Ein grosser Fortschritt

Bösartige Tumoren der Schilddrüse sind heute kein Todesurteil mehr. Dank neuer Behandlungsmethoden haben sich die Heilungschancen deutlich verbessert.

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Oft wird das Schilddrüsenkarzinom nur zufällig diagnostiziert. Die Betroffenen merken meist gar nichts, bis sich der Tumor in das umliegende Gewebe ausgebreitet hat. In der Schweiz gibt es jedes Jahr rund 550 neue Fälle. Die Diagnose Schilddrüsenkrebs ist zunächst ein Schock. Doch die Heilungschancen sind bei den häufigsten Formen, den differenzierten Schilddrüsenkarzinomen, im Allgemeinen sehr gut.

Meistens vollständige Entfernung der Schilddrüse

In den letzten Jahren hat die Medizin auch bei dieser Krebsart grosse Fortschritte gemacht. So ist es möglich, selbst in Fällen, in denen der Krebs schon über das Organ hinausgewachsen ist, den Tumor ebenso vollständig zu entfernen wie in Fällen, in denen er noch auf die Schilddrüse beschränkt ist. Bis auf wenige Ausnahmen beginnt die Behandlung mit der vollständigen Entfernung der Schilddrüse, was eine lebenslängliche Einnahme von Schilddrüsenhormonen zur Folge hat. Sind die Lymphknoten befallen, werden sie ebenfalls entfernt.

Radiojod-Therapie im Anschluss

Bei differenzierten Schilddrüsenkarzinomen schliesst sich eine Radiojod-Therapie an, um die verbleibenden Tumorzellen abzutöten. Die Patienten nehmen dazu radioaktives Jod ein. Dieses reichert sich in den Krebszellen an und zerstört sie. Im Vorfeld müssen die Schilddrüsenzellen jodsensibel gemacht werden. Dies geschieht durch den Botenstoff TSH, der die Hormonbildung in der Schilddrüse anregt. Für die Sensibilisierung gibt es eine herkömmliche, belastende Methode und eine neuartige, schonende. Bei der herkömmlichen dürfen die Betroffenen mehrere Wochen lang keine Schilddrüsenhormone mehr nehmen. Die Folgen sind die typischen Symptome einer Schilddrüsen-Unterfunktion. Seit Kurzem erübrigt sich diese Tortur dank einer kaum belastenden und vor allem schnellen Methode, um die Schilddrüsenzellen für das radioak­tive Jod sensibel zu machen. Ein Absetzen der Schilddrüsenhormone ist nicht mehr notwendig. Diese Methode hat zudem den Vorteil, dass das radioaktive Jod nach der Behandlung schneller ausgeschieden wird und die Strahlenbelastung geringer ist. Die Behandlungszeit lässt sich auf ein Minimum reduzieren.

Regelmässige Kontrolluntersuchungen nötig

Weil der Krebs in manchen Fällen auch noch Jahre später erneut auftreten kann, sind regelmässige Kontrolluntersuchungen nötig. Dazu macht man nicht nur Ultraschall-Untersuchungen, sondern bestimmt auch das Thyreoglobulin im Blut. Da dieses Eiweiss nur von aktiven Schilddrüsenzellen produziert wird, dient es als Tumormarker. Eine weitere Untersuchung ist das Ganzkörperszintigramm mit radioaktivem Jod. Auch hier werden die Schilddrüsenzellen zuerst wieder jodhungrig gemacht, entweder mit der alten oder mit der neuen Methode. Nach Gabe einer Jodkapsel wird der ganze Körper mit einer Spezialkamera auf verdächtige Stellen untersucht. In den meisten Fällen ist die Nachsorge das ganze Leben lang nötig. Nur so kann ein Rückfall frühzeitig erkannt und behandelt werden. Schilddrüsenkrebs tritt häufiger bei Frauen und oft im jungen Erwachsenenalter auf.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 02.02.2017.

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