Einsamkeit macht krank

Einsamkeit belastet Menschen nicht nur psychisch, sondern kann sie auch körperlich krankmachen. Lukas Loher, Leiter Fachbereiche bei Pro Senectute, sagt, wie man leichter Kontakte knüpft.

Einsamkeit 3

Ein Mensch kann alleinstehend sein und sich doch nicht einsam fühlen. Weshalb?

Man unterscheidet zwei Formen von Einsamkeit. Erstens die emotionale Einsamkeit, wenn eine vertraute Person fehlt, mit der man sich eng verbunden fühlt. Zweitens die soziale Einsamkeit, also der Mangel an sozialen Beziehungen. Einsamkeit kann auftreten, wenn sich im Leben etwas grundlegend ändert. Menschen reagieren aber völlig unterschiedlich auf belastende Situationen. Die einen leiden mehr unter der emotionalen, die anderen mehr unter der sozialen Einsamkeit.

Sind ältere Menschen einsamer als junge?

Ältere Menschen haben im Laufe ihres Lebens Verluste und Rückschläge erlebt. Sie gehen mit Gefühlen von Einsamkeit anders um als junge Menschen. Aber ich will nichts beschönigen. Wenn der langjährige Lebenspartner stirbt, können die Einsamkeitsgefühle erdrückend sein.

Was raten Sie einem Senior oder eine Seniorin, der oder die unter dem Alleinsein leidet?

Im Gegensatz zu Jugendlichen oder berufstätigen Menschen müssen ältere Menschen mehr Aufwand betreiben, um integriert zu bleiben. Ich bin mir bewusst, es braucht etwas Mut, aber Kontakte lassen sich nun mal nicht per Rezept verordnen. Den ersten Schritt muss jeder selber machen.

Pro Senectute hat ein breites Angebot an Sport- und Bildungskursen, die nicht nur körperlich und geistig fit halten, sondern auch eine gute Möglichkeit sind, um neue Bekanntschaften zu schliessen und den Freundeskreis zu erweitern. Durch den regelmässigen Rhythmus bilden die Kurse einen Fixpunkt im Wochenplan und verhindern Einsamkeit. Oft werden die Sprachkurse auch mit weiteren Angeboten verbunden, beispielsweise einem gemeinsamen Film­abend mit einem fremdsprachigen Film oder Ferienangeboten in Gruppen.

Kurse sind nicht jedermanns Sache. Haben Sie noch andere Tipps?

Pro Senectute Lohrer
Lukas Loher, Leiter Fachbereiche bei Pro Senectute

Eine andere Möglichkeit ist die Freiwilligenarbeit. Viele unserer Dienstleistungen könnten ohne Freiwillige nicht angeboten werden. Gleichzeitig ist dieses Engagement für Senioren selber eine Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen. Die gemeinsamen Erlebnisse, die erfahrene Dankbarkeit und die Erkenntnis, gebraucht zu werden, fördern auch das eigene Wohlbefinden.

Was tut Pro Senectute für jene Menschen, die zu gebrechlich sind, um aus dem Haus zu kommen?

Einige Pro-Senectute-Organisationen bieten einen Besuchsdienst an, der sehr beliebt ist. Freiwillige besuchen die Senioren zu Hause. Sie gehen mit ihnen spazieren, einkaufen oder halten einen Schwatz.

Weitere Infos: www.prosenectute.ch

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 01.02.2018.

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