialen Kontakte stark beeinträchtigen. Autofahren ist für Hyperhidrose-Patienten oft nur mit Handschuhen möglich, weil das Steuerrad kaum gehalten werden kann und dieses ständig feucht ist. Dieser Stress vermehrt die Schweissbildung zusätzlich, was zu einem Teufelskreis führt, der dann kaum noch zu durchbrechen ist und einer Behandlung bedarf.

„Man unterscheidet die sogenannte primäre von der sekundären Hyperhidrose“, erklärt Dr. Feigel. „Die Ursache der primären Hyperhidrose ist nicht bekannt. Man weiss lediglich, dass eine fehlerhafte Steuerung des vegetativen Nervensystems vorliegt. Ursache der sekundären Hyperhidrose können hormonelle Veränderungen sein, diverse weitere Erkrankungen wie zum Beispiel eine Schilddrüsen-Überfunktion, neurologische Krankheiten, hormonelle Störungen, Medikamentennebenwirkungen, Kreislaufstörungen und Übergewicht.“

Zur Behandlung des übermässigen Schwitzens existieren verschiedenste Möglichkeiten. In der Regel beginnt man mit Lotionen, Salben und Antitranspirantien. Diese Behandlungen reichen in vielen Fällen aus, um die Schweissproduktion derart zu reduzieren, dass keine weiteren Therapien notwendig sind.

Behandlung mit Gleichstrom

„Sollte diese einfache Behandlung nicht genügen, kann man als nächsten Schritt, vor allem bei schwitzenden Händen und Füssen, eine Iontophorese-Behandlung mit Leitungswasser versuchen“, erklärt Dr. Feigel. „Diese Behandlung mit Gleichstrom hat sich bestens bewährt, kann zu Hause durchgeführt werden und ist in vielen Fällen eine sehr gute Therapieoption. Diese Therapie muss jedoch langfristig gemacht werden.“

Chemische Denervationen

Immer häufiger werden sogenannte chemische Denervationen durchgeführt, vor allem mit Botulinumtoxin. Dieses Nervengift wird in massiver Verdünnung in die Haut gespritzt, vor allem im Bereiche der Achselhöhlen, gelegentlich auch im Bereiche stark schwitzender Handinnenflächen und Fusssohlen. Die Schweissproduktion nimmt durch diese Behandlung stark ab. Dr. Feigel: „Einzuschränken ist, dass diese Spritzen in die Handinnenflächen und in die Fusssohlen ziemlich schmerzhaft sind und von den meisten Patienten kaum toleriert werden. Für das übermässige Schwitzen im Bereiche der Achselhöhlen ist diese Behandlung aber gut geeignet. Leider muss die Behandlung in der Regel alle 6 bis 12 Monate wiederholt werden, da die Wirkung des Nervengiftes mit der Zeit nachlässt.“

Mikrowellen-Therapie

Eine neuere Behandlung, vor allem bei übermässigem Achselschweiss, besteht in einer Mikrowellen-Therapie. Dabei werden die Schweissdrüsen unter der Haut relativ schmerzarm verödet. Diese Behandlung eignet sich nicht für Fusssohlen und Handinnenflächen.

Falls alle konservativen Therapieversuche zu keiner befriedigenden Verbesserung führen, kommen chirurgische minimal invasive Verfahren in Betracht. Dr. Feigel: „Die Behandlung der reinen axillären Hyperhidrosis kann auch chirurgisch angegangen werden. Dabei können die Schweissdrüsen minimal invasiv mittels einer Kanüle abgesaugt werden. Dieser Eingriff erfolgt in der Regel in Lokalanästhesie, selten ist eine Narkose notwendig. Da häufig in einer Sitzung nicht alle Schweissdrüsen entfernt werden können, ist manchmal eine zweite oder sogar dritte Behandlung notwendig.“

Schmerzarmes minimal invasives Verfahren

Viele Menschen leiden unter einem kombinierten übermässigen Schwitzen mit Beteiligung der Handinnenflächen und der Achselhöhlen. Nicht selten besteht auch vermehrter Gesichtsschweiss und eine ausgeprägte Gesichtsrötung. Bei Versagen der konservativen Therapien kommt ein wenig belastendes schmerzarmes minimal invasives Verfahren zur Anwendung. „Es handelt sich um die sog. endoskopische thorakale Sympathektomie oder um das von uns favorisierte endoskopische thorakale Sympathikus-Clamping“, erklärt Dr. Feigel. „In Narkose dringen wir durch zwei lediglich 5 mm grosse Schnitte wenig unterhalb der Achselhöhle in die Brusthöhle ein. In aller Regel erkennt man hier den längsverlaufenden Grenzstrang, den Sympathikus, sehr gut durch das Brustfell hindurch schimmern. Mit einem 5 mm grossen Elektrohäkchen erfolgt die Präparation des Sympathikus-Nerven auf der Höhe, die vor der Operation auf Grund der entsprechend vermehrten Schweisslokalisation bestimmt wurde. Im Anschluss daran wird der Nerv entweder durchtrennt und ein kleines Stück entfernt oder mit speziellen kleinen Klipps versorgt bzw. abgeklemmt. Kleine Seitenäste des Hauptnervs werden ebenfalls entweder geklippt oder durchtrennt. Noch während des Eingriffes kann man beim noch schlafenden Patienten erkennen, ob die Operation erfolgreich war. Zuvor kalte, rosafarbene und schwitzende Hände sind nach der Intervention sofort warm und vollständig trocken. Ebenso verhält es sich mit den Achselhöhlen und dem Gesicht. Auch eine allfällige Gesichtsrötung verschwindet oder verbessert sich massiv.“

Handvergleich

Der Eingriff dauert ca. 30 Minuten und ist kaum schmerzhaft, weshalb die Patienten das Spital in der Regel am Tage nach der Operation wieder verlassen können. Eine seltene Nebenwirkung ist das kompensatorische Schwitzen an anderen Körperstellen, Häufigkeit circa 1 bis 3 Prozent. Es kommt dabei zu vermehrter Schweissbildung im Bauchbereich, am Rücken oder an den Beinen. Diese Problematik empfinden die allermeisten Patienten aber als bedeutend weniger belastend als das übermässige Schwitzen der Hände und der Achselhöhlen und nehmen diese seltene Nebenwirkung deshalb in Kauf.

Sichere und höchst erfolgsversprechende Operation

In den Händen eines endoskopisch tätigen erfahrenen Chirurgen ist die minimal invasive thorakale Sympathektomie bzw. das Sympathikus-Clamping eine sehr sichere und höchst erfolgversprechende Operation für Patienten, die an einer konservativ nicht therapierbaren Hyperhidrose leiden. Der Eingriff ist kaum belastend, nach der Operation sind praktisch keine Narben sichtbar und die Arbeit kann rasch wieder aufgenommen werden. Dr. Feigel: „Bei Versagen der üblichen konservativen Therapiemassnahmen ist dieses Vorgehen unserer Ansicht nach die beste und sicherste Möglichkeit, übermässigen Hand-, Achsel- und/oder Gesichtsschweiss langfristig zum Verschwinden zu bringen. Der Gewinn an Lebensqualität ist enorm.“

Dr. FeigelDr. med. Mischa C. Feigel
Facharzt FMH für Chirurgie
spez. Viszeralchirurgie

Weitere Informationen:
Zentrum für Viszeralchirurgie und Bariatrie
www.viszeralchirurgie-feigel.ch

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 24.05.2018.

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