Ein riesiger Vorteil

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Meilenstein bei der Behandlung von Arterienverschlüssen am Herzen: Der Luzerner Chefkardiologe Prof. Paul Erne über den neuen Stent, der sich zum Schluss vollständig auflöst. «Das ist wirklich eine Sache, der die Zukunft gehört», sagt der Chefarzt Kardiologie des Luzerner Kantonsspitals. Er hat die Erfolgsgeschichte der Stents seit ihren Anfängen Mitte der 90er-Jahre an vorderster Front miterlebt. Ursprünglich waren die Stents nur als Überbrückung für den Notfall gedacht. Das Gefäss nach einem Herzinfarkt möglichst rasch mit einem Ballon öffnen, damit schnell wieder Blut fliesst und der Patient ausser Lebensgefahr gebracht werden kann. Dann mit einem Stent stabilisieren. Für die nachfolgende Bypass-Operation durch den Herzchirurgen blieb so etwas mehr Zeit. «Irgendwann merkte man, dass das Provisorium mit dem Stent viel länger hält als gedacht und in etlichen Fällen eine Operation gar nicht mehr nötig war», erinnert sich Prof. Erne.

Das Problem aller Stentverpflanzungen war auf längere Zeit die grosse Angst vor einem Wiederverschluss des Gefässes – der sogenannten Restenose – im Stent-Bereich. Besonders die Übergänge zwischen gesundem Gefäss und Stent sowie die Gitter-Strukturen der Stents waren heikel. Mit Medikamenten beschichtete Stents dämmten diese Gefahr ein.

Doch jetzt hat man erneut einen Quantensprung gemacht: Ein beschichteter Stent, der das Gefäss durch die kritische Phase hindurch stützt und sich nach rund zwei Jahren komplett auflöst. Bio-absorbierbar lautet das Stichwort. «Das ist ein riesiger Vorteil zu bisherigen Stents aus Metall», sagt Prof. Erne. Der Grund ist einleuchtend: Ein Stent ist niemals so elastisch wie ein Gefäss. Er kann die Dehnung bei unterschiedlichen Belastungssituationen nur sehr beschränkt mitmachen. Da ist es von Vorteil, wenn die Gefässstütze nach Beendigung der Therapie wieder verschwindet. Und das Risiko einer erneuten Kalkansammlung an den neuralgischen Stellen sinkt ebenfalls gegen Null. Zwei Jahre nach dem Einsetzen hat sich die Gefässstütze nämlich komplett aufgelöst.

Die Aussichten sind gut: Falls unter diesen Bedingungen später doch einmal ein Bypass gelegt werden muss, kann der Chi­rurg die Umleitung selbst dort ansetzen, wo früher der Verschluss war. Dies wäre natürlich nicht möglich, wenn im Gefäss noch ein störendes Metallgitter steckte.

Für welche Patienten eignet sich dieser Stent? Prof. Paul Erne: «Wir verwenden ihn seit Ende letzten Jahres. Bis heute haben wir rund 50 Patientinnen und Patienten behandelt. Die Implantationen sind auf jeden Fall alle sehr gut verlaufen, obwohl sie mehr Präzision und eine gute Portion an Erfahrung erfordern. Erst in rund zwei Jahren können wir sagen, wie sich alles entwickelt hat.»

Kunststoff statt Metall: Dieser neue Stent ist nicht nur mit ­Medikamenten beschichtet, sondern er löst sich auch vollständig auf, sobald er seine Funktion im ver­engten Blutgefäss erfüllt hat. Bioabsorbierbar: Nach etwa zwei Jahren ist nichts mehr ­davon im Gefässsystem zu sehen. Das Gefäss ist wieder ­vollkommen elastisch.

www.luks.ch

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 29.08.2013.

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