Die immunonkologischen Therapien machen weiter Schlagzeilen. Zur Erinnerung: Die neue Behandlungsform richtet sich im Gegensatz zur klassischen Chemotherapie nicht direkt gegen den Tumor, sondern nutzt die natürlichen Fähigkeiten des körpereigenen Immunsystems zur Krebsbekämpfung. Tumorzellen können sich nämlich geschickt der Erkennung durch das Immunsystem entziehen oder durch die Produktion von bestimmten Stoffen eine Immunantwort unterdrücken.
Das Immunsystem mobilisieren
Genau hier setzt die Immuntherapie an: Signalwege, die es den Krebszellen ermöglichen, der Immunabwehr zu entgehen, werden mit Hilfe von immunonkologischen Arzneimitteln unterbrochen. Das Immunsystem wird so mobilisiert und ist wieder in der Lage, die Krebszellen zu erkennen und zu vernichten.
Überlebenschance auch im fortgeschrittenen Stadium
Mit einem immunonkologischen Wirkstoff der ersten Stunde, einem sogenannten humanen Antikörper, gelang es bereits, die Überlebenschance von Patienten mit fortgeschrittenem Melanom und fortgeschrittenem Lungenkrebs in einem Ausmass zu verbessern, welches mit herkömmlichen Therapien undenkbar ist. Jetzt erweist sich derselbe immunonkologische Wirkstoff auch beim metastasierenden Nierenzellkarzinom als deutlich wirksamer und verträglicher als alle bisherigen Standardtherapien. Die Krebsspezialisten weltweit sprechen von einem Meilenstein.
Bedarf an wirksamen Behandlungsoptionen
Beim Nierenzellkrebs besteht wie bei vielen anderen Krebserkrankungen ein hoher Bedarf an neuen, wirksamen Behandlungsoptionen. 340 000 Erkrankungen werden weltweit jedes Jahr neu diagnostiziert. Rund 30 Prozent sind bei der Diagnose bereits metastasiert. Nur jeder zehnte Patient in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium überlebt mehr als fünf Jahre. Männer erkranken doppelt so häufig wie Frauen. Der bösartige Tumor steht beim weiblichen an zehnter und beim männlichen Geschlecht an achter Stelle der Krebserkrankungen in der Schweiz. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei den Frauen bei 71 und bei den Männern bei 68 Jahren.
Erstmals Hoffnung
Früherkennung ist beim Nierenzellkarzinom schwierig. Viele Tumore verursachen lange keine oder nur sehr unspezifische Symptome. Tastbar werden sie erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Deshalb wird heute immer noch mehr als die Hälfte der Tumore rein zufällig entdeckt. Mit den immunonkologischen Therapien gibt es nun erstmals Hoffnung auf ein Langzeitüberleben auch für Patienten mit Nierenkrebs.